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4. Oktober, 2017 By Heidi Lampret

Annehmen & Loslassen

Ich habe die heutige Alltagsheldin vor nun mehr als 5 Jahren im Zuge des Psychotherapeutischen Propädeutikums (= Erste Ausbildungsphase PsychotherapeutIn) an der AAU-Klagenfurt kennen gelernt. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, es war Liebe auf den ersten Blick. Zwei Seelen, die sich sofort magnetisch anzogen. Nicht selten fanden wir uns daher intensiv, stundenlang plaudernd im Innenhof der Universität wieder, anstatt den analytischen Freud-Kurs zu besuchen. Wir haben unsere Geschichten, Leben miteinander geteilt; uns unsere freudigen Gesichter, aber auch unsere dunklen Anteile sofort gezeigt. Mir kommt’s vor, sie schon ewig zu kennen. Ich bin dankbar für unsere Freundschaft und darf dir Alltagsheldin Melitta heute vorstellen.

Foto: HL-Photography

LCC: Wer bist du?

Melitta: Ich bin Melitta Narovnigg-Katschnig und lebe in Eberndorf. Ich bin seit 21 Jahren mit Rupert verheiratet. Wir haben eine Tochter – Hemma. Mittlerweile sind wir wieder allein zu Hause, weil sie zum Studieren in Wien lebt. Vor 11 Jahren hatte ich einen Unfall. Ich war mit dem Rennrad für einen Triathlon trainierend unterwegs. Das Jahr 2006 vergesse ich nicht mehr. Ich bin am 20. Juli 2006 mit dem Rad losgefahren und 9 Monate später im Rollstuhl wieder nach Hause. Ein Auto nahm mir die Vorfahrt. Es ist viel geschehen in diesen 9 Monaten. Das Wildeste passierte erst nachdem ich von der Erst-Reha nach Hause kam. 2 Jahre lang befand ich mich in einem Ausnahmezustand. Da hat der Lebenskampf begonnen. Mein ganzes Leben war schlagartig anders. Mein 6. Brustwirbel ist seitdem gebrochen. Mit einer chirurgischen Methode wurde mein 5. Brustwirbel mit meinem 7. verbunden. „Miami Moss“ nennt sich diese gefinkelte Methode, mit ganz viel Schraubalan und so. Ich hab eine spannende Trophäe davongetragen und habe seither einen inkompletten Querschnitt. Die Sensorik ist da, die Motorik leider nicht; entgegen meinen Wünschen. Die rechte Zehenreihe kann ich seit ca. 8 Jahren bewegen. Mehr kam nicht wieder.

LCC: Hast du Unterstützung in Anspruch genommen? Was ist dein Gesamtfazit dieser 2 Jahre Ausnahmezustand?

Melitta: Ich habe ein sehr gutes soziales Umfeld, das mir geholfen und mich getragen hat. Aber die Kämpferin war ich. Ich habe eine Physio-Freundin, die mir in dieser Zeit etwas ganz Entscheidendes sagte: „Entweder du kämpfst, dann geht noch immer etwas, oder du lässt dich fallen und wirst ein Pflegefall. Aber es ändert nichts an deinem körperlichen Zustand.“ Ich hab mich fürs Kämpfen entschieden. Das Kämpfen hat sich gelohnt! (Freude strahlend).

LCC: Ich erlebe dich auch als sehr lebensfroh und lebensnah!

Melitta: Es hat sich so viel verändert. Ich weiß oft gar nicht mehr wie ich vorher war. Da ist alles nur noch verschwommen. Weil ich jetzt im JETZT bin. Die Leute sagen mir, ich war schon immer jemand, der tiefer oder mehr (nach-)gedacht hat als andere. Ich empfinde es so, dass meine innere Haltung nach dem Unfall ganz klar wurde. Das Allerwichtigste war die Erkenntnis: Mein altes Leben musste ich loslassen, das neue annehmen.

LCC: Das klingt nach einem sehr bitteren Kampf!

Melitta: Es kostete mich 2 Jahre Ausnahmezustand. Aber ich ging jeden Schritt sehr bewusst. Im Nachhinein betrachtet sehe ich keine Möglichkeit, Krisen wie diese anders zu meistern.

LCC: Du meinst, dich mit dir selbst zu konfrontieren?

Melitta: Ja! Und jeden einzelnen schmerzhaften Schritt musst du gehen, auch wenn du noch so mutig bist oder verletzt; oder kraftlos und voller Wut. Du musst da durch! Das ist dieser Kampf von dem ich spreche. Der hat für mein Leben 100%ig gepasst. Ich musste mir erlauben, alles was mir auf diesem Weg begegnet auszuleben/ auszuhalten. Jeden Seins-Zustand, jedes Gefühl, jedes „Ich kann nicht mehr.“ oder „Ich möchte das nicht.“. Ich musste mich mir selbst zumuten; mich mir selbst erlauben. Zugleich brauchte ich auch ein Umfeld, das mir das erlaubte. Meine Uhr tickt jetzt anders. Meine Leute, meine Lieben mussten verstehen lernen, dass nichts mehr so hurtig geht, wie bisher. Sie haben mich voll unterstützt; mit ganzer Liebe und tun das heute noch. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn so lässt es sich leichter mutig sein.

LCC: Das heißt der Unfall hat deine Lebensroutine und -geschwindigkeit beeinflusst?

Melitta: Total ja. Ich mache immer so Schmäh’s im Winter, wenn die Gehsteige hier in Eberndorf nicht gut geräumt sind. Da muss ich oft zu Hause bleiben. Wenn es salznass und teils geräumt ist, wage ich mich hinaus. Ganz oft spüre ich die Blicke der hastigen, ungeduldigen Autofahrer, die nicht überholen können, weil ich jetzt hier die Straße entlang rolle. Ich sag immer „Ich bin die Entschleunigung in Person für Eberndorf.“

LCC: Die Dinge, die ich von dir weiß, lassen mich glauben, du warst vor dem Unfall gar nicht so entschleunigt. Im Gegenteil; dort und da und überall zugleich. Am besten mit 10 Händen alles zugleich tun wollen; mit 16 Beinen jeden Berg rasch erklimmen wollen. Liege ich damit richtig?

Melitta: So ist es. Ich war ein Hans Dampf in allen Gassen. Ich war nie „nur“ auf 70 % unterwegs, sondern immer auf 120 %. Vollgas! Egal wo ich landete. Es war immer mit hohen Ansprüchen an mich selbst. Dann kam offenbar der Keulenschlag. Ich denke oft nach, ob es nicht eventuell Zeichen in meinem Leben gab. Bestimmt! Aber ich hab sie nicht kapiert. Und dann bekam ich ein radikales. Stopp! Es gibt noch mehr. Und mittlerweile komme ich mir reich und beschenkt vor, dass ich diesen Unfall hatte. Weil, so pervers das klingt: Ich bin privilegiert. Es hat mich aus dem Radl (Hamsterrad) heraus geschmissen. Ich bin frei durch meine 100%ige Invalidität. Und so gehe ich das Leben ganz entspannt an.

LCC: Unabhängig davon wie mobil du durch die Welt gleitest/ rollst – gibt es etwas, dass du bereust? Gibt es einen Rat, den du uns mitgeben möchtest?

Melitta: Ich glaube, ich habe ziemlich viel richtig gemacht. Mit 30 bin ich von Österreich abgehauen und meinem Traum gefolgt. Ich habe 1 Jahr in Australien gelebt. Die Bilder, die ich dieses 1 Jahr eingesaugt habe, vergesse ich mein ganzes Leben nicht. Ich bin reich beschenkt zurück gekommen und habe nach wie vor Kontakt nach Australien. Das hätte ich mir nicht verziehen, wenn ich diesen Mut nicht gehabt hätte. Denn aus heutiger Sicht, in der Situation in der ich bin, könnte ich das alles in dieser Qualität nicht mehr erleben.

LCC: Also: Raus in die Welt, spür dich selbst, feiere das Leben, folge deinem Bauchgefühl. Ist das dein Tipp?

Melitta: Ja genau. Sag nicht „irgendwann“ oder „(morgen) vielleicht, wenn ich den Betrag xy verdient habe.“ oder „Wenn die Kinder aus dem Haus sind.“ Du weißt nicht, ob dieses irgendwann; dein großer (Ego-)Lebensplan nicht durch die Pläne des Lebens durchkreuzt wird!

LCC: Was heißt echt sein für dich?

Melitta: Dass ich ehrlich zu mir selbst bin. Dann kann ich es auch der Welt zeigen. Wahrhaftig sein! Ich sage das sehr oft. Zu mir selbst zu stehen; zu allem, was mich ausmacht. Körperlich wie seelisch. So wie ich bin, bin ich richtig. Wahrhaftig gefällt mir gut. Du musst deinem Gegenüber nichts vormachen. In meiner Situation ist das so. Ich kann gar nichts anderes zeigen und das macht mich reich. Denn ich muss niemandem mehr etwas vormachen, immer schneller, besser, erfolgreicher sein. Ich bin jetzt so und genau so bin ich richtig.

LCC: Das zeugt von wahrer Größe, dass du das nach all diesen Jahren sagen kannst. Ich kenne keinen Menschen, der morgens aufsteht und sagt: „Cool, dass meine Füße funktionieren.“ Es ist das Normalste der Welt. Das ist es aber nicht! Wenn man plötzlich damit konfrontiert ist, im Rollstuhl zu sitzen, ist es plötzlich nicht mehr selbstverständlich.

Melitta: Ja, aber diese Schritte der Trauer und der Wehmut habe ich wahnsinnig leben lassen. Ich habe sie wahrgenommen, gespürt. Ungefiltert. Denn das ist das Leben. Manchmal ist es super gut und dann wieder ganz bitter und fast unerträglich. Aber es ist Leben. Pur! Hätte ich das nicht gemacht, hätte es mich irgendwann eingeholt. In jeder Krise ist es wichtig jeden einzelnen Schritt zu spüren. Egal wie schmerzhaft er ist. Es geht nur step by step.

Foto: HL-Photography

LCC: Das heißt diese tiefe Tiefe muss wahrgenommen werden, um wieder neuen Mut zu fassen und mich mit Fragen auseinanderzusetzen wie „Wie gestalte ich mein Leben? Wie bin ich in dieser neuen Version? Wie gestalten ich dieses neue Leben? Wer bin ich jetzt und wie bin ich?“ Die Tiefe führt dich näher zu dir selbst?

Melitta: Ja genau. Aber es ist nichts selbstverständlich. Und jedes Mal kommt tiefe Dankbarkeit in mir hoch, weil ich diese Selbstverständlichkeit gegenüber dem Leben und allem was ist, nicht mehr habe. Ich bin froh, dass ich mich der Krise gestellt habe. Und mir selbst. Das ist ein wahnsinniges Feeling.

LCC: Es ist sehr berührend dich so zu sehen und dir zuzuhören. Man spürt, dass das echt ist und echt da ist. Dass du echt bist. Du hast nichts im Zitate-Kalender gelesen und gibst es pseudo-psychologisch anspruchsvoll einstudiert weiter. Du hast diese scheiß harte Arbeit auf dich genommen; deiner Angst in die Augen geschaut, dich mit dir beschäftigt, denn weglaufen konntest du von heute auf morgen leider nicht mehr. Das ist sehr faszinierend, nicht nur heute, weil wir ein Interview führen, sondern jeden Tag unserer Freundschaft. Danke dafür, Melitta!

Melitta: Es ist nicht anders, es ist genau so. Ja! Sag ja zu dir und dem Leben. Sag ja zu dem Scheiß mit dem du grade konfrontiert bist. Es steckt ein Sinn in allen Höhen und den Tiefen. Ganz besonders in den Tiefen. Das Leben will gespürt werden.

 

Foto: HL-Photography

LCC: Was bedeutet für dich Frau-sein?

Melitta: Da hat sich einiges verändert mit meiner Verunfallung, was für mich phänomenal ist. Damals waren Rupert und ich noch relativ jung verheiratet. Das war auch für meinen Mann ganz einschneidend. Ich hatte aber nie das Gefühl, dass er das Handtuch schmeißen wollte. Zumindest hat er mir das Gefühl nie vermittelt. Er war und ist so liebevoll. Wir sind noch mehr zusammen gewachsen als Mann und Frau. Natürlich hat sich vieles verändert, grade im Bereich der Sexualität. Der Unfall hat uns nicht auseinander gesprengt. Rupert sagt immer so lieb: „Es passt kein Löschblatt zwischen uns zwei.“ Es war nie ein Moment da, wo er oder ich, oder wir Beide das Gefühl gehabt hätten: „Jetzt geht es nicht mehr. Lass uns aufgeben!“ Wir waren uns schon vorher so nahe, daher haben wir diese Herausforderung als Mann und Frau; als Eheleute, nie hinterfragt. Wir haben an unserer Beziehung nicht gezweifelt. Wir haben das durchgestanden. Das war für uns ganz klar.

Wir amüsieren uns an diesem Punkt des Interviews darüber, dass der Nachbar mitten im Interview die Kreissäge startet. 😀 Das dauert auf der Audio-Aufnahme grade ca. 3 Minuten. Herrlich. Es schüttet aus Kübeln, wir plaudern am Balkon und der Nachbar hat nichts Besseres zu tun, als Holz zu schneiden.

LCC: Melitta – bitte beende diesen Satz! Ich bin Alltagsheldin, weil…?

Melitta: …weil ich fühle, dass ich wieder ziemlich mitten im Leben bin. Der Satz gefällt mir selber ziemlich gut. Ja!

LCC: Ziemlich cool! Du bist eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben und dein Lebensgefühl möchte ich mit der Welt teilen.

Melitta: Och Schatzale! 🙂

LCC: Wenn du etwas mit der Welt teilen könntest – egal ob mit der virtuellen oder der richtigen – was wäre das?

Melitta: Etwas, dass ich in diesen 10 Jahren gelernt habe, ist, dass es immer um die gleiche Geschichte geht: annehmen, loslassen, im Hier und Jetzt bleiben. Wir wissen das alle, tief drin, aber wir tun das nicht. Wir tun alles, um unsere Endlichkeit wegzudrücken. Und ich hab das Gefühl, dass ich mir einiges an lebensbejahender Haltung erst andressieren musste! Wenn du das schaffst; selbst wenn es nur kleine Sequenzen im Alltag sind, in denen du Jetzt bist, hast du schon gewonnen.

LCC: Es ist so ein schmaler Grat, auf dem man heute wackelt, morgen wieder stabil ist. Mehr vom Einen zu machen, weniger vom Andern. Weniger Sorgen, mehr Freude. Diese Bewusstheit unserer Verwundbarkeit und Sterblichkeit erschlägt uns und sofort ersticken wir sie im Keim oder im Alkohol, oberflächlicher Unterhaltung, exzessivem Sex, Nahrungsaufnahme, Arbeit; weil diese Gedanken so furchtbar beängstigend sind; uns die Luft zum Atmen nehmen.

Melitta: Und das ist aber auch Thema in jeder Krise (annehmen & loslassen). Du kannst es nur durchs bewusste Hinschauen, Hinspüren bewältigen. Und, dass du dich nicht unter Druck setzt ist wichtig und der Ungeduld nicht das Ruder übergibst. Nach dem Motto: „Das müsstest du doch jetzt schon wissen/ gelernt haben.“ Gib dir alle Zeit der Welt, aber verlier nicht den Fokus auf dich selbst!

LCC: Es liegt also viel Sinn in diesen Krisen? Dass wir sie „brauchen“ klingt jetzt fast masochistisch, aber brauchen wir Krisen, um zu wachsen?

Melitta: So pervers es klingt, ich bin reicher geworden durch diesen Keulenschlag. Es gibt einen Sinn. Aber welchen, kannst nur du selbst ergründen. Diesen gefinkelten Bauplan tragen wir alle in uns. Sei mutig und schau hinein in dich!

LCC: Was gibt deinem Leben Sinn?

Melitta: Alles was mir begegnet; alles jetzt! Es ist so arg. Es hat sich in den letzten Jahren meiner Rollstuhlzeit so viel zum Guten gewendet. Alles hat seine Richtigkeit. Das hat sich so intensiv entwickelt. Ich erlebe mich in ganz vielen Situationen sehr bewusst. Wenn eine Tür zugeht; eine Situation ausweglos erscheint, sehe ich sofort 10 neue Optionen. Für mein Leben habe ich viel gelernt. Totale Wahrnehmung stärkt das Vertrauen ins Leben. Ich hab total gewonnen. Es ist schön, dass wir das heute im Interview so komprimiert festhalten und teilen.

LCC: Boah du bist so arg. Der Satz wirkt! (LCC seufzt vor lauter überwältigender Bewusstheit). Du überfährst mich manchmal mit deiner Liebe zum Leben. Ich kenne wenige Leute, die Funken sprühen vor lauter Bewusstheit und Klarheit. Ich will dich hier nicht zeigen aus einem Voyeurismus heraus oder um auf die Tränendrüse zu drücken, sondern wegen deiner Bewusstheit. Dein Leben ist nicht immer nur positiv oder rosig. Kein Leben ist das. Wir Menschen erleben Krisen. Aber dein Umgang damit ist bemerkenswert. Du siehst diese Logik im Lebensfluss und arbeitest stets intensiv daran, den Moment zu spüren, Emotion frei zu lassen, den Geist weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft zu verlieren. Du bist immer so wie du bist: Nah am Leben. Ich sitz mit dir nie zusammen und wir unterhalten uns übers scheiß Wetter oder die schiefe Wirtschaft, das neue Auto vom Nachbarn oder sonstige Belanglosigkeiten. Wir sprechen immer über uns und über das, was grade ist und das darf hell, dunkelbunt und manchmal schwarz sein.

Wir amüsieren uns an dieser Interviewstelle wieder über die Kreissäge, weil wir uns schon fast nicht mehr hören zwecks Regen und Kreissäge. 😀

Foto: HL-Photography

LCC: Was möchtest du allen anderen AlltagsheldInnen da draußen mitgeben?

Melitta: Was mich so einschneidend ergriffen hat war, mein Zustand in der Erst-Reha. Da befand ich mich im ersten großen Schock. Ich komme aus der katholisch studierenden Jugendszene. In die Kapelle für uns Patienten habe ich mich täglich hin begeben; hin gerollt. Ich hab gefragt und gefragt und keine Antwort erhalten. Bis ich Jahre später merkte, dass alles in mir selbst war. Alle Antworten. Es ist ganz entscheidend bei dir selbst zu bleiben. Und hör auf dich zu vergleichen!! Bitte hör auf dich zu vergleichen! Denn es ist der Weg des Anderen. Nicht meiner! Ich bin das Göttliche im Universum. Aber der Andere ist es auch. Wenn wir schon von Gottheiten sprechen, sollten wir in uns suchen und ganz besonders zugeben, wo wir nicht besonders göttlich oder zwischenmenschlich appetitlich sind. Und der übernächste ist auch göttlich. Alle zusammen sind wir verbunden. Wir sind ein großes Konglomerat, es darf keiner fehlen, weil jeder wichtig ist. Und wir passen alle im Großen und Ganzen zusammen. Jeder mit seinen Stärken und Schwächen oder seinen Handicaps. Durch eine tiefe leidvolle Erfahrung bin ich drauf gekommen, dass das so ist und mehr auf mich selbst zu schauen. Nicht schauen, was der andere kann und ich nicht. Dieses verzweifelte Suchen im Außen hat für mich endlich ein Ende. Und wir Menschen tun das ja so gern: Wir führen Beziehungen, die nicht gut tun und machen dann das Gegenüber für unser Unglück verantwortlich, oder wir suchen in Süchten oder was und wo auch immer.

LCC: Während wir so miteinander plaudern tauchen die Sätze auf: „Was du suchst ist in dir. Es ist schon da. Geh in die Stille, geh in dich. Es ist schon da.“

Melitta: Ja, das ist die Botschaft. Definitiv. Sehr wertvoll. Das möchte ich anderen AlltagsheldInnen in jedem Fall mitgeben. Aber die wissen das eh.

LCC: Oder auch nicht…

Melitta: Wir sind in so einer scheiß Vergleichsgesellschaft gefangen. Kaum ist das Baby da, fragen wir: „Wie groß ist es, wie schwer? Was kann er/ sie schon? Ist er/sie eh brav?“ Immer diese sozialen Zuschreibungen und Zwänge. Das nervt und ist nicht notwendig.

LCC: Es gibt einen Satz, den du sehr gern verwendest: „Leben, um zu sterben.“ Was meinst du damit?

Melitta: Das umfasst den ganz entscheidenden Aspekt im Hier und Jetzt zu sein. Nach meinem Unfall ist das ganz klar gewachsen. Schieb nicht so lange deine Konflikte vor dir her. Mach nichts halbherzig. Lebe leidenschaftlich! Ich verwende den Satz nicht im Sinne einer Panikmache, sondern um die Bewusstheit, die Freude am Leben zu leben.

LCC: Der Satz funktioniert von beiden Enden sehr gut. Immer wieder müssen wir im Leben ein Stück weit sterben, um (neu) zu leben. Konflikte überwinden, kreative Lösungen in Krisen finden. Das Ego glaubt aber immer, sterben zu müssen. Es verliert die Materie, die Substanz.

Melitta: Du musstest auch weit weg von dir gehen, um mit so viel Liebe durchs Leben zu gehen. Du hast immer die Chance und immer die verdammte Pflicht, das Beste aus dir und dem Leben zu machen. Atmen, leben, sein, tanzen, arbeiten – alles Geschenke. Wir sollten alle aufwachen. Das macht so frei!! Das Leben im Jetzt würde uns alle so dermaßen befreien. Es lässt so vieles wahrnehmen. Ein ganzer Rattenschweif an Kleinigkeiten, der plötzlich sichtbar wird.

LCC: Ich glaube das ist deine super-power. 🙂

Nach meinem Unfall konnte ich zwar die Beine nicht mehr bewegen, dafür mich selbst spüren; das was mir wichtig ist, mein ganzes Gefühlsspektrum, das Leben selbst – umso mehr!

LCC: Vielen Dank für deine Zeit, das Gespräch und das gemeinsam echt sein! Danke für dich!

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27. September, 2017 By Heidi Lampret

PS: Liebe Grüße an dich, Schnautzbart-Pete!

Verkehr

…ist ja an und für sich nicht schlechtes. In Öffis, Supermarktgängen oder auf der Straße kann Verkehr allerdings ganz schön ungemütlich werden. So geschehen letztens: Verkehrstechnisch gewappnet, voller Vertrauen in die Zurechnungsfähigkeit, das Verständnis und das Zuvorkommen der Menschheit im Allgemeinen, die mit mir in den Stromschnellen des morgendlichen Berufsverkehrs dahin fetzen, trage ich mein Fahrrad die Kellerstufen hoch. Gleiten wäre mir lieber. Da spricht das verträumte, auf Verzögerung der Zeit hoffende Einhorn in mir. Ich starte in den Tag, radle los. Tiefe Stirnfalten, wildes Gestikulieren und für mich tonlose Gebärden gegen Freisprecheinrichtungen blitzen zwischen getönten Scheiben in der sanften Morgenröte und dem aufsteigendem Nebel über taugeküsstem Grasgrün von Verkehrsinseln entgegen. Lauter beschäftigte, wenig gegenwärtige Menschen wohin ich schaue. Der Helm blitzeblank und tief in meiner, beim Kopf gen Schlüsselbein senken sich ergebende Doppelkinnfalte festgezurrt, voller Freude für den Tag in die Pedale tretend.

Da kommt sie wieder die mir zu gut bekannte, kleine Passage, die ich entgegen gängiger Vorschriften der StVo. für eine Distanz von ca. zehn Metern via Gehsteig passieren muss. Die Straße ist an dieser Stelle furchtbar eng und eigentlich nicht vorhanden, sondern Harrod’s-ähnlich mit Straßenschildern verschmückt (Ich weiß, dass es geschmückt hieße, aber mir gefällt das so viel besser, weil’s das Gesehene, besser vorstellbar macht). Ich sehe die Tiefgarageneinfahrt vor mir, die zu Büroarbeitsplätzen belaptopter Businessmenschen, gehetzter Anzugträger und damenkostümierter Buchhalterinnen führt. Ich werde langsamer, schwinge das rechte Bein über die Mittelstrebe vom Rad, tendiere zum Absteigen, blinzle kurz in die Morgensonne und freue mich auf meinen nächsten tiefen Atemzug bevor ich endgültig stehen bleibe. Ganz. Ich stehe. Ja. Ich stehe. Wie bei Stop, also ohne Bewegung. Damit diese Betonung noch mal ganz klar für sich alleine steht. Ein mittelalterlicher Anzugsträger mit Stern auf der 1985er Karre in gold metallic bremst sich fast die Felgen aus den Achsen.

 

Foto Theresa Pewal Artist Portraits

Der wutentbrannte Kerl lässt die Fahrerscheibe hinunterfahren – nein er kurbelt sogar, was der situativen Dramatik ja echt noch einen Tick mehr Pfeffer verleiht – und brüllt hasserfüllt in meine Richtung. Piep-Geräusche würden an dieser Stelle als Audiospur über seinen wenig freundlichen verbalen Glanzmoment gelegt werden, wäre das hier eine TV-Show, nachmittags mit mittelgradig bis niedriger journalistischer Qualität und gesellschaftlichem Relevanzgrad. Der detaillierte Wortlaut spielt hier wenig Rolle, zumal ich bei Schreiattacken wie dieser grundlegend auf Durchzug schalte. Schreien ist Ausdruck der Überforderung. Kenne ich von mir. Schreien= ins schwarze Treffen, mit eigenen Konflikten so überfordert sein und den anderen verantwortlich zeichnen. Herrlich. Das kleine Äffchen in meinem Honigtopf-Kopf läuft in seinem Pagenkostüm im Kreis, während es das kleine Becken in seinen Händen taktvoll aneinander schellen lässt (vgl. Brahms – Brahms – Symphony No. 4 in E-Moll, Op. 98 ab Minute 11 – da wird’s besonders dramatisch).

Ein bisschen Kaufhausmusik und das nette Vogelgezwitscher aus der Umgebung lasse ich doch noch meinen selektiven Audiofilter passieren. Wow, der olle Schnautzbart-Pete ist ganz schön aufgeregt. Wenn ich das Muskelwechselspiel von Anspannung und noch mehr Überspannung seiner oralen Gegenden korrekt interpretiere – denn in Lippenlesen bin ich wahrlich keine Meisterin – wiederholt er oft die Information, ich sei der dümmste Mensch auf Erden oder so. Und was ich mir nicht erlaube hier am Gehsteig herumzufahren. Der Rest wird wieder durch mein süßes Gehirnfasching-Äffchen unterbrochen. Lustig und erfrischend. Hach, Giacciomo würde ich ihn nennen, entertainte er mich auch real nach arbeitsträchtigen Montagen oder brächte mir einen erfrischenden Martini. Nur hinterlistig sollte er nicht sein. Und bitte auch kein Taschendieb. Also sollte ich Giacciomo lieber nicht aus Taschendiebregionen adoptieren. Der Bart kräuselt sich förmlich nach oben, so garstig artikuliert der energetisch stark überspannte Mann; sogar ein bisschen Spuke kommt mit, ein paar Fäden jedenfalls (Ich wollte Schaum schreiben, aber das liest sich dann doch zu dramatisch). Fühlt er sich doch noch mehr gereizt durch meinen nonverbalen Namaste-move.

Ja richtig gelesen, statt meiner üblichen Schockstarre, wandte ich wie durch Zauberhand heute mal eine neue Bewältigungsstrategie an. Ich verbeugte mich vor ihm und sagte kein Wort. Die Knie waren zur Abwechslung mal nur ein bisschen weich, nicht wie sonst kurz vor dem Kollaps in Situationen die mich glauben lassen, ich habe einen Fehler gemacht. Mehr als links und rechts schauen, kontrolliert anhalten und eh-ein-schlechtes-Gewissen-haben wegen dem baustellenbedingten Ausweichmanöver kann ich dann aber echt auch nicht mehr machen, um mich StVO-konform zu verhalten.  Die Verbeugung war ernst gemeint. Keine Provokation. Ich atme tief durch. Das bringt ihn richtig auf die Palme. Aha. „Seltsames Reaktionsmuster für eine respektvolle Geste“, denke ich. Ich überlege, ihm noch eine Friedensgebärde zu entgegnen (#peace), lasse aber die Hände langsam wieder sinken, da ich fürchte er fiele mich sonst direkt von der heruntergelassenen Scheibe über den Gehsteig her an. Die Speichelfäden sind nämlich mehr geworden; die Lautstärke blieb gleich war sie doch nicht mehr steigerbar.

Mhmhm. So stehe ich hier und merke erstmalig in meinem Leben, dass der fiese Schmerzkloß um meinen Kehlkopf, der sich für gewöhnlich seit Kindertagen bei Schreiattacken diesen Levels deutlich bemerkbar macht und noch heute pawlow’sch-rasant aktiviert wird, gar nicht so notwendig ist. Für gewöhnlich schießt der Befehl „Wassermarsch“ über mein neuronales Netzwerk mit voller Wucht (#arschbombe) in Richtung Tränendrüsen. Ich plärrte für gewöhnlich, weil ich ja eh nix falsch machen möchte und keinem zur Last fallen. Aber heute ist das anders. Der Körper vibriert auch nur minimal, wurde diesmal doch weniger Adrenalin aus der Nebennierenrinde ausgeschüttet.

Bravo, Lady Cupcake. Sehr gute Weiterentwicklung. Was der olle Schnautzbart-Pete offenbar nicht mitbekommen hat, ist mein blitzeblanker Helm, der tief in meiner, beim Kopf gen Schlüsselbein senken sich ergebende Doppelkinnfalte festgezurrt ist sowie mein voller Lebensfreude in die Pedale tretendes, StVo konformees Verhalten. Da kann wohl keiner was dafür. Was ich wiederum nicht wissen kann ist, dass ihn der fürchterliche Streit mit seiner ältesten Tochter gestern Abend völlig aus der Fassung gebracht hat. Sie lädt ihn nicht zur Hochzeit ein und wünscht ihm nur das Schlechteste. Wahrlich keine schöne Sache. Oder, dass der erst seit zwei Jahren im wichtigen Bürogebäude tätige, belaptopte, belackschuhte und eigentlich noch pubertierende BWL-Student die seiner Ansicht nach ihm zustehende Beförderung zugesagt bekommen hat. Mit € 1,99 Piccolo haben sie anstoßen müssen gestern um 16 Uhr. Und sich scheinheilig wiederwillig die Hand reichen und nebeneinander am Foto stehen und seine eye-to-eye Blitze musste er möglichst gekonnt kaschieren. Oder vielleicht war vorgestern einfach die Untersuchung beim Urologen ein bisschen haarig. Alles nur Spekulationen und Verstehenshypothesen.

Ich rase ja so durch meine eigene Ideologie von Realität, dass ich nur schwer die vom Schnautzbart-Pete ergründen kann. Die Dinge sind meist nicht wie sie scheinen. Und wenn diese Brülltirade zumindest dazu gut war seine negative Energie zu entladen, dann bitte gerne. Jederzeit. Bevor du den belackschuhten BWL Jungspund eine G’nackwatschn verpasst, oder deiner Tochter auch eine Todeswunschnachricht auf der Mailbox hinterlässt, deine Frau wieder verprügelst oder die Katze vom Urologen massakrierst, weil er bei der Untersuchung doch den einen Finger zuviel verwendet hat. Ich weiß nicht was dich bewegt. Ich weiß nicht was dich so wütend macht. Muss ich auch gar nicht. Wir Menschen machen verrücktes Zeug. Ich jeden Tag. Jedenfalls bin ich froh, dass mein pawlow’scher Reflex reduziert ist. Ein echter Erfolg. Zumindest dafür war unsere Begenung gut. Also indirekt: Danke dafür! Ich nehme hier einfach meine Ohnmacht aus der Situation und sag ehrlich Danke. Denn indirekt ist dir ja hoffentlich nicht nur der Schutz deiner gold metallic Karre wichtig, der bei meinem ungraziösen Ritt über deine Motorhaube im Falle meines tatsächlich ausbleibenden Stehenbleibens nicht mehr gegeben gewesen wäre, oder deine abgelaufene Versicherung – sondern mein Leben.

Auch alles nur Vermutungen. Bitte sag in Zukunft einfach was du wirklich denkst. Ich kann nichts dafür, wenn du früh morgens an Einfahrten still stehende, dich beobachtende, achtsame und am Einfahren nicht behindernde Verkehrsteilnehmer auf zwei Rädern nicht wahrnimmst. Behalt dir deinen Frust und such dir konstruktive Wege zur Bewältigung (Coping). Das geht zum Beispiel HIER, HIER, HIER oder HIER. Mehrjährige Psychotherapieeinheiten wirken auch Wunder. Auch das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Nähere dich dir selbst. Spread love not hatred! Alles Liebe – Lady Cupcake!

PS: Liebe Grüße an dich, Schnautzbart-Pete!

Hattest du ähnliche Erlebnisse? Wie gehst du mit Schreiattacken, hitzigen Diskussionen um?

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