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15. September, 2017 By Heidi Lampret

F41.0 Unsichtbare Krankheiten

Lange Zeit meines Lebens dachte ich: „Wer bist du ohne Leistung? Wer bist du ohne Angst?“ Ich erschrak über die billige Kopie; die kahle Stelle, die übrig blieb, da wo vorher so ein großes, aufgeblasenes Ego sinnbildlich in Form eines massiv arbeitenden Ackergauls war. Ich fühlte mich wie nichts. Ich dachte es bliebe nichts übrig, wenn ich nicht immer die Normen einhalte. Wenn ich nicht allen Ansprüchen meiner Mitmenschen 1:1 entspräche. Egal wie viele es parallel waren oder wie kontroversiell.

Ich blieb immer schön angepasst, immer im Hintergrund, die Klappe haltend, egal wie groß die Spannungen bei den verbal aggressiven, teils zu körperlicher Gewalt an Mensch und Tier ambitionierten Menschen waren. Spannungen aushalten konnte ich immer gut. Ich war immer das Mädchen fürs Grobe. Wie das so ist mit Spannungen, muss Energie sich irgendwann wieder in neue Richtungen verflüchtigen. Denn ein lebenslanger Zustand wie dieser ist weder feinstofflich noch biochemisch vertretbar. Vergleichbar ist dieser Zustand mit einem Drahtseil, dass bei Überspannung durch zu viele Windungen dazu verdammt ist zu reißen.

Foto Theresa Pewal Artist Portraits

Als die Angst meine Welt zum Einsturz brachte

Ich werd ihn nicht mehr vergessen, den 8. November 2011. Ich war mit einer Freundin in der Londoner U-Bahn. (An dieser Stelle wechsle ich aus Gründen der besseren Vorstellbarkeit in die Gegenwart.) Da ist er, dieser Gedanke, der sich aus dem Hinterhalt mit einer gefühlten Tonne Gewicht über mich; meinen ganzen Körper wirft. Mir bleibt die Luft weg. In meinem Kehlkopf fühle ich sich meinen Herzschlag wild umher pochen, was es unmöglich macht das aktuelle Geschehen in Worte zu verpacken. Angepasst wie ich bin, blicke ich mit weit aufgerissenen, angsterfüllten Augen ins U-Bahn Abteil. Die zivilisierten Londoner starren schläfrig-stockstarr in ihre Morgenzeitung. Ich schaue mich um. Gut, niemand merkt was gerade in mir vorgeht. Mein chamäleonartiger Tarnmodus scheint einmal mehr Wirkung zu zeigen. Dieser schreckliche Gedanke wird immer lauter, sodass ich mich selbst weder atmen noch denken hören kann: „Ich werde sterben.“ Meine Hände zittern wie bei einem akut niedrigen Blutzuckerspiegel. Das kann aber nicht sein, wir haben vor 1,5 h erst gefrühstückt. Was passiert hier? Vor meinen Augen beginnen schwarz-weiße Pünktchen zu tanzen. Alles wird schummrig. Die Hitze steigt mir in die Knie. Ich glaube umgehend zu stürzen. So weiche Knie müssen nachgeben. Es gibt keine andere Option. „Soll ich um Hilfe bitten? Nein, so arg ist es doch nicht. Ich halte das aus.“

Ist es doch eine Sache des Kreislaufs? Seltsam – ich falle nicht. In meinen Wachstumsphasen hatte ich häufig Kreislaufbeschwerden. Der Zustand war vergleichbar, wenngleich weniger akut bedrohlich als dieser jetzt. Wäre es eine Sache des Kreislaufs, wäre ich schon längst in horizontaler Position. Kreislaufkollaps ausgeschlossen. Der Schweiß, den ich seit Minutenhoch 10 absondere, scheint sich in meinen Schuhen zu stauen. Ich versuche mich gegenüber meiner Freundin zu artikulieren. Ich kann nicht sprechen. Mein Puls beschleunigt sich erneut. „Habe ich einen Schlaganfall?“ Mir fällt die englische Übersetzung stroke ein, nicht aber das deutsche Wort. „Was passiert hier? Was passiert mit mir?“ Ein unglaublicher Druck macht sich im Brustkorb breit. So stelle ich mir den Moment bei einer Herz O.P. vor, wenn der Brustspreitzer zum Einsatz kommt. Nur ohne Narkose. Eine nahezu lautlose Schnappatmung durch den Mund setzt ein. Angepasst wie ich bin, kaschiere ich all das und leide in mich hinein. Das darf niemand merken. Der belastbare Ackergaul macht hier keine Szene während des Millionenschweren Londoner Frühverkehrs. „Kein Drama! No way!“ Aber in Wahrheit bin ich verzweifelt. Wir steigen aus. Ich höre meine Freundin den Plan für den heutigen Tag wiedergeben: London Eye, Big Ben, Madame Tussaud’s. Sehr dumpf und weit weg hört sich das alles an. Bin ich denn noch hier oder eh schon weg? Ich zwicke mich in den Arm, um zu checken, ob ich den Schmerz fühle. Angenehm ist der im Vergleich zum eben Geschehenen. „Schauen wir mal, ob ich mich heute überhaupt noch bewegen oder artikulieren kann.“

Ich merke wie der Druck im Brustkorb weniger wird. Ich versuche die vom Schweiß durchnässten Kleidungsstellen zu verstecken. Der kühle Wind in der U-Bahn lässt mich erschaudern. Die Atmung wird ruhiger. 20 Minuten Wahnsinn scheinen wie durch Zauberhand zu enden. Ich beginne wieder Ich zu sein nach dieser Totenstarre von eben, wofür ich dankbar bin. Die Totenstille im U-Bahn Abteil, hat eine Lawine aus Ängsten über meine eigene Vergänglichkeit losgetreten. Das glaube ich in diesem Moment. Erst Jahre später begreife ich, dass dieser Moment der letzte Kieselstein war. Denn Konstruktion einer Hulk artig angewachsenen Angststörung dauert Jahrzehnte. Ich beginne wieder durch die Nase zu atmen. Meine Freundin fragt, ob es mir gut gehe. Ihr falle erst jetzt auf wie blass ich wäre. Ich lächle – wie ich das immer tue, selbst wenn ich kurz vor dem absoluten emotionalen breakdown stehe – und sage es sei nichts. Wir folgen unserem Tagesplan. Ich bin verwirrt. Besorgt. Habe Angst um mein Leben. Finde keine plausible Erklärung für das eben Geschehene.

Back in time

Heute weiß ich, dass es eine Panikattacke war. Die vielen Symptome – eindeutig. Ein Langzeitkrankenstand, ein mehrwöchiger Krankenhausaufenthalt und viele Jahre Psychotherapie haben mich step-by-step dahin geführt wo mich diese absolut korrekten physiologischen Funktionen hinführen sollten. Ich muss an dieser Stelle wirklich betonen, dass der Körper in solchen Situationen absolut richtig handelt und reagiert. Nur eben in zu hohen Dosen oder für den kognitiven Apparat einfach nicht zuordenbar, was für das gesamte organismische Erleben existenziell bedrohlich wirkt. Alles was nicht zuordenbar ist, macht Angst. Und wenn das Grundmotiv ohnehin schon Angst war, ist klar, dass sich diese ins Unendliche potenziert. Tja, die Symptome kann ich heute gut wahrnehmen. Überhaupt hat sich mein Körperbewusstsein richtig entwickelt und das tut es weiterhin. Ich bin zwar physiologisch gesehen gewachsen, habe aber in frühen Jahren nie wirklich gelernt zu spüren, Gefühle zuzulassen oder eine Verbindung zwischen Gedanken, Gefühlen und Handlungen herzustellen. Als belastbares, kompensierendes, jüngstes Kind ganz schön herausfordernd. Heute liebe ich meinen Körper. Ich kann die Symptome als Warnsignale in negativen Situationen erspüren, aber auch als Marker für besonders schöne Gefühle, Gedanken, Menschen und Situationen wahrnehmen.

Der Gedanke ist immer noch da. „Ich werde sterben!“ Er ist jeden Tag da und hat an Intensität kaum verloren. Interessanterweise wird er immer dann akuter und erstarrender, wenn ich „die falschen Dinge“ tue. Das heißt in meiner Welt: Farben/ gewünschte Verhaltensweisen/ Farbnuancen sozial erwünschter Statuten tragen und annehmen, mich mit Menschen unterhalten, die hoffen, dass ihr Leben schnell vorüber geht (vgl. „Wie lange haben wir noch bis zur Pension?“), negative Kundengespräche, ich zu viel schadhafte Nahrungsmittel (inkl. Alkohol) in mich hinein wuchte u.v.m. Es vergeht meist keine Stunde in der ich nicht mindestens 10 Mal an meine Vergänglichkeit denke. Würde jemand anders mit mir die Rollen tauschen, würde er vermutlich kreischend durch den Raum laufen aus lauter Angst. So ist das mit diesen unsichtbaren Krankheiten und mit dieser Angststörung, die leider nicht mit einer Eisenschiene fixiert werden kann, sodass ein 6-8 wöchiger Heilungsprozess starten könnte.

Es ist wie mit der Ein- und Ausatmung. Ein konditionierter Gedanke, der ständig über mein neuronales Netzwerk läuft. Ich blicke auf meine Hände und sehe sie verwesen. Nur die Knochen sind noch da. Ich gehe laufen, genieße die Sonne, blicke nach oben und frage mich wie selbstverständlich: „Passiert es jetzt? Oder jetzt? Sterbe ich jetzt vielleicht?“ Ich liege in der Badewanne und frage mich, ob 90 cm Breite für meinen Sarg wohl reichen. Dabei bin ich schon lange für eine Feuerbestattung, weil ich darin viel heilsames, reinigendes, desinfizierendes sehe. Und ich hab’s gern warm. 2011 hat mich der Gedanke selbst schon fast umgebracht, weil die Sehnsucht nach Unsterblichkeit meiner Materie so unglaublich groß war. Heute ist der Gedanke ein Geschenk. Es gibt ein Leben vor, während und nach (oder wieder mit) der Angststörung. Soviel ist sicher, falls du auch so ein ängstliches Wesen bist. In den letzten Jahren sind so viele unglaublich großartige Menschen gestorben – oder vielmehr haben sie einfach die Dimension gewechselt, denn Energie kann sich nicht einfach in Luft auflösen. Sie verändert sich. Und das hat wenig mit  Ego zentriertem, kapitalistischem Scharlatanismus oder Weihrauchbenebeltem Eso-Getue zu tun.

Wir Menschen vermessen seit Anbeginn unserer kognitiven Leistungsfähigkeit und unserem aufrechten Gang Mensch, Natur und alles Großartige zwischen Himmel und Erde; die Meere, den  Horizont, der die Welt umspannt. Energie verschwindet nicht. Wasser kondensiert, steigt auf, wird durch Temperaturgefälle wieder zu Wasser, fällt auf die Erde. Quantenphysikalisch gesehen ist also niemals nichts!

Der Beginn meiner Angst

Ich hatte schon als Kind furchtbare Angst. Ständig war ich besorgt, dass meine Mutter oder einer meiner Brüder nicht mehr nach Hause kämen. So viele schlaflose Nächte habe ich weinend im Bett gelegen, weil mich der Gedanke sie alle Vier niemals wieder zu sehen fast um den Verstand gebracht hätte. Ich liebe sie wirklich sehr. Und zudem gab es auch ausreichend ernsthafte, lebensbedrohliche Momente für meine Mutter und meinen ältesten Bruder, sodass recht rasch klar war, dass dieses ganze Spiel hier nicht durch Ewigkeit geprägt ist. Auch in meiner Pubertät wurde das nicht besser. Versteh mich nicht falsch, ich war kein depressives Kind. Es wurde auch nie etwas diagnostiziert, weil ich all diese Ängste immer für mich behalten habe. Ich war zwar sehr ängstlich und habe den Modus „angepasst und leistungsstark“ zur Sicherung meines Überlebens gewählt.

Dennoch bin ich zeitgleich auch viel in der Natur herumgetobt, hab mit den Nachbarskindern Mila Superstar im Garten nachgestellt bis nur noch Erde blieb, da wo mal prachtvoller Rasen war und sich unser Hund Rex ziemlich verhaltensgestört mitteilte, weil der Ball ab und an halt doch auf sein Hüttchen schmetterte. Ich bin mit den Nachbarjungs in den Wald gefahren und hab im Sommer von Vormittag bis abends um Acht an Lianen geschwungen und herumgetollt. Ich hab musiziert – was immer der Kanal war, um meinen Gefühlen überhaupt mal Ausdruck zu verleihen. Ich hab meine Geburtstage gefeiert: Dafür hab’ ich Medaillen gebastelt, Schnitzeljagden veranstaltet, uns zucker- und kohlensäurehältige Getränke eingeflößt bis uns schlecht war. Danach haben wir Torte gegessen, bis uns wieder schlecht war und danach wiederum haben wir mit allen Baywatch, Dr. Quinn – Ärztin aus Leidenschaft und Mac Gyver geschaut und uns über die Helden unserer Kindheit gefreut. Ich hatte viele unbeschwerte Tage in meiner Kindheit, hatte viele Freunde, auch ein paar dizzer, die mich täglich mit ein paar G’nackwatschen begrüßten, alle drei Wochen wiedermal eine 4- in Mathe und aufgeschlagene Knie vom Rund-ums-Eck-spielen. Alles in allem bin ich also kein schwer traumatisierte Kind, aber eines, dass in Spannungen aufgewachsen ist und einige quasi-Verlustmomente erlebte. Das wollte ich noch mal klar stellen! #novictim Nicht, dass dieser Blogpost hier in eine komplett falsche Richtung ginge. Ich beschreibe hier zwar all das Schwere, aber das heißt nicht, dass da nicht viel Gutes gewesen wäre. Zeitgleich!

Wie zum Beispiel eine unglaublich liebevolle Mutter, die versucht hat uns irgendwie durchzubringen, uns jeden Ski- oder Schulausflug ermöglicht hat; uns gefüttert hat und mich auf alle Fälle gelehrt hat: Egal wie ausweglos die Situation scheint – denk nach, sei kreativ. Es ist niemals nichts. Es gibt immer einen Weg. Und glaub mir in unserem Familienleben gab es – wie bestimmt auch in deinem Leben – schon oft Momente, wo wir/du dachten/ dachtest: „Jetzt ist es vorbei! Das kann man nicht reparieren! Wie soll ich das bloß schaffen? Wie geht es jetzt weiter?“ Und ich liebe diese Eigenschaft in mich aufgesogen zu haben. Ich wurde dafür schon oft als naiv, blauäugig oder verrückt beschimpft. Wenn das so sein soll, dann bitte möge man mich weiteren so bezeichnen. Ich lasse diesen Glauben an das grundlegend Gute und Schöne im Leben keinesfalls fallen.

Mila Superstar-Gang, Lavamünd, 1993

Ich glaube an das Leben…

…und an die vielen Gelegenheiten, die sich darin bieten! Daran, dass das alles – ja, auch die Angststörung, die Panik, das Leid, der Schmerz – irgendwie Sinn machen. Vielleicht seh ich ihn nur jetzt noch nicht. Ich seh‘ unter Umständen das große Ganze noch nicht, weil ich in meinem Mikrokosmos und nahezu mit der Nasenspitze berührend dabei bin, die Mikro-Puzzleteile für mein Jetzt zusammen zu suchen. Es kann gar nicht anders sein. Wozu der stetige Drang in uns Menschen – der Drang in mir – nach Weiterentwicklung, wenn wir eh nur geboren würden, um zu sterben? Ich habe diesen Satz schon so oft gehört, aber noch nie habe ich dessen Bedeutung verstanden. Es liegt doch so viel zwischen Wiege und Grab. Kein einziger Tag ist ohne Lebendigkeit, solange ich sie mir erlaube.

Nichts ist für die Ewigkeit, alles hat ein Ende, ist vergänglich. Aber wenn es ein Fazit gibt, dass ich aus meinem mir tiefgebend infiltrierten Gedanken „Ich werde sterben!“ ziehen kann, dann jenes, dass ich nicht länger Angst vor dem Leben haben möchte. Das ist nämlich der Ursprung aller Angst in mir. Ich war kein Wunschkind. Eher gab es den dringenden Wunsch mich weg-zu-machen. Diese Emotion hat sich pränatal auf mich übertragen. So viel ist der Forschung auch bereits bekannt. Traumata während der ersten neun Lebensmonate im Mutterleib haben Einfluss auf die Konstruktion und Wahrnehmung von Realität. Mehr dazu findest du HIER oder HIER. Diese Urangst, diese existenzielle Bedrohung lies mich immer überkompensierten, mehr arbeiten als andere, so tun als wäre ich begabter als andere, Klugscheißern, soziale Interaktionen vermeiden, weil ich ja leisten, lernen und arbeiten müsse; größenwahnsinnige Heldentaten des Alltages vollbringen. Beispielsweise Schularbeiten für andere schreiben, unmögliche Deadlines für andere einhalten, immer zufällig in der Nähe sein, wenn jemand kollabiert oder Hilfe braucht, all die schweren Emotionen anderer auf mich nehmen und zu viel in mich aufnehmen, den Schmerz der halben Welt tragen. Pffffff. Alles nicht mehr notwendig. Mein Herz schlägt auch so.

Und ich bin tatsächlich für mehr geboren, als lediglich zu leisten und zu dienen. You remember my first lines?„Wer bist du ohne Leistung? Wer bist du ohne Angst?“  Ich will nicht sagen, dass diese Eigenschaften heute kein Teil mehr von mir wären. Der einzige Unterschied ist, dass ich aufgehört habe mein Ego mit dieser Information zu füttern. Stattdessen füttere ich mein Herz mit guten Gedanken und Mantren…und meinen schönen Körper ab und zu mit Sonne, Liebe und Sushi. Wer Angst vor dem Tod hat, hat Angst zu leben. So finde ich das gut auf den Punkt gebracht. Es ist weniger der Sterbeprozess, der mir Angst macht, als eher der weder geistig noch materiell fassbare Zustand des tot-seins. Was heißt das? Wie kann ich sein, wenn ich gar nicht mehr bin? Und wo bin ich dann? Wo sind meine Lieben? Was passiert mit meinem schönen Körper, der so viele Jahre Blut, Sauer- und Nährstoffe durch mein System gepumpt hat, der mich hat wachsen und lernen lassen, mich viele schöne Dinge erleben ließ? Tja, ich weiß – ich mach hier ganz schön ’n Fass auf indem ich all diese existentiellen Fragen stelle. Aber ist es nicht so, dass es bei vielen Dingen im Leben immer wieder um sein vs. nicht sein geht und wir alle nur nicht den Mumm haben darüber zu sprechen? Mir geht es jedenfalls so. I must confess! Ich frage mich, was mit all den schönen Erinnerungen passiert. Diesem riesigen Netzwerk an Erlebnissen, Erfahrungen, atemberaubenden Momenten. Wohin gehen sie? Reißen die Bahnen einfach ab? Die Eiweißverbindungen fallen in sich zusammen, es wird dunkel – das war’s? Seriously? Gibt es nicht so etwas wie ein universelles Backup? Eine riesige Cloud in der ein kollektives Bewusstsein wachsen kann? Mich macht der Gedanke traurig. Es gibt in jedem einzelnen Leben so viele Besonderheiten. Jeder Mensch ist besonders und dann kann niemand die Geschichten nachschlagen oder Lösungen für künftige Generationen und Situationen aus den bisherigen Erfahrungen ableiten. Auch zur kollektiven Lösungsfindung fände ich das seeeeehhr praktisch. Aber naja – Wunschdenken eben. Oder?

Foto Theresa Pewal Artist Portraits

Angst als Chance

Ich fühlte mich so viele Jahre meines Lebens falsch, fehlerhaft, nicht korrekt gebaut nach einem höheren Bauplan. Heute weiß ich, dass ich genau richtig bin. In den banalsten Alltagsszenen schreit dieser Gedanke in mir: „Ich werde sterben – du wirst sterben. Es ist blanker Wahnsinn sich auch nur 1 Sekunde länger anzubrüllen, abzuwerten.“ Manchmal frage ich mich was passieren würde, wenn ich diesen Gedanken wirklich laut rausbrüllen würde? Vermutlich würde ich als hoch psychotisch eingestuft und wieder medikamentös niedergepumpt werden. Ich glaube, dass wir allein durch das Sprechen über den Tod ein kollektives Todesbewusstsein erarbeiten könnten, das uns dabei helfen könnte auch ein gesundes Lebensbewusstsein zu kreieren. „Was wäre, wenn die Person vor mir heute sterben würde?“

Denke nur eine Sekunde diesen Gedanken während du deinem Partner die Schuld für dein Unglück gibst, deinem Chef die verwehrte Gehaltserhöhung übel nimmst, während du deinen Sohn/ deine Tochter mit Schweigen bestrafst, während der jahrzehntelange Streit mit deinem Vater mit erhobener Faust und vibrierenden Nüstern (Nasenflügeln sind gemeint – mir gefällt einfach das Wort Nüstern zu gut) in die 100.000te Verlängerung geht, während du dein Kind anbrüllst, weil es zum vierten Mal am heutigen Tag sein Hemdchen bekleckert hat. „Was wäre, wenn die Person vor mir heute sterben würde? Was wäre, wenn ich heute sterben würde?“ Sollen das die letzten Worte zwischen uns sein? „Ich hasse dich.“ „Du liebst mich nicht.“ „Du bist ein Idiot.“ „Du wirst es nie zu was bringen.“ „Ich bin viel besser als mein Arbeitskollege.“ „Du bist ein egozentrisches Arschloch.“  Ich plädiere für mehr Klartext und weniger Oberflächlichkeit. Und außerdem wäre so ein zwischenmenschlicher shit-storm ganz schön viel Text für die Kondolenz Rede oder einen Grabstein…oder den Urnengraveur.

–> BUCHTIPP:

Bronnie Ware beschreibt in ihrem Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ sehr plastisch, dass es am Ende unseres irdischen Daseins auf die immer selben Kernaspekte hinausläuft. Tage bevor die Menschen, die sie pflegte ihren letzten Atem aushauchten, kamen sie zur Erkenntnis, dass weder Geld, noch Macht oder Status entscheidend dafür waren, ihr Leben als Sinn erfüllt zu betrachteten oder nicht. Es waren die Beziehungen. Die Momente, in denen sie liebten. Die Zeit mit den Menschen, für deren Wohl sie Himmel und Erde in Bewegung gesetzt hätten. Die fünf Dinge auf den Punkt gebracht (Achtung – Spoiler Alarm!):

  1. Zu wenig sein eigenes Leben gelebt zu haben.
  2. Zu viel gearbeitet zu haben.
  3. Zu wenig Zeit für Familie und Freunde gehabt zu haben.
  4. Zu wenig Gefühle gezeigt zu haben.
  5. Sich nicht erlaubt zu haben, glücklich zu sein.

Unglück entspringt in mir selbst

Natürlich machen Menschen verrücktes Zeug, sagen schlimme Dinge, handeln nicht nach – meines Ermessens nach – ihrem besten. Aber die Emotion und die Reaktion darauf entstehen in mir selbst. Sie schaukeln sich hoch durch zu langes Schweigen, durch ein klassisch eher feminin zu beobachtendes Na-es-passt-eh-alles, obwohl genau nichts passt, durch Herumgezicke über die ausbleibenden telepathischen Fähigkeiten des Gegenüber: „Merkt er/ sie das denn nicht?“ Nein, in den meisten Fällen können wir nicht Gedanken lesen und/ oder sind so sehr mit uns, unseren inneren Lebenswelten oder dem Alltag beschäftigt, dass wir zwischenmenschlich (un-)feine Interaktionen oder feinstofflich negative Schwingungen nicht am Radar haben. Sag was du wirklich denkst und hör deinem Gegenüber aufmerksam zu.

Unkontrollierte Pferde

So viele Streitigkeiten in meinem Leben resultierten daraus, dass ich mein Ego nicht im Griff hatte. Alle Pferde – im Freud’schen tiefenpsychologischen Sinne – gehen und gingen schon so oft mit mir durch. Mit Schaum vorm Mund und ganz oft mit Scheuklappen. Ich hab’ schon so viele Menschen verletzt, beleidigt, für mein Unglück verantwortlich gemacht. Besonders drei meiner liebsten und innigsten Freundschaften habe ich in den letzten Jahren aufs Spiel gesetzt. Und Leute, falls ihr das hier lest – möchte ich mich bei euch für euer großes Herz bedanken. Ich liebe euch. Danke, dass wir durch viel Geduld, offene Herzen, in langsamen Annäherungen Klartext reden konnten und unsere Beziehungen jetzt wieder heilen. Wir sind uns näher als vorher.

Dächten und sprächen wir alle viel offener über sein und nicht sein, stellten sich viele Fragen nicht: Brauche ich das große Haus? Bin ich begehrenswerter mit der Gehaltserhöhung? Werde ich mich mehr lieben mit 10kg weniger? Bin ich mehr wert, wenn ich als Extremsportler immer ganz oben am Siegerpodest stehe? Täten wir nicht so, als würde irgendjemand auf dieser Welt hier lebend rauskommen oder als würde dieses ewige Aufstehen – sich streiten – irgendeine belanglose Arbeit machen, die uns nicht erfüllt – sich wieder streiten – die Spannungen in der Familie weiter schüren endlos weitergehen. Es endet. Du endest. Also hör auf normal zu sein und komm ein bisschen auf meine verrückte Seite hier. Es fühlt sich zwar alles viel beängstigender und intensiver an auf dieser Seite, aber auch echter und mit der Zeit leichter und schöner. Gemeinsam kriegen wir das hin.

Abschließend gibt’s noch ein Zitat, das mir seit 2012 an gut sichtbarer Stelle täglich Hoffnung gibt. Ich möchts gern mit dir teilen:

„Das klare Todesbewusstsein von früh an trägt zur Lebensfreude, zur Lebensintensität bei. Nur durch das Todesbewusstsein erfahren wir das Leben als Wunder.“ (Max Frisch)

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12. September, 2017 By Heidi Lampret

Ertränkte Einhörner & Rassismus zum Dessert ODER Versteckte Anteile

Szenario: Ladies night. Topic: Batterie- und/ oder Akku-betriebenes Erwachsenenspielzeug aus Polyethylen und anderweitige goodies für grown-up-late-night-entertainment. Der Abend war sehr nett, informativ, eh nicht schmuddelig, wie man es als Laie ja erwarten würde. Einige erheiterte Damen rund um den Tisch versammelt. Gute Gespräche, viele Lacher. Es gab leckere Knabbereien und Gummibonbon-Naschkram in Einhornform, was ich besonders zu schätzen wusste. Denn ich mag zauberhafte Einhörner wirklich gerne. Die Präsentation neigte sich dem Ende. Es war an der Zeit meine Bestellung aufzugeben und mich weiterhin mit der Gastgeberin zu unterhalten, die ich sehr schätze und liebe. Ich erfreute mich meiner Gummibonbon-Einhörner. Ich ließ sogar zwei Einhörner miteinander an der Tischkante interagieren, wiehern, tanzen. Ein bisschen mit ihren Hörnern kämpfen ließ ich sie auch. Was soll ich sagen? Eines davon hat den Kampf verloren und wurde in meinem weißen Spritzer ertränkt. So ist das manchmal im Leben. Manchmal bist du das strahlende, siegessichere Einhorn mit vor Stolz aufgeplusterter Brust; manchmal bist du das selbstmitleidige Looser-Einhorn, dass hofft am Boden des Glases Hoffnung und Trost zu finden. Ich trank den Spritzer weiter und freute mich über den schönen Abend. Und über mein im Spritzer getränktes Gummibonborn-Einhorn, das wuchs und wuchs. Zumindest freute ich mich so lange, bis mir eben selbiges fast im Hals stecken blieb. Ich hatte ja den größten Teil der Konversation aufgrund meiner Einhornkämpfe überhört. Aber bei den Sätzen: „Wenn ich noch mal ein Kind kriege, dann schau ich, dass ich erste Klasse liege. Weil dieses Türkengesindel stinkt immer so dermaßen und die bringen immer so viele Verwandte mit und schnattern ununterbrochen. Nicht auszuhalten.“ konnte ich nicht mehr weghören. Ich spüre wie meine Augen weiter und weiter werden. Es waren einige Krankenschwestern unter den Gästen. Ich bin mir sicher sie wollten einen Schlaganfall-Erstcheck durchführen, hätte ich mir selbst meine Reaktion nicht so dermaßen verboten und im Einhorn-Spritzer ertränkt. Pokerface war angesagt. Es folgte noch einiges an Blabla über stinkende Ausländer. Und hey, ich darf wiedermal betonen, dass ich diesem Menschen keinesfalls seine Erfahrung absprechen möchte. Ja, vermutlich ist es nervig, wenn man grad entbunden hat so viele Leute im Raum zu haben, weil man ja selber noch ganz geschwächt ist und dieses Wunder, dass hier Stunden zuvor passiert ist, selbst noch verarbeiten und begreifen möchte. Es steht mir nicht zu jemandem den Mund zu verbieten. Darauf will ich gar nicht hinaus. Am meisten störte mich an dieser Gesamtsituation eher, dass ich (noch!) nicht die Courage hatte und habe, bei Aussagen wie dieser die Situation zu verlassen. Und mich führten diese Situationen hin zu meiner eigenen Haltung gegenüber Menschen aus anderen Ländern. Und damit war für mich klar: Das würde unbequem für mich selbst werden! Mir geht es in solchen Situationen gar nicht darum, eine endlose Diskussion über „Du hast unrecht – Ich habe recht“ zu führen. Das ist auch unmöglich, weil wir Beide aus unserer Sicht Recht haben. Und ich will mich nicht wieder als Gutmensch beschimpfen lassen, denn das ist ja offensichtlich seit 2015 das jährlich wiederkehrende Unwort hier in Mitteleuropa.

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Photo by Christine Kostner Photography  

Worauf ich hinaus möchte

Ich bin allergisch auf:

  1. Pauschalaussagen und -verdächtigungen —> vgl. „Alle Ausländer sind böse.“

  2. Auf Aussagen mit Tendenz zu Verfolgungswahn —> „Alle Ausländer deren Sprache ich nicht spreche, schmieden bestimmt Attentatspläne und beschimpfen mich oder möchten mich ad hoc in die Luft sprengen.“

  3. Aus der Luft gegriffene und bei Zeltfesten mit im Kollektiv erhobenen Biermaßen einstimmig verifizierte Negativaussagen auf unterster menschenwürdiger Ebene zum Thema Körperhygiene —> vgl. „Die Inder, die stinken!

Darauf bin ich wirklich wirklich allergisch! Ich bin Ausländerin überall auf der Welt, nur nicht in Österreich. Was glaube ich, wer ich bin, solche Aussagen früher auch gedacht zu haben oder heute noch immer im Zuge netter Erwachsenenabende mit batterie- und/ oder Akku-betriebenem Erwachsenenspielzeug aus Polyethylen und anderweitigen goodies fürs grown-up-late-night-entertainment zuzuhören?

Ich bin selbst leider auch Rassistin

Ja, das hab ich geschrieben, um deine Aufmerksamkeit zu halten. Anders gesagt, ich hab auch rassistische Anteile in mir. Leider. Tut weh, ist aber wahr. Ich wurde so erzogen oder ich hab mir das Verhalten der großen Menschen mit ihren schlauen Köpfen auf ihren Giraffenhälsern abgeschaut. So war meine damalige Kinderperspektive. Und ich dachte: „Wer so hoch oben denkt und spricht, der muss gesehen haben, wie weit die Welt ist. Weiter denken. Weiter sehen.“ Nix da! In den 90ern schlenderten des Öfteren Menschen mit anderer Hautfarbe als meiner (Alles andere darf man ja laut Knigge schon gar nicht mehr verwenden. In jedem Fall nehme ich diesen Blogpost hier mehr als ernst, das kannst du mir glauben.) zu uns auf den Bauernhof. Meine Großmutter wurde immer ganz hysterisch und scheuchte uns Kinder ins Haus und die Hühner in den Stall. Nicht mal der Hund durfte draußen bleiben, geschweige denn seine Wasserschüssel oder die Jausenbretter mit der Salami und dem selbst gebackenen Brot; die anderen Leckereien, die wir alle eben noch unbeschwert unterm schattigen Nussbaum verspiesen haben (Ich weiß, dass es verspeisten heißt, aber ich liebe es das so zu schreiben). Alle sozialen Interaktionen mussten sofort unterbunden werden. Manchmal fragte ich mich, ob Oma nicht auch noch die Stangenbohnen raus fetzen und die Kartoffeln ausgraben wollte, um ja nichts an potentiellem Diebesgut außer Haus zu lassen. Seltsam war das. Ich verstand als Kind gar nicht was da abging. Solche Situationen fühlten sich als Kind immer massiv bedrohlich an. Manchmal standen die netten Herren mitten im Vorhaus. Naja, aber auch klar, wenn man keine Klingel an der Tür hat am Bergbauernhof und ein Klopfen nicht hört, weil Dampf und Schäumen der Kochtöpfe und plärrende Kinder dieses übertönten. Da kann ich den Herren gar keinen Vorwurf machen, ein paar Schritte ins Haus zu setzen. Wäre die Reaktion eine andere, wären es Männer mit heller Haut? Erst Jahre später merkte ich, was für „finstre“ Geschäfte da abgingen. Die jungen Männer, deren schönstes Styling-Detail jeweils das wärmste und herzlichste Lächeln der Welt war, trugen doch tatsächlich – und jetzt schnall dich an – Glitzerbilder in ihren seitlich umgehängten Tragetaschen. Wohooo, echt finstere Ganoven waren das. Oder? Kennst du diese Bilder noch? Kannst du dich erinnern? Kätzchen, Alpenlandschaften, Engelschutzbilder und so weiter. Ha! Von da an hatte ich meine Großmutter entlarvt. Sie hatte so große Angst vor diesen Menschen, nur weil die Hautfarbe anders war als ihre eigene. Und doch wartete gleich unter der ersten Hautschicht meiner Großmutter schon ein Mensch, der selbst unsicher war, Angst hatte davor anders oder besser gesagt ehrlich zu sich selbst zu sein. Was uns am Gegenüber auffällt, hat leider oft etwas mit uns selbst zu tun. Kenn ich bestens! Deswegen auch meine allergische Reaktion bei der entwertenden Körperhygiene-Aussage gegenüber AusländerInnen. Weil ich selbst auch schon diesen oder ähnliche konditionierte Gedanken hatte. So viele Jahre meines Lebens. Ich dachte die Gedanken anderer, die diese Meinung für gut, richtig und angemessen hielten. Ich habe Äußerungen wie diese als mini Puzzleteil für meine Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft verstanden und viel zu lange nicht hinterfragt. Nun entscheide ich mich aber dagegen bzw. dazu diese Gedanken zu transformieren durch den Versuch täglich neue Gedanken zu erschaffen. Denn dieser rassistische Scheiß ist für mich und meine innere Welt einfach nicht länger vertretbar. Ich seh‘ mich oft im Außen Frühjahrs- oder Weihnachtsputz betreiben, mich die Finger wund schrubben bei der wöchentlichen Bad-Generalsanierung (oder wenn ich emotional besonders belastet bin und mich gar nicht mehr zu artikulieren weiß). Meinen Kopf aber habe ich so lange Zeit nicht gewartet, geputzt, entmistet oder auf Hochglanz gebracht. The time is now.

Meine Großmutter hat jedes Mal ein Bild gekauft

Ja wie jetzt? Aus Angst? Oder weil ihr die Bilder am Ende doch gefielen? Seriously? Kann das wirklich wahr sein? Oder hat sie die Not der finsteren Männer mit den Umhängetaschen eh verstanden? Und dafür der ganze Zirkus. Rund 10 Glitzerbilder zierten Küche und Wohnzimmer. Über der Eckbank und neben dem Herd an der Wand hingen auch welche. Ha! Mir konnte man mit meinen 5 Jahren nichts vormachen. Vgl. Sherlock Cupcake! Worauf ich hinaus will ist, ich verstehe, dass ich noch heute zusammenzucke, ob der Pawlowsch’ konditionierten Hysterie meiner Großmutter, sobald mich ein Schwarzafrikaner/ Farbiger/ Dunkelhäutiger/ Mensch mit anderer Hautpigmentierung (JA! Jetzt hab ich’s doch geschrieben. In aller Wertschätzung. Weil ich dieses mit Samthandschuhen-Getue einfach doch zu doof finde. Weiß doch jeder, dass das hier ein #pro-human-blogpost, #peace-love-ice-cream-blogpost ist). Sie hat’s nicht böse gemeint. Die Angst lässt uns alle seltsame Dinge tun. Und ja, ihr alle da draußen, die ihr nun mit Schaum vorm Mund drauf wartet, endlich hasserfüllt in die Tasten zu hauen und mir hier einen negativ-Bericht nach dem nächsten mit ach so gut recherchierte Zahlen über Mindestsicherungen und Co. um die Ohren zu hauen und, dass die alle so viel absahnen etc. Fragt euch stattdessen einfach, was ihr heute Gutes für die Welt tun könnt. Zuerst für euch selbst, dann für die Person neben euch. Nicht mehr – nicht weniger. Meine und deine Wahrnehmung sind schon in Ordnung. Und es lohnt sich nicht über richtig oder falsch zu debattieren. Ich denke, was gesamtgesellschaftlich fehlt sind acts of peace (klingt im Englischen irgendwie schöner und größer. Und drückt tatsächlich das aus, was ich fühle). Nicht das Gelaber und die Streitereien über richtige und falsche Sichtweisen sind entscheidend, sondern unser Handlungen. Was kannst du heute für deinen türkischen Nachbarn tun, um euren Tag schöner werden zu lassen? Oder den russischen Busfahrer? Oder für die serbische Reinigungskraft im Büro? Für den kroatischen Portier? Integration wirft viele Fragen auf, kann in viele Richtungen gedacht werden. Die Probleme von Krisenländern sind im eigenen Land zu bewältigen, ein Wiederaufbau unbedingt zu befürworten. Integration – also die Einbürgerung von Menschen in ein neues Land/ eine neue Kultur – ist ein Tropfen auf den heißen Stein, nur ein temporärer Lösungsversuch. Müsstest du deine Heimat verlassen, würdest du nicht auch die Hoffnung mit dir und deinen wenigen Habseligkeiten im Gepäck tragen, eines Tages wieder zurückkehren zu dürfen? Integration wird auf Egoebene so groß diskutiert, aber es passiert in den Herzen der Menschen so wenig. Demgegenüber passiert in den Köpfen (vgl. Reptilienhirn) wiederum so viel, wenn ein Asylheim brennt. Wenn ich bedenke, wie viele Tote es in Krisenregionen zu beerdigen gäbe, wie viele Schulen wieder aufzubauen, wie viele Wasser- und Stromleitungen zu installieren wären u.v.m. Es gibt so viel zu tun. Und dieses Tun beginnt genau mit der Transformation meiner eigenen rassistischen Gedanken. Das ist der Ursprung. Die Menschen, die aktuell hier bei uns Zuflucht suchen, sind mehr denn je als Menschen zu betrachten. Es gibt gute, weniger gute und Menschen mit dunklen Absichten. Und ich schreibe an dieser Stelle leider nicht länger übers Glitzerbilder verkaufen. Die gibt es aber in Österreich und in allen Ländern auf der Welt. Denn Wahnsinn ist keine Frage der Herkunft, sondern eine Frage des Futters für den menschlichen Geist. Wie Nahrung für den Körper Gift oder Heilung sein kann, sind auch Gedanken, Haltungen und Ideologien Gift oder Heilung. Für den Moment sei gesagt: Sieh einfach den Menschen vor dir. Nicht die Hautfarbe oder die medial teils aufgebauschte Kriminalitätsstatistik. Kriminelle Handlungen, Vergewaltigungen, Tod, Mord sind keine Frage der Hautfarbe, sondern der Geisteshaltung oder Ausdruck des geistigen Wahnsinns, der leider in uns allen schlummert. Die animalischen, mordlüsternen Anteile, die tief im Dunkeln dahin siechen. Sie sind da. Auch in dir. Potential haben wir alle. Indem wir uns über Menschen anderer Herkunft/ Kulturen erheben sind wir aber nicht besser als sie. Im Gegenteil, es bringt uns auf dieselbe niedere humanitäre Bewusstseinsstufe, sodass Gewalt, Mord und Tatschlag wieder von vorne beginnen. Und da wollten wir ja eigentlich nicht hin, oder?

In der Ablehnung des Gegenüber ist auch immer ein Teil von dir selbst verborgen. Was lehnst du an und in dir selbst ab? Das Böse wohnt dem Menschen inne, genau wie das Gute. Du und ich, wir entscheiden heute: Zerstören wir oder erschaffen wir. Wähle du, was du heute noch Gutes für dich und den Menschen neben dir tun möchtest. Das ist schon alles was zu tun notwendig ist. Wenn viele Menschen das an vielen Orten der Welt tun, ist eben diese dann doch nicht mehr so hoffnungslos verloren, wie gedacht.

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7. September, 2017 By Heidi Lampret

02:47:46.6 // Run baby, run

Yes, I did it. Ich war tatsächlich verrückt genug, vor-vorletzten Sonntag den Kärnten läuft Halbmarathon 2017 zu absolvieren. Ich sprang nach 02:47:46.6 ins Ziel, was in meiner Welt eine echte Bestzeit ist. Ich laufe seit ca. 16 Jahren, aber immer mit der Nasenspitze Richtung Sonne, meist lockerem Schlender-Spaziergang Tempo, einem Hang öfter mal umzudrehen, weil ich Marienkäfer, Glühwürmchen oder Entenfamilien näher beobachten muss. Von Pulsuhren hab ich das erste Mal vor 8 Jahren was gehört. Bis heute besitze ich keine, weil ich merke, dass ich aufhören muss zu laufen, wenn ich es im Hals ganz arg klopfen spüre. Das ist mir Indikator genug. Ein piepsen und leuchten am Handgelenk brauch ich nicht. Ja, so eine seltsame Läuferin bin ich. Laufen um des Laufens willen. Manchmal extrem im flow und ewig unterwegs. Manchmal nach 2 Minuten keuchend im Wald ankommend und einfach inne haltend den Waldbewohnern beim Sein zuhören; atmen. Meist laufe ich mit oder ohne Lieblingsmusik im Ohr durch den Wald. Ja, ja, Pulsuhr trägt sie keine, aber die Ohren macht sie sich kaputt. Auf das bisschen Technik möchte ich nicht verzichten. Und ich gehöre übrigens noch zur Generation, die mit Walk- und Discmans mit Soft-Ohrhörern laufen ging. #oldschoolrocks Manchmal laufe ich gerne mit lieben Laufbuddies zum Quatschen, Herzen öffnen und Seelen reinigen. Also einfach, um mich überhaupt zu bewegen, die Natur und gute Gespräche zu genießen.

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how the story began – the beginning of the end

Im März diesen Jahres offenbarte mir meine liebe Freundin Eva, dass sie schon lange den Wunsch hegte an diesem Lauf teilnehmen zu wollen. Wir blödelten ein wenig, nur alles über den Nasenspitzen aufwärts visuell erhaschend, über den Schreibtisch. Durch mein Klicken auf den PayPal-Button im Kärnten läuft Online-Anmeldetool wurde aus Spaß Ernst. Das Nenngeld war bezahlt und wir voller guter Dinge einem Trainingsplan zu folgen —> siehe runnersworld.de (*das ist keine bezahlte Anzeige, aber eine menschlich getragene). Easy zu erstellen für Newbies wie uns. Für unser Gefühl auch gut umzusetzen, mussten wir doch pro Tag nur die Anweisungen des jeweiligen Wochentages berücksichtigen. Von wegen! Schlechter vorbereitet als in dieser Lebensphase mit dem denkbar negativsten Mindset und den schlechtesten körperlichen Grundvoraussetzungen fand ich mich dehnend, springend, Urin auf hochtourend absondernd am Start wieder. Vor mir das imposante Schlosshotel Velden. Hinter mir der metaphorisch rausstehende Kackstift. Ziemlich sogar. Schon die Nacht davor war von Nervenkitzel. All diese Stimmen in meinem Kopf, die ärgstens diskutierten, um mich mit allen Mitteln von diesem Wahnsinn abzuhalten. Was man dann am nächsten Tag um dieselbe Uhrzeit auf diversen social media Kanälen sehen würde, wäre ein Bild meines Triumphes und ein gewohnt wortgewandter Schmäh, der Leichtigkeit und stählerne aber bestimmte Siegesatmosphäre verbreiten würde. Ja Leute. Das hier ist die ganze Wahrheit. Eigentlich fand ich mich – ungewöhnlich für mich – bereits um 22.30 Uhr im Bett ein. Den letzten nach Erholung schmachtenden Blick auf den Wecker warf ich gegen 2.42 Uhr morgens. Damned! „Ich laufe schon so lange Zeit. Es ist nur Laufen. Nur die Natur genießen, ein Bein vor das andere setzen und eines dieser fabelhaften Gespräche mit Eva führen. Nicht mehr“, höre ich mich denken. Woher kommt plötzlich dieser Druck? Diese Anspannung?

24 hours to go

Das Eselsohr vom Trainingsplan lächelt spöttisch aus der Werkzeugschublade. Ich hab ihn da hin verbannt, nunja…mangels Gewinner-Ehrgeiz. Wir sind nun auf Augenhöhe während ich mich in meine Sportschuhe bemühe. Ich schwinge mich auf aufs Rad. Trete mir gedanklich in den Hintern und in diesem Moment in die Pedale. Auf zur Running City. Startbeutelchen abholen. Es strömt in Regen. Eva und ich sind verabredet. Wir begrüßen uns strahlend, freudig, stolz darüber, dass wir das jetzt wirklich tun. Dass wir das jetzt wirklich trotzdem tun. „Wir sind die Ärgsten!“, geben wir abwechselnd mit akustisch unüberhörbarem Beifall wieder, um dieses Geschehen real werden zu lassen und uns die scheiß Angst mit Schulterklopfen und Händeklatschen aus dem Körper zu klopfen. Ja, weil in die Hände klatschen global gesehen schon so vielen Menschen geholfen hat ihre Angst zu bändigen. #augenbraue–bis-zum-anschlag-nach-oben-zieh.

Lady-Cupcake-psycholedic-different-ankles-different-emotionsPhoto by Christine Kostner Photography

side-step

Es ist nicht mehr März. Es ist nicht mehr ja-im-August-dann-wer-ma-so-lafn-und-vorher-werma-so-krass-trainieren-bist-du-gscheit Zeit. Es ist JETZT. Jetzt den Körper an sein Limit treiben. Jetzt unsere inneren desktruktiven Muster (un-)bewusst aufleben lassen. Wir stehen vor der Frage, diese aufzubrechen oder weiter zu zelebrieren wie verrückt. Begleitet werde ich dabei von einem inneren, eingespielten, altbekannt-ungalanten Orchester aus Zicken-Pauken, Bequemlichkeits-Trompeten, Weinerlichkeits-Bratschen….und zwei Einhörnern, die gegen das Becken treten. Ständig. Gegen das Schrecken-Becken im metaphorischen Schmerzorchester und mein eigenes, weil ich ab Kilometer 17 die Vorstellung habe in einer feierlichen Trauerzeremonie Abschied von meinen Hüftgelenken nehmen zu müssen und es gegen porzellanene ersetzen zu müssen. Und ich muss an dieser Stelle betonen wie gern ich meine Hüften habe. Die haben in meiner Gesamtsymphonie an wunderschönen anatomischen Bewegungsabläufen dafür gesorgt, dass ich mich überall (auch in der halben Welt) ganz gut fortbewegte. Wie ein Terminator, oder besser noch Captain Cook holzbeinig würde ich weiter durchs Leben humpeln. Ja retro stylish wie Terminator, aber hölzern in Gang und Rhetorik aufgrund dieser Lauferfahrung, die Hüfte, Herz und Stolz gebrochen hätte. Ja dahin humpeln würde ich und eine emotionslose Rede würde ich halten. Aka Wie der Chef vom Abwehrkämpferbund, der sonst im Dorf alle übelst-einschläfernden Grabreden zu fremden Verstorbenen hält, inhaltsleere tabellarische Lebensläufe vorliest und in meinem Fall meine Hüfte überhaupt nicht kannte. Zum Glück. Und danach höre ich Gitarren die Begleitakkorde von „Griechischer Wein“ zu meiner Frust-Champagner-Hüftverlust-Trauer-Party (die sich doch nur aus unfreiwillig vergorenem Apfelsaft ergäbe – zwecks Budgetmängeln) zum Besten geben. Denn sie würden dabei helfen all meine Träume, Sehnsüchte, Konstrukte meiner eigentlichen Realität/ meiner Bestimmung weiterhin im dunkelbunten „life sadness“ Apfel- to-be-Champagnerbad zu ersäufen. Ich säufte den alten Apfelsaft und freute mich über die pelzig weichen Zungenschmeichler, die ich mir als angesoffene Früchte schön rede. Und die ersoffenen Träume wälzten sich in der Magengrube. Bis sie ein Strudel aus Resignation wären. Und eh wurscht. Denn später würde ich Schimmel und Träume ohnehin über meinen Darm ausscheiden. Und weg wären sie. Die Träume und die eigentliche Bestimmung. ODER…….

Back to the topic: 1h 40m to go

Wir tun es, wirklich! Viele Profis, oder eben selbe zumindest mimend, fahren mit uns im Zug nach Velden. Zwei davon – vielleicht in den späten 50ern/early 60s – sitzen uns direkt gegenüber. Sie fragen uns nach unserer „Zeit“. Ich denke „Ich verstehe die Frage nicht. Zeit ist Jetzt“. Sie meinen natürlich unser Ziel für heute. Denn wozu einen Marathon laufen, wenn es kein möglichst knallhart getaktetes Zeitlimit gibt? Wir versuchen nett und höflich zu antworten. Es ist ja unser erster Halbmarathon. Sie raten uns, es langsam anzugehen, gut auf die Atmung zu schauen, nur nicht zu hudeln oder vom Strom der gehetzten Athleten antreiben lassen. Mein Ziel: „Ich möchte in einem Stück ankommen und erstmals in meinem Leben den Weg zum Ziel genießen“. Der Startbogen ist mir jetzt egal. Ich möchte ankommen. Ohne Kreislaufkollaps oder vor Verhärtung schmerzenden Oberschenkeln oder ausgehebelten Knien oder Captain-Hook-Hüften. Nicht mehr, nicht weniger. Ich möchte den Lauf genießen.

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on the way

Die Stimmung ist der Wahnsinn. Alle sind ganz hyper-hyper. Ich muss schon wieder urinieren. Lieber jetzt, als unterwegs. Startschuss – off we go. Wir haben den Lauf mit einigen weiteren Zurückgebliebenen ( 🙂 Du weißt was ich eigentlich meine, oder?) ganz für uns. Voll privat. Hinter uns: Eine sympathische Sanitäterin am bike und die Polizei. Mit Blaulicht. Ich wurde noch nie von der Polizei verfolgt. Bist du narrisch, bin ich wild. Crazy. #lebenamlimit Vor uns: grillende Zirpen ( 🙂 Auch hierbei weißt du, was ich meine, ne?). Wir plaudern miteinander und mit den andern 2 – 3 letzten LäuferInnen. Ich genieße es. Das Jetzt. Schaue immer wieder auf den See und in den Himmel. Wir begegnen einem Lustmolch 80+, der mit heruntergelassener Hose seine ebenso 80+ Begleiterin im Strandbadbereich – noch in der vertikalen – auf das sogleich folgende vorbereitet. Sie scheint es zu genießen. Die Beiden grinsen und freuen sich über ihre hornyness. „Warum haben Männer bloß keine Cellulite“, denke ich. Und wieder muss ich meinem Hirn sagen, nicht immer erst an das Wort Cellulose zu denken, wenn ich das Bild von schwachem Bindegewebe in ein Wort verpacken möchte. Weiter geht’s. Wir laufen und laufen. Ich muss stehen bleiben. Der See ist besonders hier so atemberaubend. Ich brauche ein Selfie von mir, der Freude, dem See. Ich verliere rd. 20 Sekunden. Ebenso 3 x 20 Sekunden an den Labestationen. Seriously, hast du schon mal versucht im Laufen zu trinken? Keine gute Idee. I just don’t give a fuck. Was mir wiederum sehr wichtig ist, sind die Menschen links und rechts entlang der Straße. Das kleine Mädchen mit dem Fransen-T-Shirt, dass ca. 200 m gemeinsam mit uns läuft; uns anfeuert; uns mit einem Lächeln verzaubert. Wir werden feurig unterstützt von Strecken-Zuschauern und bekommen viel Extra-Aufmerksamkeit. Ist ja sonst keiner da. Eva wird mit ihrem Namen angesprochen, was die Motivation enorm steigert. „Die haben ganz schön Ausdauer“, denke ich, wenn die nach über 2.600 LäuferInnen noch immer Bock haben uns paar Ausreißer anzufeuern. Die Freude ist groß. Danke dafür.

Ich genieße die schönen Häuser, Villen, Bootshäuser, die ich sonst vom Auto aus gar nicht wahrnehme. Weniger weil ich so schnell vorbei sause, sondern weil meine Gedanken beim Autofahren immer irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft gefangen sind. Diesmal staune ich also. Mein Mund bleibt offen. Ganz oft. „Ich lebe im Paradies“, höre ich mich wieder denken. Der Wind saust mir um die Ohren – die Wasserfontänen der Labestationen erfrischen mich ungeheuer, geben mir einen Kick, erfreuen Kreislauf und Gemüt. An der Strandpromenande – Promenaaaaade – in Pörtschach ist es ganz arg. Das Wasser ist ganz stürmisch, die Sonne reflektiert im Wasser, dahinter die Berge. Alter! Wie blind bin ich eigentlich. So schön ist es hier! Ich merke, dass ich schneller laufen könnte, steigere die Geschwindigkeit.

heaviness vs. happiness

Eva bemerkt, dass ich anziehe. Ich denke: „Ich könnte, aber ich muss nicht.“ Wie geil bitte ist das denn? Zum ersten Mal ist es so, dass ich weiß es ginge schneller, aber niemand zwingt mich, außer ich selbst. Wie schön, wenn man kann aber nicht muss. Bisher musste ich – konnte aber nicht. Sehr geil. Ich entscheide mich für den Genuss anstelle der Härte. Ziemlich revolutionär. Bei Kilometer 15 wird es happig. Es schmerzt überall. Wir entscheiden uns über ein Kuchenrezept zu plaudern. Wohnküchen. Njomm njomm. „Hätte ich jetzt auch gern“, denke ich. „Gibt es auch vegan“, ergänzt Eva. „Mir wurscht“, denke ich „Ich esse dieses vegan, wenn ich weiß,  wo es das zu kaufen gibt, den Wohnküchen UND den Zettel mit dem Rezept drauf….Ich brauch was zu futtern“. Wir reden ziemlich lange drüber. Zum Glück. Eva denkt nicht mehr an die fiese Achillessehne. Bis zur nächsten Labestation.

Kilometer 17: Kein Schmerz-Orchester, keine zerdepperte Hüfte. Pure Freude! What? Wie kann das sein? Wo sind die Zweifel hin. Achso, keine Energie mehr zum Sorgen machen da. Verstehe.

Kilometer 20: Uhhhhhhhhhhhhhh! Rund um die Knie wird es langsam aber sicher feurig. Ich hab das Gefühl mit den Bändern gleich Seilspringen zu können und versuche kleine Schritte zu machen; die Knie beisammen zu halten. Ich schaue auf meine Füße. Zum gefühlt 100. Mal an diesem wunderschönen Sonntag morgen, an dem ich um 05.45 Uhr aufgestanden bin, was ich mit großer Wahrscheinlichkeit zuletzt in meinen ersten Lebensjahren gemacht habe, und 200 g Nudeln mit Gemüsepeso gegessen habe. Ich schaue auf meine Füße und denke: „Wahnsinn! Ich denke an das Wort laufen und die beiden rosa Dinger hier (meine Füße in den rosa Laufschuhen) bewegen sich massiv rhythmisch – links, rechts, links, rechts . Was für ein Geschenk! Ich kann laufen. Ich blicke hoch und muss die Einsatzkräfte am Rand ebenfalls zum gefühlt 100. Mal fragen wo wir weiter lang laufen müssen. Kurzer Reminder: Die 2.600 Mann und Frau führende lauf-crowd war ja leider schon seit Stunden weg gewesen. Und im Schweiß-Spurenlesen bin ich nicht sonderlich bewandert. Mein Schweiß-Spuren- und indogenes Holzpfeifenschnitzen Kurs I an der WIFI fängt erst im Dezember 2058 an. Die Leute sind so dermaßen lieb, aufbauend, motivierend, zuvorkommend. Dieser Lauf ist top organisiert. Die Leute wissen was sie tun.

900m, 800m… Die Springschnur-Kniebänder melden sich wieder. Ich fange an Samba zu tanzen. Und. Nein – jetzt kommt keine Werbeeinschaltung, bevor ich den nächsten Gewinner der aktuellen Staffel von Wer-wird-nächster-einarmiger-Bandit-Bandit oder Dschungel-Koch-Bachelor(ette)-Gang-Bang-ich-sing-hier-am-Strand-auf-Ibiza-voll-scheiße-immer-einen-Halbton-zu-tief-aber-Dieter-findet-mich-geil-deswegen-bin-ich-schon-14-Folgen-länger-drin-als-allen-Gehörgängen-weltweit-lieb-war-Superstar von dem die Welt nach 12h und 45 Min eh nie wieder was hört. Nein. Baaaaam: Ich springe ins Ziel!

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conclusion

Ich hab es geschafft. Nicht, dass das Leben „zu schaffen“ wäre. Es ist eh zu so viel mehr gedacht. Ich bin im Moment. Ich habe nasse Augen. Ich bin überglücklich. Nicht wegen der Kasteiung. Nicht wegen der Zeit – obwohl ich mir als absolutes Lauf-Weichei grad ziemlich geil vorkomme mit meinen unter drei Stunden. Nein: Ich hab es getan. Obwohl alle Instanzen in mir sagten, es würde nicht klappen. Obwohl alle Umstände inkl. des Fiebers wenige Tage vor dem Lauf dagegen sprachen. Und ich habe mein Hirn mit vielen schönen Eindrücken gefüttert und mich auf das Schöne fokussiert. Kann ich empfehlen. Ich habe viele Prozesse geordnet, mich über die Fähigkeiten meines Körpers gefreut. Ich bin dankbar. Ich bin voller Freude. Ich bin reich. Danke für diesen Gewinn!

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17. Juli, 2017 By Heidi Lampret

Lady Cupcake stellt sich vor 3/ 3

Foto: Christine Kostner Photography + Art

Wofür steht die Backware mit Topping in der Lady Cupcake Welt, außer für rotierende Personenwaagennadeln?

—> Der Cupcake steht in diesem Blog für mehr als nur ein wenig Hüftgold deluxe, das 10 Sekunden im Munde, ein Leben lang an den Hüften dahin schwabbelt. Neben meinem Einhorn „Mr. Waffles“ steht der Cupcake symbolisch für die Freude und Begeisterung, die ich in mir und den Menschen um mich herum weiter entfesseln möchte.

—> Der Cupcake symbolisiert den Glauben an das Fantastische (vgl. Funtastische). Hast du mal ein Kind beobachtet, das zum ersten Mal einen Cupcake, ein riesiges Stofftiereinhorn, den ersten Schnee oder den Weihnachtsbaum mit allen Sinnen erlebt? DAS ist das Fantastische an das ich mich täglich mit großer Mühe versuche zu erinnern. Ich liebe es, wenn Menschen sich freuen und dieses unbändige Lebensfeuer in den Augen haben. Egal worum es dabei für mich oder dich geht. Es gibt ganz bestimmt diese eine Sache in unser beider Leben, die dein Herz binnen Sekunden höher schlagen lässt, deine Atmung beschleunigt, Unmengen an Dopamin und Noradrenalin durch deinen wunderschönen Körper schnellen lässt und dein organismisches Erleben wie ein Rummelplatz-Karussell zum Leuchten, Humtata-im-Kreis-tanzen-lässen und dich durch und durch zum Schwingen bringen: Fischen, Alpinklettern, Briefmarken, Münzen oder mittelalterliche Schmiedewaren sammeln, Origami basteln, schwimmen, Triathlon laufen, Tretboot fahren, Aquarell malen, Photographieren, Tanzen, Lachen ohne Grund u.v.m. Mach was dich glücklich macht. Und bitte mehr davon. Jeden Tag.

—> Hach, ein Cupcake in all seiner Perfektion, Eleganz, mit verrückt-bunten Facetten und Toppings in allen Kreationen symbolisiert in meiner Welt die Individualität der Menschen. Nur manchmal verlieren wir unterwegs auf der Straße des Lebens unser Topping, oder es wird ranzig, weil wir es zu exponiert an der Sonne hatten oder von anderen einfach ohne Gespür verputzt oder für nicht gut genug befunden wurde. Ein andermal verlieren wir unser Topping, weil jemand, den wir absolut nicht haben kommen sehen, es uns aus der Persönlichkeit abspricht. Vielleicht findet jemand unsere Marzipanherzendeko zu kitschig und rührselig oder die dunkle Oreo-Sahnecreme zu plump und nicht schön anzuschauen. Oder Menschen mögen einfach justament diesen deinen Zitronengeschmack nicht. Vegan ist auch nicht Jedermann und -fraus Sache. Oder whatever. Freudianer bezeichneten mich an dieser Stelle mit Sicherheit als in der oralen Phase verhaftet geblieben. Backliebhaber verstehen die Leidenschaft und diesen Vergleich. Oder? Vielleicht muss man aber nicht alles zerklauben und zu Tode analysieren, um meine verrückt-kunterbunten, zuckersüß glasierten Zugänge zu verstehen. Und das tropft gerade aus meinem Füller, wo ich doch alle meine Handlungen und Gedanken ähnlich einem Rubikwürfel (Zauberwürfel) versuche stetig ins gleichfarbige Muster zu drehen. Naja, Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung.

Lady Cucpake blinkFoto: Theresa Pewal Photographie

Dieser Blog steht für…

mehr echt Sein // für mehr Gefühl // mehr Jetzt // mehr bei dir sein aber auch bei mir // mehr Liebe // mehr Offenheit //mehr ich-pfeif-auf-was-sich-gehört-oder-das-war-schon-immer-so-wozu-verändern // mehr was-erlebe-ich-an-diesem-schönen-Tag und weniger wie-lange-haben-wir-bis-zur-Pension // mehr Eiscreme bei – 3° oder eitriger Angina und btw bitte weniger eitrige Angina // mehr ich-tu-was-mir-gefällt // mehr das-Leben-ist-schön // mehr ich-spring-in-jede-Regenpfütze-und-pfeif-auf-gute-Optik // mehr Leidenschaft für jeden Tag //mehr Faszination 2 go an einem dunkelbunten Schultag // mehr Respekt mit dir und mir // weniger Eifer-Sucht // weniger Leidenssucht // mehr Leidenschaf(f)t // mehr Leichtigkeit // mehr Lebendigkeit // mehr Stil // mehr Offenheit // mehr Geduld // mehr Ausprobieren und ver-rücktes Tun, um das bisherige normal, dass mich und so viele andere Menschen in den Wahn-sinn trieb zu transformieren // mehr Ich – mehr Du – mehr Wir. Denn wenn wir uns alle selbst nahe sind, gut kennen, gibt es weniger Anlass uns gegenseitig narrisch zu machen!

Worin siehst du das Fantastische im Alltag? Was verzaubert dich? Was entzündet deine Begeisterung, sodass du um 4 Uhr morgens nicht mehr schlafen kannst, weil du es nicht erwarten kannst, dass der Tag beginnt?

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10. Juli, 2017 By Heidi Lampret

Wie schreibt man Liebe?

Ich hatte das Vergnügen mit einer Pipi-Langstrumpf-frechen, lebenshungrigen, kreativen Sechsjährigen ein Bilderbuch zu gestalten. Ganz spontan, ohne groß nachzudenken oder wenn und aber Botschaften über mein neuronales Wahrnehmungszentrum zu senden. Einfach so. Arbeitstitel: „Der große Bär und der kleine Bär auf der Suche nach Kirschen“. Ganz ehrlich, die story ist der Wahnsinn, der pädagogische Mehrwert nicht wegzudiskutieren: „Der Mensch ist für Kooperation geschaffen.“ so saust das Zitat eines lieben Bekannten ohne 56k-Modem-like Übertragungsverzögerung durch mein Hirn und schallt wie frisch gehört in meinen Ohren. Die Moral der Geschichte: Der große Bär, hilft dem kleinen Bären an die Kirschen hoch oben am Baum zu gelangen und beide ergötzen sich am herrlichen Frühsommergenuss der roten Frucht. Ich durfte übrigens die Sonne malen. *räusper*stolzbin* Aber sonst wollte ich den tollen Kreativprozess gar nicht weiter stören.

Wie schreibt man Liebe?

„Und schau, das ist die Nummer, damit dann auch jeder das Buch findet.“ erklärt die kleine Maus die ISBN-Nummer, die sie sich vom vielen Geschichten vorlesen gemerkt und auf U2 ihres eben kreierten Bildbandes in Kritzi-Kratzi-Schrift notiert hat. Sehr wiff und umsichtig! Ich bin beeindruckt, begeistert und wünsche ihr, dass ihr niemand diese Freude und diesen Ideenreichtum jemals austriebe! „Ich mag das der Oma schenken“, erklärt sie weiter, während ihre nach rechts oben gerichteten Kulleraugen ihr intensives Nachdenken verraten.  Pause. Sie denkt weiter. „Wie schreibt man Liebe? So wie bei liebe Oma?“ schießen gleich zwei weitere Fragen aus der aufgeweckten Maus. Ich schreibe ihr die Linien mit von der Sonne aufgeweichten Ölstiften auf das warme Butterpapier am Tisch, die junge Autorin spurt nach. Die Zunge vom rechten Mundwinkel ausgehend fast am rechten Nasenloch anstoßend, den Kopf heftig nach links neigend – eh klar, sonst schreibt es sich einfach nicht ganz so locker flockig – sie beobachtend, wünsche ich mir für ihr weiteres Leben: „Frag dich nicht nur wie man Liebe schreibt, sondern halte ganz oft inne und spür hinein, wo und wie DU Liebe fühlst. Egal ob für dein Fußballtrikot, dass Fleckentechnisch schon recht in Mitleidenschaft gezogen ist und durch Geruchsintension besticht, weil du’s so gern an hast, die tollen Urlaubserinnerungen in Kärnten, deine coolen Freunde aus der Nachbarschaft, deine Eltern oder später deine eigenen Kinder. Und bitte kreiere unbedingt weiterhin so tolle Geschichten. Die Welt kann deine Botschaften gut brauchen. Lass dich nicht aufhalten!

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