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12. September, 2017 By Heidi Lampret

Ertränkte Einhörner & Rassismus zum Dessert ODER Versteckte Anteile

Szenario: Ladies night. Topic: Batterie- und/ oder Akku-betriebenes Erwachsenenspielzeug aus Polyethylen und anderweitige goodies für grown-up-late-night-entertainment. Der Abend war sehr nett, informativ, eh nicht schmuddelig, wie man es als Laie ja erwarten würde. Einige erheiterte Damen rund um den Tisch versammelt. Gute Gespräche, viele Lacher. Es gab leckere Knabbereien und Gummibonbon-Naschkram in Einhornform, was ich besonders zu schätzen wusste. Denn ich mag zauberhafte Einhörner wirklich gerne. Die Präsentation neigte sich dem Ende. Es war an der Zeit meine Bestellung aufzugeben und mich weiterhin mit der Gastgeberin zu unterhalten, die ich sehr schätze und liebe. Ich erfreute mich meiner Gummibonbon-Einhörner. Ich ließ sogar zwei Einhörner miteinander an der Tischkante interagieren, wiehern, tanzen. Ein bisschen mit ihren Hörnern kämpfen ließ ich sie auch. Was soll ich sagen? Eines davon hat den Kampf verloren und wurde in meinem weißen Spritzer ertränkt. So ist das manchmal im Leben. Manchmal bist du das strahlende, siegessichere Einhorn mit vor Stolz aufgeplusterter Brust; manchmal bist du das selbstmitleidige Looser-Einhorn, dass hofft am Boden des Glases Hoffnung und Trost zu finden. Ich trank den Spritzer weiter und freute mich über den schönen Abend. Und über mein im Spritzer getränktes Gummibonborn-Einhorn, das wuchs und wuchs. Zumindest freute ich mich so lange, bis mir eben selbiges fast im Hals stecken blieb. Ich hatte ja den größten Teil der Konversation aufgrund meiner Einhornkämpfe überhört. Aber bei den Sätzen: „Wenn ich noch mal ein Kind kriege, dann schau ich, dass ich erste Klasse liege. Weil dieses Türkengesindel stinkt immer so dermaßen und die bringen immer so viele Verwandte mit und schnattern ununterbrochen. Nicht auszuhalten.“ konnte ich nicht mehr weghören. Ich spüre wie meine Augen weiter und weiter werden. Es waren einige Krankenschwestern unter den Gästen. Ich bin mir sicher sie wollten einen Schlaganfall-Erstcheck durchführen, hätte ich mir selbst meine Reaktion nicht so dermaßen verboten und im Einhorn-Spritzer ertränkt. Pokerface war angesagt. Es folgte noch einiges an Blabla über stinkende Ausländer. Und hey, ich darf wiedermal betonen, dass ich diesem Menschen keinesfalls seine Erfahrung absprechen möchte. Ja, vermutlich ist es nervig, wenn man grad entbunden hat so viele Leute im Raum zu haben, weil man ja selber noch ganz geschwächt ist und dieses Wunder, dass hier Stunden zuvor passiert ist, selbst noch verarbeiten und begreifen möchte. Es steht mir nicht zu jemandem den Mund zu verbieten. Darauf will ich gar nicht hinaus. Am meisten störte mich an dieser Gesamtsituation eher, dass ich (noch!) nicht die Courage hatte und habe, bei Aussagen wie dieser die Situation zu verlassen. Und mich führten diese Situationen hin zu meiner eigenen Haltung gegenüber Menschen aus anderen Ländern. Und damit war für mich klar: Das würde unbequem für mich selbst werden! Mir geht es in solchen Situationen gar nicht darum, eine endlose Diskussion über „Du hast unrecht – Ich habe recht“ zu führen. Das ist auch unmöglich, weil wir Beide aus unserer Sicht Recht haben. Und ich will mich nicht wieder als Gutmensch beschimpfen lassen, denn das ist ja offensichtlich seit 2015 das jährlich wiederkehrende Unwort hier in Mitteleuropa.

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Photo by Christine Kostner Photography  

Worauf ich hinaus möchte

Ich bin allergisch auf:

  1. Pauschalaussagen und -verdächtigungen —> vgl. „Alle Ausländer sind böse.“

  2. Auf Aussagen mit Tendenz zu Verfolgungswahn —> „Alle Ausländer deren Sprache ich nicht spreche, schmieden bestimmt Attentatspläne und beschimpfen mich oder möchten mich ad hoc in die Luft sprengen.“

  3. Aus der Luft gegriffene und bei Zeltfesten mit im Kollektiv erhobenen Biermaßen einstimmig verifizierte Negativaussagen auf unterster menschenwürdiger Ebene zum Thema Körperhygiene —> vgl. „Die Inder, die stinken!

Darauf bin ich wirklich wirklich allergisch! Ich bin Ausländerin überall auf der Welt, nur nicht in Österreich. Was glaube ich, wer ich bin, solche Aussagen früher auch gedacht zu haben oder heute noch immer im Zuge netter Erwachsenenabende mit batterie- und/ oder Akku-betriebenem Erwachsenenspielzeug aus Polyethylen und anderweitigen goodies fürs grown-up-late-night-entertainment zuzuhören?

Ich bin selbst leider auch Rassistin

Ja, das hab ich geschrieben, um deine Aufmerksamkeit zu halten. Anders gesagt, ich hab auch rassistische Anteile in mir. Leider. Tut weh, ist aber wahr. Ich wurde so erzogen oder ich hab mir das Verhalten der großen Menschen mit ihren schlauen Köpfen auf ihren Giraffenhälsern abgeschaut. So war meine damalige Kinderperspektive. Und ich dachte: „Wer so hoch oben denkt und spricht, der muss gesehen haben, wie weit die Welt ist. Weiter denken. Weiter sehen.“ Nix da! In den 90ern schlenderten des Öfteren Menschen mit anderer Hautfarbe als meiner (Alles andere darf man ja laut Knigge schon gar nicht mehr verwenden. In jedem Fall nehme ich diesen Blogpost hier mehr als ernst, das kannst du mir glauben.) zu uns auf den Bauernhof. Meine Großmutter wurde immer ganz hysterisch und scheuchte uns Kinder ins Haus und die Hühner in den Stall. Nicht mal der Hund durfte draußen bleiben, geschweige denn seine Wasserschüssel oder die Jausenbretter mit der Salami und dem selbst gebackenen Brot; die anderen Leckereien, die wir alle eben noch unbeschwert unterm schattigen Nussbaum verspiesen haben (Ich weiß, dass es verspeisten heißt, aber ich liebe es das so zu schreiben). Alle sozialen Interaktionen mussten sofort unterbunden werden. Manchmal fragte ich mich, ob Oma nicht auch noch die Stangenbohnen raus fetzen und die Kartoffeln ausgraben wollte, um ja nichts an potentiellem Diebesgut außer Haus zu lassen. Seltsam war das. Ich verstand als Kind gar nicht was da abging. Solche Situationen fühlten sich als Kind immer massiv bedrohlich an. Manchmal standen die netten Herren mitten im Vorhaus. Naja, aber auch klar, wenn man keine Klingel an der Tür hat am Bergbauernhof und ein Klopfen nicht hört, weil Dampf und Schäumen der Kochtöpfe und plärrende Kinder dieses übertönten. Da kann ich den Herren gar keinen Vorwurf machen, ein paar Schritte ins Haus zu setzen. Wäre die Reaktion eine andere, wären es Männer mit heller Haut? Erst Jahre später merkte ich, was für „finstre“ Geschäfte da abgingen. Die jungen Männer, deren schönstes Styling-Detail jeweils das wärmste und herzlichste Lächeln der Welt war, trugen doch tatsächlich – und jetzt schnall dich an – Glitzerbilder in ihren seitlich umgehängten Tragetaschen. Wohooo, echt finstere Ganoven waren das. Oder? Kennst du diese Bilder noch? Kannst du dich erinnern? Kätzchen, Alpenlandschaften, Engelschutzbilder und so weiter. Ha! Von da an hatte ich meine Großmutter entlarvt. Sie hatte so große Angst vor diesen Menschen, nur weil die Hautfarbe anders war als ihre eigene. Und doch wartete gleich unter der ersten Hautschicht meiner Großmutter schon ein Mensch, der selbst unsicher war, Angst hatte davor anders oder besser gesagt ehrlich zu sich selbst zu sein. Was uns am Gegenüber auffällt, hat leider oft etwas mit uns selbst zu tun. Kenn ich bestens! Deswegen auch meine allergische Reaktion bei der entwertenden Körperhygiene-Aussage gegenüber AusländerInnen. Weil ich selbst auch schon diesen oder ähnliche konditionierte Gedanken hatte. So viele Jahre meines Lebens. Ich dachte die Gedanken anderer, die diese Meinung für gut, richtig und angemessen hielten. Ich habe Äußerungen wie diese als mini Puzzleteil für meine Zugehörigkeit zu dieser Gesellschaft verstanden und viel zu lange nicht hinterfragt. Nun entscheide ich mich aber dagegen bzw. dazu diese Gedanken zu transformieren durch den Versuch täglich neue Gedanken zu erschaffen. Denn dieser rassistische Scheiß ist für mich und meine innere Welt einfach nicht länger vertretbar. Ich seh‘ mich oft im Außen Frühjahrs- oder Weihnachtsputz betreiben, mich die Finger wund schrubben bei der wöchentlichen Bad-Generalsanierung (oder wenn ich emotional besonders belastet bin und mich gar nicht mehr zu artikulieren weiß). Meinen Kopf aber habe ich so lange Zeit nicht gewartet, geputzt, entmistet oder auf Hochglanz gebracht. The time is now.

Meine Großmutter hat jedes Mal ein Bild gekauft

Ja wie jetzt? Aus Angst? Oder weil ihr die Bilder am Ende doch gefielen? Seriously? Kann das wirklich wahr sein? Oder hat sie die Not der finsteren Männer mit den Umhängetaschen eh verstanden? Und dafür der ganze Zirkus. Rund 10 Glitzerbilder zierten Küche und Wohnzimmer. Über der Eckbank und neben dem Herd an der Wand hingen auch welche. Ha! Mir konnte man mit meinen 5 Jahren nichts vormachen. Vgl. Sherlock Cupcake! Worauf ich hinaus will ist, ich verstehe, dass ich noch heute zusammenzucke, ob der Pawlowsch’ konditionierten Hysterie meiner Großmutter, sobald mich ein Schwarzafrikaner/ Farbiger/ Dunkelhäutiger/ Mensch mit anderer Hautpigmentierung (JA! Jetzt hab ich’s doch geschrieben. In aller Wertschätzung. Weil ich dieses mit Samthandschuhen-Getue einfach doch zu doof finde. Weiß doch jeder, dass das hier ein #pro-human-blogpost, #peace-love-ice-cream-blogpost ist). Sie hat’s nicht böse gemeint. Die Angst lässt uns alle seltsame Dinge tun. Und ja, ihr alle da draußen, die ihr nun mit Schaum vorm Mund drauf wartet, endlich hasserfüllt in die Tasten zu hauen und mir hier einen negativ-Bericht nach dem nächsten mit ach so gut recherchierte Zahlen über Mindestsicherungen und Co. um die Ohren zu hauen und, dass die alle so viel absahnen etc. Fragt euch stattdessen einfach, was ihr heute Gutes für die Welt tun könnt. Zuerst für euch selbst, dann für die Person neben euch. Nicht mehr – nicht weniger. Meine und deine Wahrnehmung sind schon in Ordnung. Und es lohnt sich nicht über richtig oder falsch zu debattieren. Ich denke, was gesamtgesellschaftlich fehlt sind acts of peace (klingt im Englischen irgendwie schöner und größer. Und drückt tatsächlich das aus, was ich fühle). Nicht das Gelaber und die Streitereien über richtige und falsche Sichtweisen sind entscheidend, sondern unser Handlungen. Was kannst du heute für deinen türkischen Nachbarn tun, um euren Tag schöner werden zu lassen? Oder den russischen Busfahrer? Oder für die serbische Reinigungskraft im Büro? Für den kroatischen Portier? Integration wirft viele Fragen auf, kann in viele Richtungen gedacht werden. Die Probleme von Krisenländern sind im eigenen Land zu bewältigen, ein Wiederaufbau unbedingt zu befürworten. Integration – also die Einbürgerung von Menschen in ein neues Land/ eine neue Kultur – ist ein Tropfen auf den heißen Stein, nur ein temporärer Lösungsversuch. Müsstest du deine Heimat verlassen, würdest du nicht auch die Hoffnung mit dir und deinen wenigen Habseligkeiten im Gepäck tragen, eines Tages wieder zurückkehren zu dürfen? Integration wird auf Egoebene so groß diskutiert, aber es passiert in den Herzen der Menschen so wenig. Demgegenüber passiert in den Köpfen (vgl. Reptilienhirn) wiederum so viel, wenn ein Asylheim brennt. Wenn ich bedenke, wie viele Tote es in Krisenregionen zu beerdigen gäbe, wie viele Schulen wieder aufzubauen, wie viele Wasser- und Stromleitungen zu installieren wären u.v.m. Es gibt so viel zu tun. Und dieses Tun beginnt genau mit der Transformation meiner eigenen rassistischen Gedanken. Das ist der Ursprung. Die Menschen, die aktuell hier bei uns Zuflucht suchen, sind mehr denn je als Menschen zu betrachten. Es gibt gute, weniger gute und Menschen mit dunklen Absichten. Und ich schreibe an dieser Stelle leider nicht länger übers Glitzerbilder verkaufen. Die gibt es aber in Österreich und in allen Ländern auf der Welt. Denn Wahnsinn ist keine Frage der Herkunft, sondern eine Frage des Futters für den menschlichen Geist. Wie Nahrung für den Körper Gift oder Heilung sein kann, sind auch Gedanken, Haltungen und Ideologien Gift oder Heilung. Für den Moment sei gesagt: Sieh einfach den Menschen vor dir. Nicht die Hautfarbe oder die medial teils aufgebauschte Kriminalitätsstatistik. Kriminelle Handlungen, Vergewaltigungen, Tod, Mord sind keine Frage der Hautfarbe, sondern der Geisteshaltung oder Ausdruck des geistigen Wahnsinns, der leider in uns allen schlummert. Die animalischen, mordlüsternen Anteile, die tief im Dunkeln dahin siechen. Sie sind da. Auch in dir. Potential haben wir alle. Indem wir uns über Menschen anderer Herkunft/ Kulturen erheben sind wir aber nicht besser als sie. Im Gegenteil, es bringt uns auf dieselbe niedere humanitäre Bewusstseinsstufe, sodass Gewalt, Mord und Tatschlag wieder von vorne beginnen. Und da wollten wir ja eigentlich nicht hin, oder?

In der Ablehnung des Gegenüber ist auch immer ein Teil von dir selbst verborgen. Was lehnst du an und in dir selbst ab? Das Böse wohnt dem Menschen inne, genau wie das Gute. Du und ich, wir entscheiden heute: Zerstören wir oder erschaffen wir. Wähle du, was du heute noch Gutes für dich und den Menschen neben dir tun möchtest. Das ist schon alles was zu tun notwendig ist. Wenn viele Menschen das an vielen Orten der Welt tun, ist eben diese dann doch nicht mehr so hoffnungslos verloren, wie gedacht.

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7. September, 2017 By Heidi Lampret

02:47:46.6 // Run baby, run

Yes, I did it. Ich war tatsächlich verrückt genug, vor-vorletzten Sonntag den Kärnten läuft Halbmarathon 2017 zu absolvieren. Ich sprang nach 02:47:46.6 ins Ziel, was in meiner Welt eine echte Bestzeit ist. Ich laufe seit ca. 16 Jahren, aber immer mit der Nasenspitze Richtung Sonne, meist lockerem Schlender-Spaziergang Tempo, einem Hang öfter mal umzudrehen, weil ich Marienkäfer, Glühwürmchen oder Entenfamilien näher beobachten muss. Von Pulsuhren hab ich das erste Mal vor 8 Jahren was gehört. Bis heute besitze ich keine, weil ich merke, dass ich aufhören muss zu laufen, wenn ich es im Hals ganz arg klopfen spüre. Das ist mir Indikator genug. Ein piepsen und leuchten am Handgelenk brauch ich nicht. Ja, so eine seltsame Läuferin bin ich. Laufen um des Laufens willen. Manchmal extrem im flow und ewig unterwegs. Manchmal nach 2 Minuten keuchend im Wald ankommend und einfach inne haltend den Waldbewohnern beim Sein zuhören; atmen. Meist laufe ich mit oder ohne Lieblingsmusik im Ohr durch den Wald. Ja, ja, Pulsuhr trägt sie keine, aber die Ohren macht sie sich kaputt. Auf das bisschen Technik möchte ich nicht verzichten. Und ich gehöre übrigens noch zur Generation, die mit Walk- und Discmans mit Soft-Ohrhörern laufen ging. #oldschoolrocks Manchmal laufe ich gerne mit lieben Laufbuddies zum Quatschen, Herzen öffnen und Seelen reinigen. Also einfach, um mich überhaupt zu bewegen, die Natur und gute Gespräche zu genießen.

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how the story began – the beginning of the end

Im März diesen Jahres offenbarte mir meine liebe Freundin Eva, dass sie schon lange den Wunsch hegte an diesem Lauf teilnehmen zu wollen. Wir blödelten ein wenig, nur alles über den Nasenspitzen aufwärts visuell erhaschend, über den Schreibtisch. Durch mein Klicken auf den PayPal-Button im Kärnten läuft Online-Anmeldetool wurde aus Spaß Ernst. Das Nenngeld war bezahlt und wir voller guter Dinge einem Trainingsplan zu folgen —> siehe runnersworld.de (*das ist keine bezahlte Anzeige, aber eine menschlich getragene). Easy zu erstellen für Newbies wie uns. Für unser Gefühl auch gut umzusetzen, mussten wir doch pro Tag nur die Anweisungen des jeweiligen Wochentages berücksichtigen. Von wegen! Schlechter vorbereitet als in dieser Lebensphase mit dem denkbar negativsten Mindset und den schlechtesten körperlichen Grundvoraussetzungen fand ich mich dehnend, springend, Urin auf hochtourend absondernd am Start wieder. Vor mir das imposante Schlosshotel Velden. Hinter mir der metaphorisch rausstehende Kackstift. Ziemlich sogar. Schon die Nacht davor war von Nervenkitzel. All diese Stimmen in meinem Kopf, die ärgstens diskutierten, um mich mit allen Mitteln von diesem Wahnsinn abzuhalten. Was man dann am nächsten Tag um dieselbe Uhrzeit auf diversen social media Kanälen sehen würde, wäre ein Bild meines Triumphes und ein gewohnt wortgewandter Schmäh, der Leichtigkeit und stählerne aber bestimmte Siegesatmosphäre verbreiten würde. Ja Leute. Das hier ist die ganze Wahrheit. Eigentlich fand ich mich – ungewöhnlich für mich – bereits um 22.30 Uhr im Bett ein. Den letzten nach Erholung schmachtenden Blick auf den Wecker warf ich gegen 2.42 Uhr morgens. Damned! „Ich laufe schon so lange Zeit. Es ist nur Laufen. Nur die Natur genießen, ein Bein vor das andere setzen und eines dieser fabelhaften Gespräche mit Eva führen. Nicht mehr“, höre ich mich denken. Woher kommt plötzlich dieser Druck? Diese Anspannung?

24 hours to go

Das Eselsohr vom Trainingsplan lächelt spöttisch aus der Werkzeugschublade. Ich hab ihn da hin verbannt, nunja…mangels Gewinner-Ehrgeiz. Wir sind nun auf Augenhöhe während ich mich in meine Sportschuhe bemühe. Ich schwinge mich auf aufs Rad. Trete mir gedanklich in den Hintern und in diesem Moment in die Pedale. Auf zur Running City. Startbeutelchen abholen. Es strömt in Regen. Eva und ich sind verabredet. Wir begrüßen uns strahlend, freudig, stolz darüber, dass wir das jetzt wirklich tun. Dass wir das jetzt wirklich trotzdem tun. „Wir sind die Ärgsten!“, geben wir abwechselnd mit akustisch unüberhörbarem Beifall wieder, um dieses Geschehen real werden zu lassen und uns die scheiß Angst mit Schulterklopfen und Händeklatschen aus dem Körper zu klopfen. Ja, weil in die Hände klatschen global gesehen schon so vielen Menschen geholfen hat ihre Angst zu bändigen. #augenbraue–bis-zum-anschlag-nach-oben-zieh.

Lady-Cupcake-psycholedic-different-ankles-different-emotionsPhoto by Christine Kostner Photography

side-step

Es ist nicht mehr März. Es ist nicht mehr ja-im-August-dann-wer-ma-so-lafn-und-vorher-werma-so-krass-trainieren-bist-du-gscheit Zeit. Es ist JETZT. Jetzt den Körper an sein Limit treiben. Jetzt unsere inneren desktruktiven Muster (un-)bewusst aufleben lassen. Wir stehen vor der Frage, diese aufzubrechen oder weiter zu zelebrieren wie verrückt. Begleitet werde ich dabei von einem inneren, eingespielten, altbekannt-ungalanten Orchester aus Zicken-Pauken, Bequemlichkeits-Trompeten, Weinerlichkeits-Bratschen….und zwei Einhörnern, die gegen das Becken treten. Ständig. Gegen das Schrecken-Becken im metaphorischen Schmerzorchester und mein eigenes, weil ich ab Kilometer 17 die Vorstellung habe in einer feierlichen Trauerzeremonie Abschied von meinen Hüftgelenken nehmen zu müssen und es gegen porzellanene ersetzen zu müssen. Und ich muss an dieser Stelle betonen wie gern ich meine Hüften habe. Die haben in meiner Gesamtsymphonie an wunderschönen anatomischen Bewegungsabläufen dafür gesorgt, dass ich mich überall (auch in der halben Welt) ganz gut fortbewegte. Wie ein Terminator, oder besser noch Captain Cook holzbeinig würde ich weiter durchs Leben humpeln. Ja retro stylish wie Terminator, aber hölzern in Gang und Rhetorik aufgrund dieser Lauferfahrung, die Hüfte, Herz und Stolz gebrochen hätte. Ja dahin humpeln würde ich und eine emotionslose Rede würde ich halten. Aka Wie der Chef vom Abwehrkämpferbund, der sonst im Dorf alle übelst-einschläfernden Grabreden zu fremden Verstorbenen hält, inhaltsleere tabellarische Lebensläufe vorliest und in meinem Fall meine Hüfte überhaupt nicht kannte. Zum Glück. Und danach höre ich Gitarren die Begleitakkorde von „Griechischer Wein“ zu meiner Frust-Champagner-Hüftverlust-Trauer-Party (die sich doch nur aus unfreiwillig vergorenem Apfelsaft ergäbe – zwecks Budgetmängeln) zum Besten geben. Denn sie würden dabei helfen all meine Träume, Sehnsüchte, Konstrukte meiner eigentlichen Realität/ meiner Bestimmung weiterhin im dunkelbunten „life sadness“ Apfel- to-be-Champagnerbad zu ersäufen. Ich säufte den alten Apfelsaft und freute mich über die pelzig weichen Zungenschmeichler, die ich mir als angesoffene Früchte schön rede. Und die ersoffenen Träume wälzten sich in der Magengrube. Bis sie ein Strudel aus Resignation wären. Und eh wurscht. Denn später würde ich Schimmel und Träume ohnehin über meinen Darm ausscheiden. Und weg wären sie. Die Träume und die eigentliche Bestimmung. ODER…….

Back to the topic: 1h 40m to go

Wir tun es, wirklich! Viele Profis, oder eben selbe zumindest mimend, fahren mit uns im Zug nach Velden. Zwei davon – vielleicht in den späten 50ern/early 60s – sitzen uns direkt gegenüber. Sie fragen uns nach unserer „Zeit“. Ich denke „Ich verstehe die Frage nicht. Zeit ist Jetzt“. Sie meinen natürlich unser Ziel für heute. Denn wozu einen Marathon laufen, wenn es kein möglichst knallhart getaktetes Zeitlimit gibt? Wir versuchen nett und höflich zu antworten. Es ist ja unser erster Halbmarathon. Sie raten uns, es langsam anzugehen, gut auf die Atmung zu schauen, nur nicht zu hudeln oder vom Strom der gehetzten Athleten antreiben lassen. Mein Ziel: „Ich möchte in einem Stück ankommen und erstmals in meinem Leben den Weg zum Ziel genießen“. Der Startbogen ist mir jetzt egal. Ich möchte ankommen. Ohne Kreislaufkollaps oder vor Verhärtung schmerzenden Oberschenkeln oder ausgehebelten Knien oder Captain-Hook-Hüften. Nicht mehr, nicht weniger. Ich möchte den Lauf genießen.

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on the way

Die Stimmung ist der Wahnsinn. Alle sind ganz hyper-hyper. Ich muss schon wieder urinieren. Lieber jetzt, als unterwegs. Startschuss – off we go. Wir haben den Lauf mit einigen weiteren Zurückgebliebenen ( 🙂 Du weißt was ich eigentlich meine, oder?) ganz für uns. Voll privat. Hinter uns: Eine sympathische Sanitäterin am bike und die Polizei. Mit Blaulicht. Ich wurde noch nie von der Polizei verfolgt. Bist du narrisch, bin ich wild. Crazy. #lebenamlimit Vor uns: grillende Zirpen ( 🙂 Auch hierbei weißt du, was ich meine, ne?). Wir plaudern miteinander und mit den andern 2 – 3 letzten LäuferInnen. Ich genieße es. Das Jetzt. Schaue immer wieder auf den See und in den Himmel. Wir begegnen einem Lustmolch 80+, der mit heruntergelassener Hose seine ebenso 80+ Begleiterin im Strandbadbereich – noch in der vertikalen – auf das sogleich folgende vorbereitet. Sie scheint es zu genießen. Die Beiden grinsen und freuen sich über ihre hornyness. „Warum haben Männer bloß keine Cellulite“, denke ich. Und wieder muss ich meinem Hirn sagen, nicht immer erst an das Wort Cellulose zu denken, wenn ich das Bild von schwachem Bindegewebe in ein Wort verpacken möchte. Weiter geht’s. Wir laufen und laufen. Ich muss stehen bleiben. Der See ist besonders hier so atemberaubend. Ich brauche ein Selfie von mir, der Freude, dem See. Ich verliere rd. 20 Sekunden. Ebenso 3 x 20 Sekunden an den Labestationen. Seriously, hast du schon mal versucht im Laufen zu trinken? Keine gute Idee. I just don’t give a fuck. Was mir wiederum sehr wichtig ist, sind die Menschen links und rechts entlang der Straße. Das kleine Mädchen mit dem Fransen-T-Shirt, dass ca. 200 m gemeinsam mit uns läuft; uns anfeuert; uns mit einem Lächeln verzaubert. Wir werden feurig unterstützt von Strecken-Zuschauern und bekommen viel Extra-Aufmerksamkeit. Ist ja sonst keiner da. Eva wird mit ihrem Namen angesprochen, was die Motivation enorm steigert. „Die haben ganz schön Ausdauer“, denke ich, wenn die nach über 2.600 LäuferInnen noch immer Bock haben uns paar Ausreißer anzufeuern. Die Freude ist groß. Danke dafür.

Ich genieße die schönen Häuser, Villen, Bootshäuser, die ich sonst vom Auto aus gar nicht wahrnehme. Weniger weil ich so schnell vorbei sause, sondern weil meine Gedanken beim Autofahren immer irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft gefangen sind. Diesmal staune ich also. Mein Mund bleibt offen. Ganz oft. „Ich lebe im Paradies“, höre ich mich wieder denken. Der Wind saust mir um die Ohren – die Wasserfontänen der Labestationen erfrischen mich ungeheuer, geben mir einen Kick, erfreuen Kreislauf und Gemüt. An der Strandpromenande – Promenaaaaade – in Pörtschach ist es ganz arg. Das Wasser ist ganz stürmisch, die Sonne reflektiert im Wasser, dahinter die Berge. Alter! Wie blind bin ich eigentlich. So schön ist es hier! Ich merke, dass ich schneller laufen könnte, steigere die Geschwindigkeit.

heaviness vs. happiness

Eva bemerkt, dass ich anziehe. Ich denke: „Ich könnte, aber ich muss nicht.“ Wie geil bitte ist das denn? Zum ersten Mal ist es so, dass ich weiß es ginge schneller, aber niemand zwingt mich, außer ich selbst. Wie schön, wenn man kann aber nicht muss. Bisher musste ich – konnte aber nicht. Sehr geil. Ich entscheide mich für den Genuss anstelle der Härte. Ziemlich revolutionär. Bei Kilometer 15 wird es happig. Es schmerzt überall. Wir entscheiden uns über ein Kuchenrezept zu plaudern. Wohnküchen. Njomm njomm. „Hätte ich jetzt auch gern“, denke ich. „Gibt es auch vegan“, ergänzt Eva. „Mir wurscht“, denke ich „Ich esse dieses vegan, wenn ich weiß,  wo es das zu kaufen gibt, den Wohnküchen UND den Zettel mit dem Rezept drauf….Ich brauch was zu futtern“. Wir reden ziemlich lange drüber. Zum Glück. Eva denkt nicht mehr an die fiese Achillessehne. Bis zur nächsten Labestation.

Kilometer 17: Kein Schmerz-Orchester, keine zerdepperte Hüfte. Pure Freude! What? Wie kann das sein? Wo sind die Zweifel hin. Achso, keine Energie mehr zum Sorgen machen da. Verstehe.

Kilometer 20: Uhhhhhhhhhhhhhh! Rund um die Knie wird es langsam aber sicher feurig. Ich hab das Gefühl mit den Bändern gleich Seilspringen zu können und versuche kleine Schritte zu machen; die Knie beisammen zu halten. Ich schaue auf meine Füße. Zum gefühlt 100. Mal an diesem wunderschönen Sonntag morgen, an dem ich um 05.45 Uhr aufgestanden bin, was ich mit großer Wahrscheinlichkeit zuletzt in meinen ersten Lebensjahren gemacht habe, und 200 g Nudeln mit Gemüsepeso gegessen habe. Ich schaue auf meine Füße und denke: „Wahnsinn! Ich denke an das Wort laufen und die beiden rosa Dinger hier (meine Füße in den rosa Laufschuhen) bewegen sich massiv rhythmisch – links, rechts, links, rechts . Was für ein Geschenk! Ich kann laufen. Ich blicke hoch und muss die Einsatzkräfte am Rand ebenfalls zum gefühlt 100. Mal fragen wo wir weiter lang laufen müssen. Kurzer Reminder: Die 2.600 Mann und Frau führende lauf-crowd war ja leider schon seit Stunden weg gewesen. Und im Schweiß-Spurenlesen bin ich nicht sonderlich bewandert. Mein Schweiß-Spuren- und indogenes Holzpfeifenschnitzen Kurs I an der WIFI fängt erst im Dezember 2058 an. Die Leute sind so dermaßen lieb, aufbauend, motivierend, zuvorkommend. Dieser Lauf ist top organisiert. Die Leute wissen was sie tun.

900m, 800m… Die Springschnur-Kniebänder melden sich wieder. Ich fange an Samba zu tanzen. Und. Nein – jetzt kommt keine Werbeeinschaltung, bevor ich den nächsten Gewinner der aktuellen Staffel von Wer-wird-nächster-einarmiger-Bandit-Bandit oder Dschungel-Koch-Bachelor(ette)-Gang-Bang-ich-sing-hier-am-Strand-auf-Ibiza-voll-scheiße-immer-einen-Halbton-zu-tief-aber-Dieter-findet-mich-geil-deswegen-bin-ich-schon-14-Folgen-länger-drin-als-allen-Gehörgängen-weltweit-lieb-war-Superstar von dem die Welt nach 12h und 45 Min eh nie wieder was hört. Nein. Baaaaam: Ich springe ins Ziel!

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conclusion

Ich hab es geschafft. Nicht, dass das Leben „zu schaffen“ wäre. Es ist eh zu so viel mehr gedacht. Ich bin im Moment. Ich habe nasse Augen. Ich bin überglücklich. Nicht wegen der Kasteiung. Nicht wegen der Zeit – obwohl ich mir als absolutes Lauf-Weichei grad ziemlich geil vorkomme mit meinen unter drei Stunden. Nein: Ich hab es getan. Obwohl alle Instanzen in mir sagten, es würde nicht klappen. Obwohl alle Umstände inkl. des Fiebers wenige Tage vor dem Lauf dagegen sprachen. Und ich habe mein Hirn mit vielen schönen Eindrücken gefüttert und mich auf das Schöne fokussiert. Kann ich empfehlen. Ich habe viele Prozesse geordnet, mich über die Fähigkeiten meines Körpers gefreut. Ich bin dankbar. Ich bin voller Freude. Ich bin reich. Danke für diesen Gewinn!

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