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29. Juni, 2020 By Heidi Lampret

Vom Ich zum Wir

..oder Warum es sich nicht auszahlt zu streiten

Hier sind wir also gelandet. Das Ich steht über den Dingen. Alleine. Bravo! Was für ein Theater! Das Ich jedes Einzelnen steht über den Dingen; steht felsenfest und unverrückbar verrückt im Weg hin zum notwendigen Wir. Dieses lautstarke Ich, dass in Wahrheit ganz klein ist, ohne Hut, das in Wahrheit doch eigentlich nur mal gehört werden will. Weil es in Wahrheit dazugehören will. Gegenwind ist gut für die Weiterentwicklung. Rückenwind jedoch hilft beim Abheben und macht lange Höhenflüge mit schönem Ausblick erst möglich. Rückenwind stärkt, nährt. Besonders, wenn er metaphorisch aus dem Munde eines kollektiven Wir strömt. Gegenwind ist mühsam, anstrengend. Kostet Kraft und viele Zinken aus der Krone, die anlässlich der Ehrung eines längst vergessenen Königreichs „ICH“ mit hochmütigem Haupte viel zu lange zur Schau gestellt wurde. Das Königreich Ich. Ich vor allen anderen.

Meine Ansicht von Welt und Realität vor der der anderen. Egal? Oder doch nicht? In jedem Fall mühsam. Ich bin müde. Dieser seltsame Planet hat was losgetreten. Der Kampf um die eine Wahrheit; er ist aussichtslos. Weil wir alle irgendwo am richtigen Ende unserer Realität stehen, während wir die Samen auf unseren Erdbällen säen, die sich in Sonnensystemen unseres kognitiven Konstruktes von Ego um sich selbst drehen, zwirbeln; sich magnetisch anziehen, dann wieder mit inneren Anteilen wie Leichtsinn, Zeitdruck oder Verrücktheit kollidieren. Nun kämpfen wir für so groß und wichtig befundene Ichs schon mit uns selbst so heftig, sind so strebsam im Hegen, Pflegen und Verteidigen unseres Ich-Erdballs im um sich selbst rotierenden Ego-Universum….und dann noch das Recht haben wollen im Dialog mit dem Gegenüber. Haben wir nicht alle Recht? Die Liebenden sind schon im Recht. Leichtfüßig tanzen sie um mich herum, vermitteln Lebenslust, Lebendigkeit, Freiheit. Ein Stück weit hab’ ich das Gefühl, sie sagen „Alles ist gut, wie es ist. Du, ich, wir.“ Liegt nicht die wahre Stärke in der Akzeptanz, in der Verschmelzung verschiedener Ansichten und Universen, statt Streit um die eine Realität?

Verschmelzung heißt nicht Verschwinden. Das Ich und das Ego haben nur Angst vor dem Tod, weil der Mensch halt Mensch ist und bleibt und weil der Tod so bitter endgültig scheint. Dabei ist die Aufgabe von Materie, das Überwinden von Ich und Ego, erst der Beginn. Der Gewinn von etwas viel Größerem. Viel viel größer, als Ich selbst, das Ich sogar mit schmuckem Krempenhut jemals hätte werden können. Im Kollektiv sind wir viel größer, viel echter, viel stärker. Wenn jeder seine Samen auf seinem Erdball – Ich – weiter sät, sich aber auch in Ruhe die Zeit nimmt für Wachstum und Reife und gleichzeitig mutig genug ist, sein Sonnensystem zu verlassen, bilden wir ein neues System. Ein Wir-Sonnensystem aus vielen bunten, schrägen, humorvollen, traurigen, besorgten, wichtigen, wütenden, bereichernden, kontroversen Ansichten von Leben. Und sie alle sind richtig und rechtens. Sie alle dürfen Leben. Lebt es sich nicht im Kollektiv schöner? Wahrlich, es lohnt sich nicht zu streiten. Denn Kampf und Widerstand hörten niemals auf….und wie schon erwähnt: Ich bin müde. So schrecklich müde.

Ich möchte lieben, lachen und weinen mit Menschen.  Nicht länger mit mir selbst, heimlich, wenn mich niemand beobachtet, mit Zeit- und Leistungsdruck im Nacken, weil ansonsten die Mauern meines lebenslänglich eifrig konstruierten Relitätskonstruktes einstürzten. Echt sein mit echten Menschen, die sich trauen, ihren Ich-Planeten mal ein Sekündchen zu verlassen und beispielsweise meinen auszuprobieren. Nur mal so, im Vorbeigehen. Nur mal so, zum Spaß. Denn nur durchs Verlassen und ehrliche Einlassen auf den Planeten des anderen, verstehen wir seine Welt, seine Vorstellung von Realität im Ansatz und schaffen Raum für Aufbruch und Integration. Sterben? Sterben muss hier niemand. Vorerst nicht. Höchstens verstaubte Vorstellungen von dem einen Recht, der einen Wahrheit des Ich. Meiner Wahrheit, die ich für Wichtiger hielt, als die der anderen. Die vielleicht, ja. Die tragen wir als W-I-R daraufhin kollektiv mit Pauken, Trompeten, Luftschlangen und frohen Liedern zu Grabe, weil sie keiner mehr braucht für diese neue Welt im Wir, wo wir in uns und auf unseren Ich-Planeten wohnen, aber ganz viel neue Samen säen und Raum schaffen für Begegnung bei friedlichen Lagerfeuern, Umarmungen, dem gemeinsamen Wort, dem interessierten Blick, dem Zuhören mit Seele, dem friedlichen nebeneinander Leben, dem freundlichen Händeschütteln, dem sanften Ja – zum Ich, dem Ja zum Wir.

Wie viel Energie verwendest du mit der Verteidigung deines ICH-Planeten? Was hilft dir, dich für das WIR zu öffnen? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen!

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21. Oktober, 2017 By Heidi Lampret

Mein Körper, meine Regeln: Bewusstheit ist stärker als Selbsthass

Foto Theresa Pewal Artist Portraits

Du kannst Tonnen an Make-up verwenden, um alles Schwarze zu kaschieren: deine Augenringe, deine Pigment/ Altersflecken, deine schwarze Seele. Für dein Gegenüber bleibt all das dennoch sichtbar. Ich hab knapp 27 Jahre gebraucht, um zu verstehen was für ein Wunder mein Körper ist. Ich bin nicht perfekt für irgend jemanden, aber ich bin perfekt für mich. Hier 8 meiner vielen Mankos:

  1. Ich habe viele Narben von den Abenteuern im Wald mit meinem Bruder und den Nachbarskindern.

  2. Ich habe zahlreiche Dellen an meinen Oberschenkeln und für den Großteil der modebewussten Konsumbevölkerung für unschön befundene Zitrusfruchtähnliche-Haut. Dass diese wiederum hässlich sei, haben auch wiederum murds gescheite Gurus so definiert.

  3. Ich habe viele blaue Flecken, immer wieder.

  4. Ich habe Sommersprossen, die sich besonders in der heißen Jahreszeit wie Heuschrecken vermehren und Altersflecken ähneln.

  5. Ich hab Naturhaar in der Farbe: Kärntner Mausgrau.

  6. Ich hab Haare auf den Ansätzen meiner großen Zehen.

  7. Ich hab eine Art dritte Brustwarze auf meinem linken Brustbein. Eigentlich ist es eine Mischung zwischen einem Leberfleck, einem Muttermal mit Warzenambitionen. Wirklich hübsch ist das nicht.

  8. Ich tendiere zu latent-permanent unreiner Haut, die viele SupermarktverkäuferInnen dazu aufruft mich beim Kauf von Spirituosen nach dem Ausweis zu fragen.

Hier meine Haltung zu den eben genannten 8 Punkten (Am besten nochmal doppelt lesen. Ist gut fürs Auge. Rauf-runter-rauf-runter. #augenyoga):

  1. Es war eine unfassbare geile Zeit, denn ich bereue kein einziges der Abenteuer. Jede Schramme/ Kerbe erzählt eine Geschichte.

  2. Ich liebe jede Delle, denn sie erinnert mich daran, wie oft ich zu lange an Arbeiten für mich oder Andere gesessen habe oder an Arbeiten für unterbezahlte Jobs. Und sie erinnern mich an den vielen Zucker und die fettigen Snacks, die ich mir deshalb aus Frust, Zeitmangel oder Unbewusstheit 10 Sekunden durch meine Speiseröhre gejagt habe und die nun mein Leben lang an den Hüften vor sich hin schwabbeln. Was wiederum bestens in mein konstruiertes Frauenbild passt, welches mehr Marilyn ist als Posh-Spice. 🙂 Was ich sagen möchte: Ich will aufhören meinen Körper mit so viel unsinnigen Nahrungsmitteln voll zu stopfen. Die Tage an denen ich ein „dickes Fell“ brauchte, sind vorbei. Es ist Zeit für ein leichtes, schönes Leben.

  3. Sie erinnern mich nicht so grob und hart mit mir umzugehen; mich zu lieben. Die blauen Flecken erinnern mich daran, dass es sanftere Wege gibt, um mit mir und meinem Körper ins Spüren zu kommen. Die Härte war lange Zeit wichtig, aber heute darf ich sie gehen lassen.

  4. …und die mag ich trotzdem sehr gern!

  5. Okay, ich geb‘ zu, ich hab mir mittlerweile blonde Strähnen machen lassen bei meinem einmal-pro-Jahr-Friseurbesuch. Sorry! Das bisschen pimpen musste sein. Ein bisschen glamour schadet nie!

  6. Alle Anti-Fuß-Menschen müssen jetzt bitte weg-lesen. Is so! Wäh!

  7. Aber sie ist halt Teil von mir.:-)

  8. Das ist immer das Indiz dafür, dass ich grad nicht ehrlich mit mir bin, nicht offen meine Gedanken ausgesprochen habe, dass ich zwischenmenschlichen Stress habe, die Sprache meines Körpers wiedermal nicht übersetzen kann (das kleine Übersetzer-Äffchen hat manchmal Urlaub oder isst grad Bananen und schaut sich alte Knight-Rider Folgen an) oder dass ich schlicht und einfach Punkt 2 (Ernährung) missachtet habe; grad wegen der Aufzählungen im vorherigen Satz. Und btw ich bin schon in einem Alter wo ich gerne jünger geschätzt werde. Abgesehen davon ist das mit dem Alter sowieso eine widersinnige Sache. Wir werden ja eh alle älter. Insofern…pfffff….what shells.

Foto Christine Kostner Photographie

Ich mache viel Sport, viel Spaß, ich springe gern in Regenpfützen bei massivem Platzregen, liebe den Wechsel zwischen Tag und Nacht, liebe es, knackigen Salat zu waschen und zu marinieren oder die selbstgemachten Käs’nudeln ins kochende Wasser zu werfen, während ich zu Thunder auf- und ab jumpe. Ich weiß wie es ist, sich mit 13 in viel zu weiter Kleidung zu verstecken, weil die coolen Jungs dir G’nackwatschn verteilen, weil du noch nicht ganz so viel „Vorbau“ vorzuweisen und/ oder zu viele Pickel hast und nicht die neuesten Jugend-Gadgets besitzt*, die ein Gefühl von Zugehörigkeit heucheln. Ich weiß was es heißt eine Diät nach der nächsten zu versuchen, wieder 0,5kg an Gewicht zuzulegen. Ich kenne die vergleichend-eifersüchtigen, sich selbst geißelnden Blicke, sobald ein schönes Mädchen deinen Weg kreuzt. Ich weiß was es heißt den eigenen Körper zu hassen und vor dem Spiegel stehend zu heulen.

Aber weißt du, die Lösung für ein gesundes Körperbewusstsein war – in meinem Fall jedenfalls – unmittelbar vor meiner Nase. Die ganze Zeit über. Ich Ich habe immer im Außen gesucht, verglichen, gehungert, übertrieben gesportelt, übertrieben gegessen, gegessen wenn ich glücklich, zufrieden, besonders strafend war; ich hab geweint, mich verkrochen, in viel zu weite Kleidung geschwungen, mich klein und unbedeutend gefühlt, ich war von Neid und Gier zerfressen, meinen Schlankheitswahn endlich in die Realität umzusetzen. Denn dahinter stand meine Phantasie, ich wäre dann ein liebenswerter, wunderschöner, absolut glücklicher Mensch. Die perfekteste, liebenswerteste, begehrenswerteste Version von mir. Kollidiert hatte diese Vorstellung mit dem Fakt, dass ich mein Frau-sein unglaublich abstoßend fand. Wurde ich doch erzogen, um möglichst hart zu arbeiten. Bis die Finger wund sind und dann nach Möglichkeit noch ein bisschen härter. Jeder Snack bedeutete einen Schritt rückwärts. Einen Schritt weiter weg von diesem Leben, dass ich irgendwann führen wollte. Ein Leben, dass ich so an mein Aussehen knüpfte. Mein Lebensglück, dass ich mit oberflächlichen Zielen zu erreichen glaute. Dabei war die Lösung immer in mir. Es ist mir wichtig, das nochmals zu betonen. Denn ich bin der Mensch/ die Frau, die ich immer im Außen suchte. Schon jetzt. Wie geil ist das denn?? Der Wahnsinn!!

Die Herausforderung war mich anzunehmen. All diese Jahre dieser Selbsthass, diese Zweifel, diese Sehnsucht auf ein nie eintreffendes Leben. Dabei war genau die Selbstliebe im Hier und Jetzt die Aufgabe. Dieser Körper pumpt täglich Unmengen an Blut durch Körper und Extremitäten. Dieser Körper reproduziert die gesamte Zellstruktur innerhalb eines Tages neu. Er reorganisiert sich bei Viren oder Keimen (alleine im Darm, man bedenke was da abgeht). Er sorgt dafür, dass die Schleimhäute in Takt sind. Er lässt mich träumen und wach sein. Er lässt mich sprechen, denken, fühlen. Was für ein Wunderwerk. Da wird es ja wohl nicht zu viel verlangt sein, diesen Körper ein wenig zu warten, ihm natürliche Nahrung, ausreichend Flüssigkeit, Ruhe und Liebe zu gönnen. Unglaublich, mein Hirn und Bewusstsein arbeiten 24h täglich, ohne Pause, ohne Updates oder Wartung! Ich denke „greifen!“ und meine Hände greifen. Ich denke „laufen“ – und ich laufe. Wie phantastisch ist das denn?

Foto Theresa Pewal Artist Portraits

Manchmal bin ich so glücklich mit und in mir drin, dass ich gerne alle 10 Sekunden auf die Knie fallen und Danke sagen würde. Ich bin ein Wunder. Genau wie du, lieber Mensch, der diesen Beitrag grade liest. Wenn Babies geboren werden, sind wir immer fasziniert. Wir sind stolz wenn sie lachen, besorgt wenn sie weinen, amused, wenn sie pupsen, erleichtert wenn sie die Windel prall füllen und klatschen euphorisch, wenn sie ihre ersten Schritte tun. Spätestens während der Pubertät hört die Begeisterung auf, und alles schwappt in Genervtheit – für alle Parteien – und knallende Türen über, sind da wo einst offene Arme waren nun verschränkte Arme, ob des Unverständnisses.+

Wir werden erwachsen und vergessen, dass wir das Wunder  sind. Wir vergessen dankbar zu sein. Ich habe 27 Jahre vergessen dankbar zu sein. Und dafür schäme ich mich. Ich entschuldige mich täglich bei meinem Körper. In jeder Krise oder schwierigen Situation meines Lebens war – quasi als dramaturgische Draufgabe – mein letzter Gedanke: „Und ein fettes Schwein bist du auch noch!“ Wie krass ist das denn bitte? Keiner Freundin, keinem meiner liebsten Menschen würde ich je so harte Worte entgegen bringen. Aber bei mir selber konnte ich das ja so viele Jahre machen. Wirklich, du heiliger Körper, danke für deine großartige Arbeit Tag für Tag, Nacht für Nacht.

Ich weiß nicht, ob diese #bodypositivity ein statisches Bewusstsein bleibt. Ich denke nicht. Es wird immer wieder Tage geben, an denen ich meine Dellen im Fokus habe oder das Gefühl, meine Nase wäre irgendwie zu pompös. Aber diese grundlegende Dankbarkeit ist prinzipielll jeden Tag da. Und das war fast 3 Jahrzehnte Arbeit. Ich leibe meinen Körper. Wie er ist, ist er richtig. Ich verschwende meine Lebenszeit und -energie nicht länger, jemand zu sein, der ich nicht sein soll bzw. der ich nie sein werde aufgrund meiner größenwahnsinnigen Ansprüche an mich selbst. Denn niedriges Selbstwertgefühl ist wahrlich eine Sünde. Wir werden an 1 Tag geboren, wir sterben an 1 Tag. Es können große Dinge an nur 1 Tag geschehen. Warum also nicht heute, an diesem Tag entscheiden glücklich, dankbar und voller Liebe für den eigenen Körper sein? Lass es uns versuchen, lieber Mensch. Alles Gute dafür!

Deine innere Haltung macht dich lebenshungrig, freudestrahlend, unwiderstehlich verführerisch, echt. Wie geht’s dir damit? Womit haderst du? Was liebst du an deinem Körper – wofür bist du ihm dankbar?

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4. Oktober, 2017 By Heidi Lampret

Annehmen & Loslassen

Ich habe die heutige Alltagsheldin vor nun mehr als 5 Jahren im Zuge des Psychotherapeutischen Propädeutikums (= Erste Ausbildungsphase PsychotherapeutIn) an der AAU-Klagenfurt kennen gelernt. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, es war Liebe auf den ersten Blick. Zwei Seelen, die sich sofort magnetisch anzogen. Nicht selten fanden wir uns daher intensiv, stundenlang plaudernd im Innenhof der Universität wieder, anstatt den analytischen Freud-Kurs zu besuchen. Wir haben unsere Geschichten, Leben miteinander geteilt; uns unsere freudigen Gesichter, aber auch unsere dunklen Anteile sofort gezeigt. Mir kommt’s vor, sie schon ewig zu kennen. Ich bin dankbar für unsere Freundschaft und darf dir Alltagsheldin Melitta heute vorstellen.

Foto: HL-Photography

LCC: Wer bist du?

Melitta: Ich bin Melitta Narovnigg-Katschnig und lebe in Eberndorf. Ich bin seit 21 Jahren mit Rupert verheiratet. Wir haben eine Tochter – Hemma. Mittlerweile sind wir wieder allein zu Hause, weil sie zum Studieren in Wien lebt. Vor 11 Jahren hatte ich einen Unfall. Ich war mit dem Rennrad für einen Triathlon trainierend unterwegs. Das Jahr 2006 vergesse ich nicht mehr. Ich bin am 20. Juli 2006 mit dem Rad losgefahren und 9 Monate später im Rollstuhl wieder nach Hause. Ein Auto nahm mir die Vorfahrt. Es ist viel geschehen in diesen 9 Monaten. Das Wildeste passierte erst nachdem ich von der Erst-Reha nach Hause kam. 2 Jahre lang befand ich mich in einem Ausnahmezustand. Da hat der Lebenskampf begonnen. Mein ganzes Leben war schlagartig anders. Mein 6. Brustwirbel ist seitdem gebrochen. Mit einer chirurgischen Methode wurde mein 5. Brustwirbel mit meinem 7. verbunden. „Miami Moss“ nennt sich diese gefinkelte Methode, mit ganz viel Schraubalan und so. Ich hab eine spannende Trophäe davongetragen und habe seither einen inkompletten Querschnitt. Die Sensorik ist da, die Motorik leider nicht; entgegen meinen Wünschen. Die rechte Zehenreihe kann ich seit ca. 8 Jahren bewegen. Mehr kam nicht wieder.

LCC: Hast du Unterstützung in Anspruch genommen? Was ist dein Gesamtfazit dieser 2 Jahre Ausnahmezustand?

Melitta: Ich habe ein sehr gutes soziales Umfeld, das mir geholfen und mich getragen hat. Aber die Kämpferin war ich. Ich habe eine Physio-Freundin, die mir in dieser Zeit etwas ganz Entscheidendes sagte: „Entweder du kämpfst, dann geht noch immer etwas, oder du lässt dich fallen und wirst ein Pflegefall. Aber es ändert nichts an deinem körperlichen Zustand.“ Ich hab mich fürs Kämpfen entschieden. Das Kämpfen hat sich gelohnt! (Freude strahlend).

LCC: Ich erlebe dich auch als sehr lebensfroh und lebensnah!

Melitta: Es hat sich so viel verändert. Ich weiß oft gar nicht mehr wie ich vorher war. Da ist alles nur noch verschwommen. Weil ich jetzt im JETZT bin. Die Leute sagen mir, ich war schon immer jemand, der tiefer oder mehr (nach-)gedacht hat als andere. Ich empfinde es so, dass meine innere Haltung nach dem Unfall ganz klar wurde. Das Allerwichtigste war die Erkenntnis: Mein altes Leben musste ich loslassen, das neue annehmen.

LCC: Das klingt nach einem sehr bitteren Kampf!

Melitta: Es kostete mich 2 Jahre Ausnahmezustand. Aber ich ging jeden Schritt sehr bewusst. Im Nachhinein betrachtet sehe ich keine Möglichkeit, Krisen wie diese anders zu meistern.

LCC: Du meinst, dich mit dir selbst zu konfrontieren?

Melitta: Ja! Und jeden einzelnen schmerzhaften Schritt musst du gehen, auch wenn du noch so mutig bist oder verletzt; oder kraftlos und voller Wut. Du musst da durch! Das ist dieser Kampf von dem ich spreche. Der hat für mein Leben 100%ig gepasst. Ich musste mir erlauben, alles was mir auf diesem Weg begegnet auszuleben/ auszuhalten. Jeden Seins-Zustand, jedes Gefühl, jedes „Ich kann nicht mehr.“ oder „Ich möchte das nicht.“. Ich musste mich mir selbst zumuten; mich mir selbst erlauben. Zugleich brauchte ich auch ein Umfeld, das mir das erlaubte. Meine Uhr tickt jetzt anders. Meine Leute, meine Lieben mussten verstehen lernen, dass nichts mehr so hurtig geht, wie bisher. Sie haben mich voll unterstützt; mit ganzer Liebe und tun das heute noch. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn so lässt es sich leichter mutig sein.

LCC: Das heißt der Unfall hat deine Lebensroutine und -geschwindigkeit beeinflusst?

Melitta: Total ja. Ich mache immer so Schmäh’s im Winter, wenn die Gehsteige hier in Eberndorf nicht gut geräumt sind. Da muss ich oft zu Hause bleiben. Wenn es salznass und teils geräumt ist, wage ich mich hinaus. Ganz oft spüre ich die Blicke der hastigen, ungeduldigen Autofahrer, die nicht überholen können, weil ich jetzt hier die Straße entlang rolle. Ich sag immer „Ich bin die Entschleunigung in Person für Eberndorf.“

LCC: Die Dinge, die ich von dir weiß, lassen mich glauben, du warst vor dem Unfall gar nicht so entschleunigt. Im Gegenteil; dort und da und überall zugleich. Am besten mit 10 Händen alles zugleich tun wollen; mit 16 Beinen jeden Berg rasch erklimmen wollen. Liege ich damit richtig?

Melitta: So ist es. Ich war ein Hans Dampf in allen Gassen. Ich war nie „nur“ auf 70 % unterwegs, sondern immer auf 120 %. Vollgas! Egal wo ich landete. Es war immer mit hohen Ansprüchen an mich selbst. Dann kam offenbar der Keulenschlag. Ich denke oft nach, ob es nicht eventuell Zeichen in meinem Leben gab. Bestimmt! Aber ich hab sie nicht kapiert. Und dann bekam ich ein radikales. Stopp! Es gibt noch mehr. Und mittlerweile komme ich mir reich und beschenkt vor, dass ich diesen Unfall hatte. Weil, so pervers das klingt: Ich bin privilegiert. Es hat mich aus dem Radl (Hamsterrad) heraus geschmissen. Ich bin frei durch meine 100%ige Invalidität. Und so gehe ich das Leben ganz entspannt an.

LCC: Unabhängig davon wie mobil du durch die Welt gleitest/ rollst – gibt es etwas, dass du bereust? Gibt es einen Rat, den du uns mitgeben möchtest?

Melitta: Ich glaube, ich habe ziemlich viel richtig gemacht. Mit 30 bin ich von Österreich abgehauen und meinem Traum gefolgt. Ich habe 1 Jahr in Australien gelebt. Die Bilder, die ich dieses 1 Jahr eingesaugt habe, vergesse ich mein ganzes Leben nicht. Ich bin reich beschenkt zurück gekommen und habe nach wie vor Kontakt nach Australien. Das hätte ich mir nicht verziehen, wenn ich diesen Mut nicht gehabt hätte. Denn aus heutiger Sicht, in der Situation in der ich bin, könnte ich das alles in dieser Qualität nicht mehr erleben.

LCC: Also: Raus in die Welt, spür dich selbst, feiere das Leben, folge deinem Bauchgefühl. Ist das dein Tipp?

Melitta: Ja genau. Sag nicht „irgendwann“ oder „(morgen) vielleicht, wenn ich den Betrag xy verdient habe.“ oder „Wenn die Kinder aus dem Haus sind.“ Du weißt nicht, ob dieses irgendwann; dein großer (Ego-)Lebensplan nicht durch die Pläne des Lebens durchkreuzt wird!

LCC: Was heißt echt sein für dich?

Melitta: Dass ich ehrlich zu mir selbst bin. Dann kann ich es auch der Welt zeigen. Wahrhaftig sein! Ich sage das sehr oft. Zu mir selbst zu stehen; zu allem, was mich ausmacht. Körperlich wie seelisch. So wie ich bin, bin ich richtig. Wahrhaftig gefällt mir gut. Du musst deinem Gegenüber nichts vormachen. In meiner Situation ist das so. Ich kann gar nichts anderes zeigen und das macht mich reich. Denn ich muss niemandem mehr etwas vormachen, immer schneller, besser, erfolgreicher sein. Ich bin jetzt so und genau so bin ich richtig.

LCC: Das zeugt von wahrer Größe, dass du das nach all diesen Jahren sagen kannst. Ich kenne keinen Menschen, der morgens aufsteht und sagt: „Cool, dass meine Füße funktionieren.“ Es ist das Normalste der Welt. Das ist es aber nicht! Wenn man plötzlich damit konfrontiert ist, im Rollstuhl zu sitzen, ist es plötzlich nicht mehr selbstverständlich.

Melitta: Ja, aber diese Schritte der Trauer und der Wehmut habe ich wahnsinnig leben lassen. Ich habe sie wahrgenommen, gespürt. Ungefiltert. Denn das ist das Leben. Manchmal ist es super gut und dann wieder ganz bitter und fast unerträglich. Aber es ist Leben. Pur! Hätte ich das nicht gemacht, hätte es mich irgendwann eingeholt. In jeder Krise ist es wichtig jeden einzelnen Schritt zu spüren. Egal wie schmerzhaft er ist. Es geht nur step by step.

Foto: HL-Photography

LCC: Das heißt diese tiefe Tiefe muss wahrgenommen werden, um wieder neuen Mut zu fassen und mich mit Fragen auseinanderzusetzen wie „Wie gestalte ich mein Leben? Wie bin ich in dieser neuen Version? Wie gestalten ich dieses neue Leben? Wer bin ich jetzt und wie bin ich?“ Die Tiefe führt dich näher zu dir selbst?

Melitta: Ja genau. Aber es ist nichts selbstverständlich. Und jedes Mal kommt tiefe Dankbarkeit in mir hoch, weil ich diese Selbstverständlichkeit gegenüber dem Leben und allem was ist, nicht mehr habe. Ich bin froh, dass ich mich der Krise gestellt habe. Und mir selbst. Das ist ein wahnsinniges Feeling.

LCC: Es ist sehr berührend dich so zu sehen und dir zuzuhören. Man spürt, dass das echt ist und echt da ist. Dass du echt bist. Du hast nichts im Zitate-Kalender gelesen und gibst es pseudo-psychologisch anspruchsvoll einstudiert weiter. Du hast diese scheiß harte Arbeit auf dich genommen; deiner Angst in die Augen geschaut, dich mit dir beschäftigt, denn weglaufen konntest du von heute auf morgen leider nicht mehr. Das ist sehr faszinierend, nicht nur heute, weil wir ein Interview führen, sondern jeden Tag unserer Freundschaft. Danke dafür, Melitta!

Melitta: Es ist nicht anders, es ist genau so. Ja! Sag ja zu dir und dem Leben. Sag ja zu dem Scheiß mit dem du grade konfrontiert bist. Es steckt ein Sinn in allen Höhen und den Tiefen. Ganz besonders in den Tiefen. Das Leben will gespürt werden.

 

Foto: HL-Photography

LCC: Was bedeutet für dich Frau-sein?

Melitta: Da hat sich einiges verändert mit meiner Verunfallung, was für mich phänomenal ist. Damals waren Rupert und ich noch relativ jung verheiratet. Das war auch für meinen Mann ganz einschneidend. Ich hatte aber nie das Gefühl, dass er das Handtuch schmeißen wollte. Zumindest hat er mir das Gefühl nie vermittelt. Er war und ist so liebevoll. Wir sind noch mehr zusammen gewachsen als Mann und Frau. Natürlich hat sich vieles verändert, grade im Bereich der Sexualität. Der Unfall hat uns nicht auseinander gesprengt. Rupert sagt immer so lieb: „Es passt kein Löschblatt zwischen uns zwei.“ Es war nie ein Moment da, wo er oder ich, oder wir Beide das Gefühl gehabt hätten: „Jetzt geht es nicht mehr. Lass uns aufgeben!“ Wir waren uns schon vorher so nahe, daher haben wir diese Herausforderung als Mann und Frau; als Eheleute, nie hinterfragt. Wir haben an unserer Beziehung nicht gezweifelt. Wir haben das durchgestanden. Das war für uns ganz klar.

Wir amüsieren uns an diesem Punkt des Interviews darüber, dass der Nachbar mitten im Interview die Kreissäge startet. 😀 Das dauert auf der Audio-Aufnahme grade ca. 3 Minuten. Herrlich. Es schüttet aus Kübeln, wir plaudern am Balkon und der Nachbar hat nichts Besseres zu tun, als Holz zu schneiden.

LCC: Melitta – bitte beende diesen Satz! Ich bin Alltagsheldin, weil…?

Melitta: …weil ich fühle, dass ich wieder ziemlich mitten im Leben bin. Der Satz gefällt mir selber ziemlich gut. Ja!

LCC: Ziemlich cool! Du bist eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben und dein Lebensgefühl möchte ich mit der Welt teilen.

Melitta: Och Schatzale! 🙂

LCC: Wenn du etwas mit der Welt teilen könntest – egal ob mit der virtuellen oder der richtigen – was wäre das?

Melitta: Etwas, dass ich in diesen 10 Jahren gelernt habe, ist, dass es immer um die gleiche Geschichte geht: annehmen, loslassen, im Hier und Jetzt bleiben. Wir wissen das alle, tief drin, aber wir tun das nicht. Wir tun alles, um unsere Endlichkeit wegzudrücken. Und ich hab das Gefühl, dass ich mir einiges an lebensbejahender Haltung erst andressieren musste! Wenn du das schaffst; selbst wenn es nur kleine Sequenzen im Alltag sind, in denen du Jetzt bist, hast du schon gewonnen.

LCC: Es ist so ein schmaler Grat, auf dem man heute wackelt, morgen wieder stabil ist. Mehr vom Einen zu machen, weniger vom Andern. Weniger Sorgen, mehr Freude. Diese Bewusstheit unserer Verwundbarkeit und Sterblichkeit erschlägt uns und sofort ersticken wir sie im Keim oder im Alkohol, oberflächlicher Unterhaltung, exzessivem Sex, Nahrungsaufnahme, Arbeit; weil diese Gedanken so furchtbar beängstigend sind; uns die Luft zum Atmen nehmen.

Melitta: Und das ist aber auch Thema in jeder Krise (annehmen & loslassen). Du kannst es nur durchs bewusste Hinschauen, Hinspüren bewältigen. Und, dass du dich nicht unter Druck setzt ist wichtig und der Ungeduld nicht das Ruder übergibst. Nach dem Motto: „Das müsstest du doch jetzt schon wissen/ gelernt haben.“ Gib dir alle Zeit der Welt, aber verlier nicht den Fokus auf dich selbst!

LCC: Es liegt also viel Sinn in diesen Krisen? Dass wir sie „brauchen“ klingt jetzt fast masochistisch, aber brauchen wir Krisen, um zu wachsen?

Melitta: So pervers es klingt, ich bin reicher geworden durch diesen Keulenschlag. Es gibt einen Sinn. Aber welchen, kannst nur du selbst ergründen. Diesen gefinkelten Bauplan tragen wir alle in uns. Sei mutig und schau hinein in dich!

LCC: Was gibt deinem Leben Sinn?

Melitta: Alles was mir begegnet; alles jetzt! Es ist so arg. Es hat sich in den letzten Jahren meiner Rollstuhlzeit so viel zum Guten gewendet. Alles hat seine Richtigkeit. Das hat sich so intensiv entwickelt. Ich erlebe mich in ganz vielen Situationen sehr bewusst. Wenn eine Tür zugeht; eine Situation ausweglos erscheint, sehe ich sofort 10 neue Optionen. Für mein Leben habe ich viel gelernt. Totale Wahrnehmung stärkt das Vertrauen ins Leben. Ich hab total gewonnen. Es ist schön, dass wir das heute im Interview so komprimiert festhalten und teilen.

LCC: Boah du bist so arg. Der Satz wirkt! (LCC seufzt vor lauter überwältigender Bewusstheit). Du überfährst mich manchmal mit deiner Liebe zum Leben. Ich kenne wenige Leute, die Funken sprühen vor lauter Bewusstheit und Klarheit. Ich will dich hier nicht zeigen aus einem Voyeurismus heraus oder um auf die Tränendrüse zu drücken, sondern wegen deiner Bewusstheit. Dein Leben ist nicht immer nur positiv oder rosig. Kein Leben ist das. Wir Menschen erleben Krisen. Aber dein Umgang damit ist bemerkenswert. Du siehst diese Logik im Lebensfluss und arbeitest stets intensiv daran, den Moment zu spüren, Emotion frei zu lassen, den Geist weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft zu verlieren. Du bist immer so wie du bist: Nah am Leben. Ich sitz mit dir nie zusammen und wir unterhalten uns übers scheiß Wetter oder die schiefe Wirtschaft, das neue Auto vom Nachbarn oder sonstige Belanglosigkeiten. Wir sprechen immer über uns und über das, was grade ist und das darf hell, dunkelbunt und manchmal schwarz sein.

Wir amüsieren uns an dieser Interviewstelle wieder über die Kreissäge, weil wir uns schon fast nicht mehr hören zwecks Regen und Kreissäge. 😀

Foto: HL-Photography

LCC: Was möchtest du allen anderen AlltagsheldInnen da draußen mitgeben?

Melitta: Was mich so einschneidend ergriffen hat war, mein Zustand in der Erst-Reha. Da befand ich mich im ersten großen Schock. Ich komme aus der katholisch studierenden Jugendszene. In die Kapelle für uns Patienten habe ich mich täglich hin begeben; hin gerollt. Ich hab gefragt und gefragt und keine Antwort erhalten. Bis ich Jahre später merkte, dass alles in mir selbst war. Alle Antworten. Es ist ganz entscheidend bei dir selbst zu bleiben. Und hör auf dich zu vergleichen!! Bitte hör auf dich zu vergleichen! Denn es ist der Weg des Anderen. Nicht meiner! Ich bin das Göttliche im Universum. Aber der Andere ist es auch. Wenn wir schon von Gottheiten sprechen, sollten wir in uns suchen und ganz besonders zugeben, wo wir nicht besonders göttlich oder zwischenmenschlich appetitlich sind. Und der übernächste ist auch göttlich. Alle zusammen sind wir verbunden. Wir sind ein großes Konglomerat, es darf keiner fehlen, weil jeder wichtig ist. Und wir passen alle im Großen und Ganzen zusammen. Jeder mit seinen Stärken und Schwächen oder seinen Handicaps. Durch eine tiefe leidvolle Erfahrung bin ich drauf gekommen, dass das so ist und mehr auf mich selbst zu schauen. Nicht schauen, was der andere kann und ich nicht. Dieses verzweifelte Suchen im Außen hat für mich endlich ein Ende. Und wir Menschen tun das ja so gern: Wir führen Beziehungen, die nicht gut tun und machen dann das Gegenüber für unser Unglück verantwortlich, oder wir suchen in Süchten oder was und wo auch immer.

LCC: Während wir so miteinander plaudern tauchen die Sätze auf: „Was du suchst ist in dir. Es ist schon da. Geh in die Stille, geh in dich. Es ist schon da.“

Melitta: Ja, das ist die Botschaft. Definitiv. Sehr wertvoll. Das möchte ich anderen AlltagsheldInnen in jedem Fall mitgeben. Aber die wissen das eh.

LCC: Oder auch nicht…

Melitta: Wir sind in so einer scheiß Vergleichsgesellschaft gefangen. Kaum ist das Baby da, fragen wir: „Wie groß ist es, wie schwer? Was kann er/ sie schon? Ist er/sie eh brav?“ Immer diese sozialen Zuschreibungen und Zwänge. Das nervt und ist nicht notwendig.

LCC: Es gibt einen Satz, den du sehr gern verwendest: „Leben, um zu sterben.“ Was meinst du damit?

Melitta: Das umfasst den ganz entscheidenden Aspekt im Hier und Jetzt zu sein. Nach meinem Unfall ist das ganz klar gewachsen. Schieb nicht so lange deine Konflikte vor dir her. Mach nichts halbherzig. Lebe leidenschaftlich! Ich verwende den Satz nicht im Sinne einer Panikmache, sondern um die Bewusstheit, die Freude am Leben zu leben.

LCC: Der Satz funktioniert von beiden Enden sehr gut. Immer wieder müssen wir im Leben ein Stück weit sterben, um (neu) zu leben. Konflikte überwinden, kreative Lösungen in Krisen finden. Das Ego glaubt aber immer, sterben zu müssen. Es verliert die Materie, die Substanz.

Melitta: Du musstest auch weit weg von dir gehen, um mit so viel Liebe durchs Leben zu gehen. Du hast immer die Chance und immer die verdammte Pflicht, das Beste aus dir und dem Leben zu machen. Atmen, leben, sein, tanzen, arbeiten – alles Geschenke. Wir sollten alle aufwachen. Das macht so frei!! Das Leben im Jetzt würde uns alle so dermaßen befreien. Es lässt so vieles wahrnehmen. Ein ganzer Rattenschweif an Kleinigkeiten, der plötzlich sichtbar wird.

LCC: Ich glaube das ist deine super-power. 🙂

Nach meinem Unfall konnte ich zwar die Beine nicht mehr bewegen, dafür mich selbst spüren; das was mir wichtig ist, mein ganzes Gefühlsspektrum, das Leben selbst – umso mehr!

LCC: Vielen Dank für deine Zeit, das Gespräch und das gemeinsam echt sein! Danke für dich!

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27. September, 2017 By Heidi Lampret

PS: Liebe Grüße an dich, Schnautzbart-Pete!

Verkehr

…ist ja an und für sich nicht schlechtes. In Öffis, Supermarktgängen oder auf der Straße kann Verkehr allerdings ganz schön ungemütlich werden. So geschehen letztens: Verkehrstechnisch gewappnet, voller Vertrauen in die Zurechnungsfähigkeit, das Verständnis und das Zuvorkommen der Menschheit im Allgemeinen, die mit mir in den Stromschnellen des morgendlichen Berufsverkehrs dahin fetzen, trage ich mein Fahrrad die Kellerstufen hoch. Gleiten wäre mir lieber. Da spricht das verträumte, auf Verzögerung der Zeit hoffende Einhorn in mir. Ich starte in den Tag, radle los. Tiefe Stirnfalten, wildes Gestikulieren und für mich tonlose Gebärden gegen Freisprecheinrichtungen blitzen zwischen getönten Scheiben in der sanften Morgenröte und dem aufsteigendem Nebel über taugeküsstem Grasgrün von Verkehrsinseln entgegen. Lauter beschäftigte, wenig gegenwärtige Menschen wohin ich schaue. Der Helm blitzeblank und tief in meiner, beim Kopf gen Schlüsselbein senken sich ergebende Doppelkinnfalte festgezurrt, voller Freude für den Tag in die Pedale tretend.

Da kommt sie wieder die mir zu gut bekannte, kleine Passage, die ich entgegen gängiger Vorschriften der StVo. für eine Distanz von ca. zehn Metern via Gehsteig passieren muss. Die Straße ist an dieser Stelle furchtbar eng und eigentlich nicht vorhanden, sondern Harrod’s-ähnlich mit Straßenschildern verschmückt (Ich weiß, dass es geschmückt hieße, aber mir gefällt das so viel besser, weil’s das Gesehene, besser vorstellbar macht). Ich sehe die Tiefgarageneinfahrt vor mir, die zu Büroarbeitsplätzen belaptopter Businessmenschen, gehetzter Anzugträger und damenkostümierter Buchhalterinnen führt. Ich werde langsamer, schwinge das rechte Bein über die Mittelstrebe vom Rad, tendiere zum Absteigen, blinzle kurz in die Morgensonne und freue mich auf meinen nächsten tiefen Atemzug bevor ich endgültig stehen bleibe. Ganz. Ich stehe. Ja. Ich stehe. Wie bei Stop, also ohne Bewegung. Damit diese Betonung noch mal ganz klar für sich alleine steht. Ein mittelalterlicher Anzugsträger mit Stern auf der 1985er Karre in gold metallic bremst sich fast die Felgen aus den Achsen.

 

Foto Theresa Pewal Artist Portraits

Der wutentbrannte Kerl lässt die Fahrerscheibe hinunterfahren – nein er kurbelt sogar, was der situativen Dramatik ja echt noch einen Tick mehr Pfeffer verleiht – und brüllt hasserfüllt in meine Richtung. Piep-Geräusche würden an dieser Stelle als Audiospur über seinen wenig freundlichen verbalen Glanzmoment gelegt werden, wäre das hier eine TV-Show, nachmittags mit mittelgradig bis niedriger journalistischer Qualität und gesellschaftlichem Relevanzgrad. Der detaillierte Wortlaut spielt hier wenig Rolle, zumal ich bei Schreiattacken wie dieser grundlegend auf Durchzug schalte. Schreien ist Ausdruck der Überforderung. Kenne ich von mir. Schreien= ins schwarze Treffen, mit eigenen Konflikten so überfordert sein und den anderen verantwortlich zeichnen. Herrlich. Das kleine Äffchen in meinem Honigtopf-Kopf läuft in seinem Pagenkostüm im Kreis, während es das kleine Becken in seinen Händen taktvoll aneinander schellen lässt (vgl. Brahms – Brahms – Symphony No. 4 in E-Moll, Op. 98 ab Minute 11 – da wird’s besonders dramatisch).

Ein bisschen Kaufhausmusik und das nette Vogelgezwitscher aus der Umgebung lasse ich doch noch meinen selektiven Audiofilter passieren. Wow, der olle Schnautzbart-Pete ist ganz schön aufgeregt. Wenn ich das Muskelwechselspiel von Anspannung und noch mehr Überspannung seiner oralen Gegenden korrekt interpretiere – denn in Lippenlesen bin ich wahrlich keine Meisterin – wiederholt er oft die Information, ich sei der dümmste Mensch auf Erden oder so. Und was ich mir nicht erlaube hier am Gehsteig herumzufahren. Der Rest wird wieder durch mein süßes Gehirnfasching-Äffchen unterbrochen. Lustig und erfrischend. Hach, Giacciomo würde ich ihn nennen, entertainte er mich auch real nach arbeitsträchtigen Montagen oder brächte mir einen erfrischenden Martini. Nur hinterlistig sollte er nicht sein. Und bitte auch kein Taschendieb. Also sollte ich Giacciomo lieber nicht aus Taschendiebregionen adoptieren. Der Bart kräuselt sich förmlich nach oben, so garstig artikuliert der energetisch stark überspannte Mann; sogar ein bisschen Spuke kommt mit, ein paar Fäden jedenfalls (Ich wollte Schaum schreiben, aber das liest sich dann doch zu dramatisch). Fühlt er sich doch noch mehr gereizt durch meinen nonverbalen Namaste-move.

Ja richtig gelesen, statt meiner üblichen Schockstarre, wandte ich wie durch Zauberhand heute mal eine neue Bewältigungsstrategie an. Ich verbeugte mich vor ihm und sagte kein Wort. Die Knie waren zur Abwechslung mal nur ein bisschen weich, nicht wie sonst kurz vor dem Kollaps in Situationen die mich glauben lassen, ich habe einen Fehler gemacht. Mehr als links und rechts schauen, kontrolliert anhalten und eh-ein-schlechtes-Gewissen-haben wegen dem baustellenbedingten Ausweichmanöver kann ich dann aber echt auch nicht mehr machen, um mich StVO-konform zu verhalten.  Die Verbeugung war ernst gemeint. Keine Provokation. Ich atme tief durch. Das bringt ihn richtig auf die Palme. Aha. „Seltsames Reaktionsmuster für eine respektvolle Geste“, denke ich. Ich überlege, ihm noch eine Friedensgebärde zu entgegnen (#peace), lasse aber die Hände langsam wieder sinken, da ich fürchte er fiele mich sonst direkt von der heruntergelassenen Scheibe über den Gehsteig her an. Die Speichelfäden sind nämlich mehr geworden; die Lautstärke blieb gleich war sie doch nicht mehr steigerbar.

Mhmhm. So stehe ich hier und merke erstmalig in meinem Leben, dass der fiese Schmerzkloß um meinen Kehlkopf, der sich für gewöhnlich seit Kindertagen bei Schreiattacken diesen Levels deutlich bemerkbar macht und noch heute pawlow’sch-rasant aktiviert wird, gar nicht so notwendig ist. Für gewöhnlich schießt der Befehl „Wassermarsch“ über mein neuronales Netzwerk mit voller Wucht (#arschbombe) in Richtung Tränendrüsen. Ich plärrte für gewöhnlich, weil ich ja eh nix falsch machen möchte und keinem zur Last fallen. Aber heute ist das anders. Der Körper vibriert auch nur minimal, wurde diesmal doch weniger Adrenalin aus der Nebennierenrinde ausgeschüttet.

Bravo, Lady Cupcake. Sehr gute Weiterentwicklung. Was der olle Schnautzbart-Pete offenbar nicht mitbekommen hat, ist mein blitzeblanker Helm, der tief in meiner, beim Kopf gen Schlüsselbein senken sich ergebende Doppelkinnfalte festgezurrt ist sowie mein voller Lebensfreude in die Pedale tretendes, StVo konformees Verhalten. Da kann wohl keiner was dafür. Was ich wiederum nicht wissen kann ist, dass ihn der fürchterliche Streit mit seiner ältesten Tochter gestern Abend völlig aus der Fassung gebracht hat. Sie lädt ihn nicht zur Hochzeit ein und wünscht ihm nur das Schlechteste. Wahrlich keine schöne Sache. Oder, dass der erst seit zwei Jahren im wichtigen Bürogebäude tätige, belaptopte, belackschuhte und eigentlich noch pubertierende BWL-Student die seiner Ansicht nach ihm zustehende Beförderung zugesagt bekommen hat. Mit € 1,99 Piccolo haben sie anstoßen müssen gestern um 16 Uhr. Und sich scheinheilig wiederwillig die Hand reichen und nebeneinander am Foto stehen und seine eye-to-eye Blitze musste er möglichst gekonnt kaschieren. Oder vielleicht war vorgestern einfach die Untersuchung beim Urologen ein bisschen haarig. Alles nur Spekulationen und Verstehenshypothesen.

Ich rase ja so durch meine eigene Ideologie von Realität, dass ich nur schwer die vom Schnautzbart-Pete ergründen kann. Die Dinge sind meist nicht wie sie scheinen. Und wenn diese Brülltirade zumindest dazu gut war seine negative Energie zu entladen, dann bitte gerne. Jederzeit. Bevor du den belackschuhten BWL Jungspund eine G’nackwatschn verpasst, oder deiner Tochter auch eine Todeswunschnachricht auf der Mailbox hinterlässt, deine Frau wieder verprügelst oder die Katze vom Urologen massakrierst, weil er bei der Untersuchung doch den einen Finger zuviel verwendet hat. Ich weiß nicht was dich bewegt. Ich weiß nicht was dich so wütend macht. Muss ich auch gar nicht. Wir Menschen machen verrücktes Zeug. Ich jeden Tag. Jedenfalls bin ich froh, dass mein pawlow’scher Reflex reduziert ist. Ein echter Erfolg. Zumindest dafür war unsere Begenung gut. Also indirekt: Danke dafür! Ich nehme hier einfach meine Ohnmacht aus der Situation und sag ehrlich Danke. Denn indirekt ist dir ja hoffentlich nicht nur der Schutz deiner gold metallic Karre wichtig, der bei meinem ungraziösen Ritt über deine Motorhaube im Falle meines tatsächlich ausbleibenden Stehenbleibens nicht mehr gegeben gewesen wäre, oder deine abgelaufene Versicherung – sondern mein Leben.

Auch alles nur Vermutungen. Bitte sag in Zukunft einfach was du wirklich denkst. Ich kann nichts dafür, wenn du früh morgens an Einfahrten still stehende, dich beobachtende, achtsame und am Einfahren nicht behindernde Verkehrsteilnehmer auf zwei Rädern nicht wahrnimmst. Behalt dir deinen Frust und such dir konstruktive Wege zur Bewältigung (Coping). Das geht zum Beispiel HIER, HIER, HIER oder HIER. Mehrjährige Psychotherapieeinheiten wirken auch Wunder. Auch das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Nähere dich dir selbst. Spread love not hatred! Alles Liebe – Lady Cupcake!

PS: Liebe Grüße an dich, Schnautzbart-Pete!

Hattest du ähnliche Erlebnisse? Wie gehst du mit Schreiattacken, hitzigen Diskussionen um?

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15. September, 2017 By Heidi Lampret

F41.0 Unsichtbare Krankheiten

Lange Zeit meines Lebens dachte ich: „Wer bist du ohne Leistung? Wer bist du ohne Angst?“ Ich erschrak über die billige Kopie; die kahle Stelle, die übrig blieb, da wo vorher so ein großes, aufgeblasenes Ego sinnbildlich in Form eines massiv arbeitenden Ackergauls war. Ich fühlte mich wie nichts. Ich dachte es bliebe nichts übrig, wenn ich nicht immer die Normen einhalte. Wenn ich nicht allen Ansprüchen meiner Mitmenschen 1:1 entspräche. Egal wie viele es parallel waren oder wie kontroversiell.

Ich blieb immer schön angepasst, immer im Hintergrund, die Klappe haltend, egal wie groß die Spannungen bei den verbal aggressiven, teils zu körperlicher Gewalt an Mensch und Tier ambitionierten Menschen waren. Spannungen aushalten konnte ich immer gut. Ich war immer das Mädchen fürs Grobe. Wie das so ist mit Spannungen, muss Energie sich irgendwann wieder in neue Richtungen verflüchtigen. Denn ein lebenslanger Zustand wie dieser ist weder feinstofflich noch biochemisch vertretbar. Vergleichbar ist dieser Zustand mit einem Drahtseil, dass bei Überspannung durch zu viele Windungen dazu verdammt ist zu reißen.

Foto Theresa Pewal Artist Portraits

Als die Angst meine Welt zum Einsturz brachte

Ich werd ihn nicht mehr vergessen, den 8. November 2011. Ich war mit einer Freundin in der Londoner U-Bahn. (An dieser Stelle wechsle ich aus Gründen der besseren Vorstellbarkeit in die Gegenwart.) Da ist er, dieser Gedanke, der sich aus dem Hinterhalt mit einer gefühlten Tonne Gewicht über mich; meinen ganzen Körper wirft. Mir bleibt die Luft weg. In meinem Kehlkopf fühle ich sich meinen Herzschlag wild umher pochen, was es unmöglich macht das aktuelle Geschehen in Worte zu verpacken. Angepasst wie ich bin, blicke ich mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen ins U-Bahn Abteil. Die zivilisierten Londoner starren schläfrig-stockstarr in ihre Morgenzeitung. Ich schaue mich um. Gut, niemand merkt was gerade in mir vorgeht. Mein chamäleonartiger Tarnmodus scheint einmal mehr Wirkung zu zeigen. Dieser schreckliche Gedanke wird immer lauter, sodass ich mich selbst weder atmen noch denken hören kann: „Ich werde sterben.“ Meine Hände zittern wie bei einem akut niedrigen Blutzuckerspiegel. Das kann aber nicht sein, wir haben vor 1,5 h erst gefrühstückt. Was passiert hier? Vor meinen Augen beginnen schwarz-weiße Pünktchen zu tanzen. Alles wird schummrig. Die Hitze steigt mir in die Knie. Ich glaube umgehend zu stürzen. So weiche Knie müssen nachgeben. Es gibt keine andere Option. „Soll ich um Hilfe bitten? Nein, so arg ist es doch nicht. Ich halte das aus.“

Ist es doch eine Sache des Kreislaufs? Seltsam – ich falle nicht. In meinen Wachstumsphasen hatte ich häufig Kreislaufbeschwerden. Der Zustand war vergleichbar, wenngleich weniger akut bedrohlich als dieser jetzt. Wäre es eine Sache des Kreislaufs, wäre ich schon längst in horizontaler Position. Kreislaufkollaps ausgeschlossen. Der Schweiß, den ich seit Minutenhoch 10 absondere, scheint sich in meinen Schuhen zu stauen. Ich versuche mich gegenüber meiner Freundin zu artikulieren. Ich kann nicht sprechen. Mein Puls beschleunigt sich erneut. „Habe ich einen Schlaganfall?“ Mir fällt die englische Übersetzung stroke ein, nicht aber das deutsche Wort. „Was passiert hier? Was passiert mit mir?“ Ein unglaublicher Druck macht sich im Brustkorb breit. So stelle ich mir den Moment bei einer Herz O.P. vor, wenn der Brustspreitzer zum Einsatz kommt. Nur ohne Narkose. Eine nahezu lautlose Schnappatmung durch den Mund setzt ein. Angepasst wie ich bin, kaschiere ich all das und leide in mich hinein. Das darf niemand merken. Der belastbare Ackergaul macht hier keine Szene während des Millionenschweren Londoner Frühverkehrs. „Kein Drama! No way!“ Aber in Wahrheit bin ich verzweifelt. Wir steigen aus. Ich höre meine Freundin den Plan für den heutigen Tag wiedergeben: London Eye, Big Ben, Madame Tussaud’s. Sehr dumpf und weit weg hört sich das alles an. Bin ich denn noch hier oder eh schon weg? Ich zwicke mich in den Arm, um zu checken, ob ich den Schmerz fühle. Angenehm ist der im Vergleich zum eben Geschehenen. „Schauen wir mal, ob ich mich heute überhaupt noch bewegen oder artikulieren kann.“

Ich merke wie der Druck im Brustkorb weniger wird. Ich versuche die vom Schweiß durchnässten Kleidungsstellen zu verstecken. Der kühle Wind in der U-Bahn lässt mich erschaudern. Die Atmung wird ruhiger. 20 Minuten Wahnsinn scheinen wie durch Zauberhand zu enden. Ich beginne wieder Ich zu sein nach dieser Totenstarre von eben, wofür ich dankbar bin. Die Totenstille im U-Bahn Abteil, hat eine Lawine aus Ängsten über meine eigene Vergänglichkeit losgetreten. Das glaube ich in diesem Moment. Erst Jahre später begreife ich, dass dieser Moment der letzte Kieselstein war. Denn Konstruktion einer Hulk artig angewachsenen Angststörung dauert Jahrzehnte. Ich beginne wieder durch die Nase zu atmen. Meine Freundin fragt, ob es mir gut gehe. Ihr falle erst jetzt auf wie blass ich wäre. Ich lächle – wie ich das immer tue, selbst wenn ich kurz vor dem absoluten emotionalen breakdown stehe – und sage es sei nichts. Wir folgen unserem Tagesplan. Ich bin verwirrt. Besorgt. Habe Angst um mein Leben. Finde keine plausible Erklärung für das eben Geschehene.

Back in time

Heute weiß ich, dass es eine Panikattacke war. Die vielen Symptome – eindeutig. Ein Langzeitkrankenstand, ein mehrwöchiger Krankenhausaufenthalt und viele Jahre Psychotherapie haben mich step-by-step dahin geführt wo mich diese absolut korrekten physiologischen Funktionen hinführen sollten. Ich muss an dieser Stelle wirklich betonen, dass der Körper in solchen Situationen absolut richtig handelt und reagiert. Nur eben in zu hohen Dosen oder für den kognitiven Apparat einfach nicht zuordenbar, was für das gesamte organismische Erleben existenziell bedrohlich wirkt. Alles was nicht zuordenbar ist, macht Angst. Und wenn das Grundmotiv ohnehin schon Angst war, ist klar, dass sich diese ins Unendliche potenziert. Tja, die Symptome kann ich heute gut wahrnehmen. Überhaupt hat sich mein Körperbewusstsein richtig entwickelt und das tut es weiterhin. Ich bin zwar physiologisch gesehen gewachsen, habe aber in frühen Jahren nie wirklich gelernt zu spüren, Gefühle zuzulassen oder eine Verbindung zwischen Gedanken, Gefühlen und Handlungen herzustellen. Als belastbares, kompensierendes, jüngstes Kind ganz schön herausfordernd. Heute liebe ich meinen Körper. Ich kann die Symptome als Warnsignale in negativen Situationen erspüren, aber auch als Marker für besonders schöne Gefühle, Gedanken, Menschen und Situationen wahrnehmen.

Der Gedanke ist immer noch da. „Ich werde sterben!“ Er ist jeden Tag da und hat an Intensität kaum verloren. Interessanterweise wird er immer dann akuter und erstarrender, wenn ich „die falschen Dinge“ tue. Das heißt in meiner Welt: Farben/ gewünschte Verhaltensweisen/ Farbnuancen sozial erwünschter Statuten tragen und annehmen, mich mit Menschen unterhalten, die hoffen, dass ihr Leben schnell vorüber geht (vgl. „Wie lange haben wir noch bis zur Pension?“), negative Kundengespräche, ich zu viel schadhafte Nahrungsmittel (inkl. Alkohol) in mich hinein wuchte u.v.m. Es vergeht meist keine Stunde in der ich nicht mindestens 10 Mal an meine Vergänglichkeit denke. Würde jemand anders mit mir die Rollen tauschen, würde er vermutlich kreischend durch den Raum laufen aus lauter Angst. So ist das mit diesen unsichtbaren Krankheiten und mit dieser Angststörung, die leider nicht mit einer Eisenschiene fixiert werden kann, sodass ein 6-8 wöchiger Heilungsprozess starten könnte.

Es ist wie mit der Ein- und Ausatmung. Ein konditionierter Gedanke, der ständig über mein neuronales Netzwerk läuft. Ich blicke auf meine Hände und sehe sie verwesen. Nur die Knochen sind noch da. Ich gehe laufen, genieße die Sonne, blicke nach oben und frage mich wie selbstverständlich: „Passiert es jetzt? Oder jetzt? Sterbe ich jetzt vielleicht?“ Ich liege in der Badewanne und frage mich, ob 90 cm Breite für meinen Sarg wohl reichen. Dabei bin ich schon lange für eine Feuerbestattung, weil ich darin viel heilsames, reinigendes, desinfizierendes sehe. Und ich hab’s gern warm. 2011 hat mich der Gedanke selbst schon fast umgebracht, weil die Sehnsucht nach Unsterblichkeit meiner Materie so unglaublich groß war. Heute ist der Gedanke ein Geschenk. Es gibt ein Leben vor, während und nach (oder wieder mit) der Angststörung. Soviel ist sicher, falls du auch so ein ängstliches Wesen bist. In den letzten Jahren sind so viele unglaublich großartige Menschen gestorben – oder vielmehr haben sie einfach die Dimension gewechselt, denn Energie kann sich nicht einfach in Luft auflösen. Sie verändert sich. Und das hat wenig mit  Ego zentriertem, kapitalistischem Scharlatanismus oder Weihrauchbenebeltem Eso-Getue zu tun.

Wir Menschen vermessen seit Anbeginn unserer kognitiven Leistungsfähigkeit und unserem aufrechten Gang Mensch, Natur und alles Großartige zwischen Himmel und Erde; die Meere, den  Horizont, der die Welt umspannt. Energie verschwindet nicht. Wasser kondensiert, steigt auf, wird durch Temperaturgefälle wieder zu Wasser, fällt auf die Erde. Quantenphysikalisch gesehen ist also niemals nichts!

Der Beginn meiner Angst

Ich hatte schon als Kind furchtbare Angst. Ständig war ich besorgt, dass meine Mutter oder einer meiner Brüder nicht mehr nach Hause kämen. So viele schlaflose Nächte habe ich weinend im Bett gelegen, weil mich der Gedanke sie alle Vier niemals wieder zu sehen fast um den Verstand gebracht hätte. Ich liebe sie wirklich sehr. Und zudem gab es auch ausreichend ernsthafte, lebensbedrohliche Momente für meine Mutter und meinen ältesten Bruder, sodass recht rasch klar war, dass dieses ganze Spiel hier nicht durch Ewigkeit geprägt ist. Auch in meiner Pubertät wurde das nicht besser. Versteh mich nicht falsch, ich war kein depressives Kind. Es wurde auch nie etwas diagnostiziert, weil ich all diese Ängste immer für mich behalten habe. Ich war zwar sehr ängstlich und habe den Modus „angepasst und leistungsstark“ zur Sicherung meines Überlebens gewählt.

Dennoch bin ich zeitgleich auch viel in der Natur herumgetobt, hab mit den Nachbarskindern Mila Superstar im Garten nachgestellt bis nur noch Erde blieb, da wo mal prachtvoller Rasen war und sich unser Hund Rex ziemlich verhaltensgestört mitteilte, weil der Ball ab und an halt doch auf sein Hüttchen schmetterte. Ich bin mit den Nachbarjungs in den Wald gefahren und hab im Sommer von Vormittag bis abends um Acht an Lianen geschwungen und herumgetollt. Ich hab musiziert – was immer der Kanal war, um meinen Gefühlen überhaupt mal Ausdruck zu verleihen. Ich hab meine Geburtstage gefeiert: Dafür hab’ ich Medaillen gebastelt, Schnitzeljagden veranstaltet, uns zucker- und kohlensäurehältige Getränke eingeflößt bis uns schlecht war. Danach haben wir Torte gegessen, bis uns wieder schlecht war und danach wiederum haben wir mit allen Baywatch, Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft und Mac Gyver geschaut und uns über die Helden unserer Kindheit gefreut. Ich hatte viele unbeschwerte Tage in meiner Kindheit, hatte viele Freunde, auch ein paar dizzer, die mich täglich mit ein paar G’nackwatschen begrüßten, alle drei Wochen wiedermal eine 4- in Mathe und aufgeschlagene Knie vom Rund-ums-Eck-spielen. Alles in allem bin ich also kein schwer traumatisierte Kind, aber eines, dass in Spannungen aufgewachsen ist und einige quasi-Verlustmomente erlebte. Das wollte ich noch mal klar stellen! #novictim Nicht, dass dieser Blogpost hier in eine komplett falsche Richtung ginge. Ich beschreibe hier zwar all das Schwere, aber das heißt nicht, dass da nicht viel Gutes gewesen wäre. Zeitgleich!

Wie zum Beispiel eine unglaublich liebevolle Mutter, die versucht hat uns irgendwie durchzubringen, uns jeden Ski- oder Schulausflug ermöglicht hat; uns gefüttert hat und mich auf alle Fälle gelehrt hat: Egal wie ausweglos die Situation scheint – denk nach, sei kreativ. Es ist niemals nichts. Es gibt immer einen Weg. Und glaub mir in unserem Familienleben gab es – wie bestimmt auch in deinem Leben – schon oft Momente, wo wir/du dachten/ dachtest: „Jetzt ist es vorbei! Das kann man nicht reparieren! Wie soll ich das bloß schaffen? Wie geht es jetzt weiter?“ Und ich liebe diese Eigenschaft in mich aufgesogen zu haben. Ich wurde dafür schon oft als naiv, blauäugig oder verrückt beschimpft. Wenn das so sein soll, dann bitte möge man mich weiteren so bezeichnen. Ich lasse diesen Glauben an das grundlegend Gute und Schöne im Leben keinesfalls fallen.

Mila Superstar-Gang, Lavamünd, 1993

Ich glaube an das Leben…

…und an die vielen Gelegenheiten, die sich darin bieten! Daran, dass das alles – ja, auch die Angststörung, die Panik, das Leid, der Schmerz – irgendwie Sinn machen. Vielleicht seh ich ihn nur jetzt noch nicht. Ich seh‘ unter Umständen das große Ganze noch nicht, weil ich in meinem Mikrokosmos und nahezu mit der Nasenspitze berührend dabei bin, die Mikro-Puzzleteile für mein Jetzt zusammen zu suchen. Es kann gar nicht anders sein. Wozu der stetige Drang in uns Menschen – der Drang in mir – nach Weiterentwicklung, wenn wir eh nur geboren würden, um zu sterben? Ich habe diesen Satz schon so oft gehört, aber noch nie habe ich dessen Bedeutung verstanden. Es liegt doch so viel zwischen Wiege und Grab. Kein einziger Tag ist ohne Lebendigkeit, solange ich sie mir erlaube.

Nichts ist für die Ewigkeit, alles hat ein Ende, ist vergänglich. Aber wenn es ein Fazit gibt, dass ich aus meinem mir tiefgebend infiltrierten Gedanken „Ich werde sterben!“ ziehen kann, dann jenes, dass ich nicht länger Angst vor dem Leben haben möchte. Das ist nämlich der Ursprung aller Angst in mir. Ich war kein Wunschkind. Eher gab es den dringenden Wunsch mich weg-zu-machen. Diese Emotion hat sich pränatal auf mich übertragen. So viel ist der Forschung auch bereits bekannt. Traumata während der ersten neun Lebensmonate im Mutterleib haben Einfluss auf die Konstruktion und Wahrnehmung von Realität. Mehr dazu findest du HIER oder HIER. Diese Urangst, diese existenzielle Bedrohung lies mich immer überkompensierten, mehr arbeiten als andere, so tun als wäre ich begabter als andere, Klugscheißern, soziale Interaktionen vermeiden, weil ich ja leisten, lernen und arbeiten müsse; größenwahnsinnige Heldentaten des Alltages vollbringen. Beispielsweise Schularbeiten für andere schreiben, unmögliche Deadlines für andere einhalten, immer zufällig in der Nähe sein, wenn jemand kollabiert oder Hilfe braucht, all die schweren Emotionen anderer auf mich nehmen und zu viel in mich aufnehmen, den Schmerz der halben Welt tragen. Pffffff. Alles nicht mehr notwendig. Mein Herz schlägt auch so.

Und ich bin tatsächlich für mehr geboren, als lediglich zu leisten und zu dienen. You remember my first lines?„Wer bist du ohne Leistung? Wer bist du ohne Angst?“  Ich will nicht sagen, dass diese Eigenschaften heute kein Teil mehr von mir wären. Der einzige Unterschied ist, dass ich aufgehört habe mein Ego mit dieser Information zu füttern. Stattdessen füttere ich mein Herz mit guten Gedanken und Mantren…und meinen schönen Körper ab und zu mit Sonne, Liebe und Sushi. Wer Angst vor dem Tod hat, hat Angst zu leben. So finde ich das gut auf den Punkt gebracht. Es ist weniger der Sterbeprozess, der mir Angst macht, als eher der weder geistig noch materiell fassbare Zustand des tot-seins. Was heißt das? Wie kann ich sein, wenn ich gar nicht mehr bin? Und wo bin ich dann? Wo sind meine Lieben? Was passiert mit meinem schönen Körper, der so viele Jahre Blut, Sauer- und Nährstoffe durch mein System gepumpt hat, der mich hat wachsen und lernen lassen, mich viele schöne Dinge erleben ließ? Tja, ich weiß – ich mach hier ganz schön ’n Fass auf indem ich all diese existentiellen Fragen stelle. Aber ist es nicht so, dass es bei vielen Dingen im Leben immer wieder um sein vs. nicht sein geht und wir alle nur nicht den Mumm haben darüber zu sprechen? Mir geht es jedenfalls so. I must confess! Ich frage mich, was mit all den schönen Erinnerungen passiert. Diesem riesigen Netzwerk an Erlebnissen, Erfahrungen, atemberaubenden Momenten. Wohin gehen sie? Reißen die Bahnen einfach ab? Die Eiweißverbindungen fallen in sich zusammen, es wird dunkel – das war’s? Seriously? Gibt es nicht so etwas wie ein universelles Backup? Eine riesige Cloud in der ein kollektives Bewusstsein wachsen kann? Mich macht der Gedanke traurig. Es gibt in jedem einzelnen Leben so viele Besonderheiten. Jeder Mensch ist besonders und dann kann niemand die Geschichten nachschlagen oder Lösungen für künftige Generationen und Situationen aus den bisherigen Erfahrungen ableiten. Auch zur kollektiven Lösungsfindung fände ich das seeeeehhr praktisch. Aber naja – Wunschdenken eben. Oder?

Foto Theresa Pewal Artist Portraits

Angst als Chance

Ich fühlte mich so viele Jahre meines Lebens falsch, fehlerhaft, nicht korrekt gebaut nach einem höheren Bauplan. Heute weiß ich, dass ich genau richtig bin. In den banalsten Alltagsszenen schreit dieser Gedanke in mir: „Ich werde sterben – du wirst sterben. Es ist blanker Wahnsinn sich auch nur 1 Sekunde länger anzubrüllen, abzuwerten.“ Manchmal frage ich mich was passieren würde, wenn ich diesen Gedanken wirklich laut rausbrüllen würde? Vermutlich würde ich als hoch psychotisch eingestuft und wieder medikamentös niedergepumpt werden. Ich glaube, dass wir allein durch das Sprechen über den Tod ein kollektives Todesbewusstsein erarbeiten könnten, das uns dabei helfen könnte auch ein gesundes Lebensbewusstsein zu kreieren. „Was wäre, wenn die Person vor mir heute sterben würde?“

Denke nur eine Sekunde diesen Gedanken während du deinem Partner die Schuld für dein Unglück gibst, deinem Chef die verwehrte Gehaltserhöhung übel nimmst, während du deinen Sohn/ deine Tochter mit Schweigen bestrafst, während der jahrzehntelange Streit mit deinem Vater mit erhobener Faust und vibrierenden Nüstern (Nasenflügeln sind gemeint – mir gefällt einfach das Wort Nüstern zu gut) in die 100.000te Verlängerung geht, während du dein Kind anbrüllst, weil es zum vierten Mal am heutigen Tag sein Hemdchen bekleckert hat. „Was wäre, wenn die Person vor mir heute sterben würde? Was wäre, wenn ich heute sterben würde?“ Sollen das die letzten Worte zwischen uns sein? „Ich hasse dich.“ „Du liebst mich nicht.“ „Du bist ein Idiot.“ „Du wirst es nie zu was bringen.“ „Ich bin viel besser als mein Arbeitskollege.“ „Du bist ein egozentrisches Arschloch.“  Ich plädiere für mehr Klartext und weniger Oberflächlichkeit. Und außerdem wäre so ein zwischenmenschlicher shit-storm ganz schön viel Text für die Kondolenz Rede oder einen Grabstein…oder den Urnengraveur.

–> BUCHTIPP:

Bronnie Ware beschreibt in ihrem Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ sehr plastisch, dass es am Ende unseres irdischen Daseins auf die immer selben Kernaspekte hinausläuft. Tage bevor die Menschen, die sie pflegte ihren letzten Atem aushauchten, kamen sie zur Erkenntnis, dass weder Geld, noch Macht oder Status entscheidend dafür waren, ihr Leben als Sinn erfüllt zu betrachteten oder nicht. Es waren die Beziehungen. Die Momente, in denen sie liebten. Die Zeit mit den Menschen, für deren Wohl sie Himmel und Erde in Bewegung gesetzt hätten. Die fünf Dinge auf den Punkt gebracht (Achtung – Spoiler Alarm!):

  1. Zu wenig sein eigenes Leben gelebt zu haben.
  2. Zu viel gearbeitet zu haben.
  3. Zu wenig Zeit für Familie und Freunde gehabt zu haben.
  4. Zu wenig Gefühle gezeigt zu haben.
  5. Sich nicht erlaubt zu haben, glücklich zu sein.

Unglück entspringt in mir selbst

Natürlich machen Menschen verrücktes Zeug, sagen schlimme Dinge, handeln nicht nach – meines Ermessens nach – ihrem besten. Aber die Emotion und die Reaktion darauf entstehen in mir selbst. Sie schaukeln sich hoch durch zu langes Schweigen, durch ein klassisch eher feminin zu beobachtendes Na-es-passt-eh-alles, obwohl genau nichts passt, durch Herumgezicke über die ausbleibenden telepathischen Fähigkeiten des Gegenüber: „Merkt er/ sie das denn nicht?“ Nein, in den meisten Fällen können wir nicht Gedanken lesen und/ oder sind so sehr mit uns, unseren inneren Lebenswelten oder dem Alltag beschäftigt, dass wir zwischenmenschlich (un-)feine Interaktionen oder feinstofflich negative Schwingungen nicht am Radar haben. Sag was du wirklich denkst und hör deinem Gegenüber aufmerksam zu.

Unkontrollierte Pferde

So viele Streitigkeiten in meinem Leben resultierten daraus, dass ich mein Ego nicht im Griff hatte. Alle Pferde – im Freud’schen tiefenpsychologischen Sinne – gehen und gingen schon so oft mit mir durch. Mit Schaum vorm Mund und ganz oft mit Scheuklappen. Ich hab’ schon so viele Menschen verletzt, beleidigt, für mein Unglück verantwortlich gemacht. Besonders drei meiner liebsten und innigsten Freundschaften habe ich in den letzten Jahren aufs Spiel gesetzt. Und Leute, falls ihr das hier lest – möchte ich mich bei euch für euer großes Herz bedanken. Ich liebe euch. Danke, dass wir durch viel Geduld, offene Herzen, in langsamen Annäherungen Klartext reden konnten und unsere Beziehungen jetzt wieder heilen. Wir sind uns näher als vorher.

Dächten und sprächen wir alle viel offener über sein und nicht sein, stellten sich viele Fragen nicht: Brauche ich das große Haus? Bin ich begehrenswerter mit der Gehaltserhöhung? Werde ich mich mehr lieben mit 10kg weniger? Bin ich mehr wert, wenn ich als Extremsportler immer ganz oben am Siegerpodest stehe? Täten wir nicht so, als würde irgendjemand auf dieser Welt hier lebend rauskommen oder als würde dieses ewige Aufstehen – sich streiten – irgendeine belanglose Arbeit machen, die uns nicht erfüllt – sich wieder streiten – die Spannungen in der Familie weiter schüren endlos weitergehen. Es endet. Du endest. Also hör auf normal zu sein und komm ein bisschen auf meine verrückte Seite hier. Es fühlt sich zwar alles viel beängstigender und intensiver an auf dieser Seite, aber auch echter und mit der Zeit leichter und schöner. Gemeinsam kriegen wir das hin.

Abschließend gibt’s noch ein Zitat, das mir seit 2012 an gut sichtbarer Stelle täglich Hoffnung gibt. Ich möchts gern mit dir teilen:

„Das klare Todesbewusstsein von früh an trägt zur Lebensfreude, zur Lebensintensität bei. Nur durch das Todesbewusstsein erfahren wir das Leben als Wunder.“ (Max Frisch)

#showupstayreal #maximaCOMEPASS #coloursoflife #anxiety #awareness #lifelover #transformation #ICD10 #angststörung #reflexion #psychotherapie #truestories

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