Die Angst kann lähmen. Sie kommt stets ungelegen, uncharmant, ohne Vorwarnung. Dauern starke Angstgefühle mehr als 4 Wochen an [Achtung, dies ist KEIN medizinisch/ therapeutischer Hinweis, nur ein persönlicher Marker basierend auf eigenen Erfahrungen] empfehle ich dir, dich eingehend mit deinen Beschwerden zu beschäftigten. Was mir persönlich in der Hoch-Zeit meiner Angststörung wirklich geholfen hat, waren parallele Interventionen auf mehreren Ebenen:
- Mein Eingeständnis, dass etwas nicht stimmt. Mit jedem Tag gelang es mir, den Widerstand schrittweise zu reduzieren. Das ist kein Eingeständnis von Schwäche. Mit dir ist auch nichts komisch oder eigenartig. Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit bist du auch nicht verrückt; selbst wenn dein Verstand dir diesen Gedanken schon mal als nervtötenden Gedanken eingespeist hat.
- Gute Gespräche mit meinen Lieblingsmenschen. Mir fehlte der Mut und damit auch die Offenheit über meine Gefühle zu sprechen. Nur ein kleiner eingeweihter Kreis war informiert. Das reichte aber auch. Mit psychosomatischen Erkrankungen hausieren gehen war nicht so mein Ding. Als ich gezwungen war in Langzeitkrankenstand zu gehen, machte es ohnehin die Runde im Büro.
- Eine langfristige Psychotherapie: Es gibt verschiedene psychotherapeutische Richtungen. Ich habe mich für eine humanistische Fachrichtung entschieden, die personzentrierte Gesprächstherapie nach Carl Rogers. Vorrangig aber ist, dass der Draht zwischen dir und der/ dem Therapeutin/ Therapeuten stimmt. Wie bei Freundschaften oder Arbeitsbeziehungen ist es wichtig, dass du ihr/ ihm vertraust, dich wohl und verstanden fühlst. Im Laufe der Jahre erfuhr ich im Austausch mit Freunden und Bekannten, dass es zahlreiche Vorbehalte gegenüber Psychotherapie gibt. Ich kann bestätigen, dass ich keine einzige Therapieeinheit bereue, weil wir eine vertraute, positive therapeutische Beziehung gestalten konnten. Manchmal lachten wir, dann wieder weinte ich (nicht wir :-), ein andermal löste ich fundamentale, emotionale Hemmnisse gut auf, manchmal empfand ich gemeinsames Schweigen als hilfreich. 50 Minuten Raum nur für dich ist Ausdruck reiner Selbstliebe. Zudem gibt es aliquote Kassenbeteiligung. Informiere dich bei deiner/ deinem Therapeutin/ Therapeuten sowie deiner Krankenversicherung, damit du gut kalkulieren kannst.
- Psychopharmaka: Besonders in der ersten Zeit war an Erholung und Entspannung auf körperlicher und seelischer Ebene nicht mehr zu denken. Alleine deshalb sind psychosenähnliche Zustände keine seltene Begleiterscheinung. Hast du die Erfahrung gemacht, zwei oder mehrere Nächte in Folge schlecht zu schlafen? Dann kennst du das Unwohlsein, die Nervosität, die Schlappheit, das Gedankenchaos, richtig? Wichtig ist hierbei: MACHE KEINE EXPERIMENTE IM ALLEINGANG! Besonders Benzodiazepine können nur von einem Facharzt/ Psychiater verschrieben werden. Auch betreffend der Einnahmehäufigkeit empfiehlt es sich, lieber ein Mal mehr den Arzt zu konsultieren. In der Regel gibt es auch zahlreiche Präparate, die nicht abhängig machen (!!) oder sogar auf pflanzlicher Basis arbeiten. Hierfür empfehlen sich beispielsweise Johanniskrauttee, Baldrian-Kapseln oder Lavendel. Letzteres ist auch als Öl sehr entspannungsförderlich.
- Ein mehrwöchiger Krankenhausaufenthalt in einer psychosomatischen Klinik: Weniger wegen der spontanen, medizinischen Interventionen, vielmehr wegen der wertvollen, sinnstiftenden Begegnungen mit meinen Mit-InsassInnen. 🙂
- Lange Spaziergänge im Wald: Die Natur hat hohen Einfluss auf unsere psychische Gesundheit. Mehrere Quellen beschäftigen sich mit diesem positiven Zusammenhang.
- Yoga: Unter heilyoga.me findest du eine Zusammenstellung stärkender Yoga-Positionen bei Angststörungen. Ich hatte ein wenig Yoga Erfahrung aus Kursen, die ich die Jahre davor belegt hatte und yogierte zu Hause ganz für mich allein vor mich hin. Sinnvolle Anleitungen bieten auch YouTube Videos. Achtung: Geh nur so weit wie es dir und deinem Körper gut tut. Gerade, wenn du psychisch belastet bist, spüre noch intensiver in deinen Körper hinein. Yoga muss in dieser Lebensphase nicht zum Hochleistungssport werden!
- Tanzen: Zwar anfangs heimlich mit einem breiten, beschämten Lächeln, aber es wirkt. Es heißt ja auch BEWEGUNGS-Apparat, nicht SITZ-Apparat. Bewegung bringt so viele körpereigene Prozesse wieder in Gang, außerdem werden Endorphine ausgeschüttet. Tanzen/ Bewegen macht glücklich. Flashbacks in mein vierzehntes Lebensjahr waren unvermeidlich. Nach wenigen Minuten überwog stets die Freude über die Bewegung. Kein Grund für Scham, schon gar nicht in den eigenen vier Wänden!
- Meditation: Auch wenn das für mich anfangs bedeutete die Yoga-CD von Tchibo [Werbung weil Markennennung – Unbezahlte Werbung] mit Meditation zu verwechseln. Erst später tastete ich mich an Transzendentale Mediationen – wie etwa bei Byron Katie [wieder Werbung weil Markennennung – Unbezahlte Werbung] und Meditationen zur Aktivierung der Chakren und Steigerung der Neuroplasitzität von Dr. Joe Dispenza heran [again Werbung weil Markennennung – Unbezahlte Werbung].
- Reichlich Geduld und Selbstliebe. Dies setzt allerdings voraus, dass du dir deiner Selbstfürsorge und Bedürftigkeit bewusst wirst. Zumindest war das bei mir so. Bis zu meinem 26. Lebensjahr war ich der Meinung, ich müsse geradewegs durch mein Leben rasen wie ein ICE Zug. Dabei waren wohltuende Dinge wie sich eine Massage gönnen, zwei Tage in der Therme entspannen, zur Pediküre gehen; oder selbst die Dusche abends richtig bewusst wahrnehmen und dem Körper danken sehr fremd für mich!
Das waren meine persönlichen Top 10 Erste Hilfe Maßnahmen bei Angststörungen. Schenke dir und deinem Körper ausreichend Beachtung. Schärfe dein Bewusstsein und nimm wahr welche Situationen, Nahrungsmittel, Tageszeiten, Menschen (!) deine Angst fördern! Die hier angeführten Maßnahmen basieren auf meinen eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen während meiner Angststörung. Die hier angegebenen Informationen ersetzen keine medizinische oder therapeutische Erstberatung oder Intervention. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Lebens- und Schlafqualität bereits unter deinen Angstzuständen leidet (Mehr als 4 Wochen andauernde emotionale und physische Symptome), solltest du dir dringend Hilfe suchen. Nochmal: Das ist kein Zeichen von Schwäche – im Gegenteil!! Offen darüber zu sprechen und dir einzugestehen, dass du bereit bist deine Angst näher zu beleuchten sind die ersten wesentlichen Schritte hin zu Entlastung und zeugen von großer Stärke.
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Was hilft dir besonders gut, wenn du Angst hast? Welche Maßnahmen hast du in deinem Leben als besonders hilfreich gegen Angst empfunden, welche als angststeigernd? Danke fürs Teilen deiner Erfahrungen!
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