Foto by Theresa Pewal
Wer ist Lady Cupcake?
Viele Jahre bin ich auf der Suche. Wie Menschen eben so suchen. Manchmal ungeduldig, freudig, voller Zweifel, ganz bewusst, dann wieder unbewusst, manchmal leidenschaftlich, dann wieder ausgelaugt und ohne Lebenskraft; ein bisschen zu traurig, strahlend herzoffen, pampig. Mit dem gesamten menschlichen Gefühlsspektrum und meinem phantasievollen Karamellschmelztiegel, den ich meinen Kopf nenne. In meiner inneren Welt poppen eine Menge Fragen auf: Warum verbiete ich mir manche Persönlickeitsanteile, obwohl sie doch in so vielen Alltagssituationen immer wieder in verschieden krassen Nuancen zutage treten? Was ist mein Beitrag an die Welt? Was bringt mein Herz zum Tanzen? Was ist Weiblichkeit für mich? Warum tappe ich in die immer wieder schmerzhaften Lebens-Bärenfallen? Manchmal sind es tiefschürfende Fragen: Wer bin ich – wohin gehe ich? An anderen Tagen eher seichte: Was ziehe ich heute für Strümpfe an – mit Pünktchen oder ohne – und warum haben Männer bloß so gesegnet perfekte Beine, während meine an Zitrusfruchtschalen in verschiedensten Reifegraden erinnern? Tja, man nennt das Leben. Ein Leben, das nicht geradlinig, aber stets voller Überraschungen steckt. Und manchmal ist das Leben wie ein Cupcake, der das eine Mal super lecker mundet. Ein andermal steckt unter der deftigen Fettcreme nur halbfertig gebackene Sandmasse, extrem trockener Schoko-Cookieteig oder seelenloser Fertigteig mit zahlreichen Geschmacksverstärkern. Und dann sitzt du da; mit geschwollener Lippe, offener Mundschleimhaut und einer verlangsamten Darmperistaltik und fragst dich, ob das alles so ist wie es ist!
Was es mit den Cupcakes auf sich hat
Bis vor wenigen Jahren dachte ich mir beim Anblick meiner neu erworbenen Allround-Küchenmaschine: „Ich liebe dich und wenn es rechtlich erlaubt und gesellschaftlich anerkannt wäre, würde ich kleine Kuchenbabies mit dir machen!“ Ja, so leidenschaftlich war meine Backfreude. Ich liebe nämlich den Moment, wenn Staub- und Vanillezucker und ein wenig frisch gemahlene Zitronenschale, die raumtemperierte Butter küssen. Mhmhmhm. Die Erfahrung macht uns Menschen bekanntlich reich. So merkte ich einst schmerzlich, heute mit Leichtigkeit lachend: „Damned, so gut kannste gar nicht backen. Ich bleibe bei meiner Kernkompetenz: Genießen“ sprach das Mädchen mit dem Blümchen-Pettycoat während es den Deckel der Biomülltonne zuschmetterte, und sich vom fatalen Backergebnis verabschiedete. Ein andermal hatte ich Brownies gebacken. Nachdem ich diese ausschließlich mit einem Stemmeisen und/ oder einem Presslufthammer, statt dem feinen Kuchenvorleger servieren hätte können, war eine Entscheidung fällig. Nach einer 60 minütigen Asti-Bewusstwerdung mit meiner damaligen Mitbewohnerin, war die Schlußfolgerung auch gleich das Blech mit wegzuschmeißen. Abwaschen war unmöglich, waren doch Teig und Blech zu homogen ineinander verschmolzen. Außerdem schadet Abwaschen mit chemisch hergestellten Mitteln doch nur dem natürlichen Säuremantel der Haut. „Irgendwas anderes findest du schon“, dachte ich mir. Ich liebe es nach wie vor, hin und wieder ein Stück Kuchenglück oder einen herrlichen Cupcake mit verboten ästhetischer Dekoration, Zuckerguss und essbarem Glitzer zu genießen.
Von der Angststörung zur Mission Lebensglück
Vor 7 Jahren packte mich die Angst und dicht darauf gefolgt eine kaum in Worte zu fassende Lebensmüdigkeit, die meine Welt wie ich sie bisher kannte radikal zum Einstürzen brachte. Nichts war wie es meinerseits gedacht war. Das Leben dass ich kannte war vorbei. In Sekunden. Kaum Atem findend und auf Notfallmodus agierend, funktionierten grade noch lebenserhaltende physiologische Basisvorgänge. Wie ich mir mein Leben zurückholte und es mir heute noch neu gestalte, ist der Grund für diesen Blog. Es gibt ein Leben danach. Nach der psychischen Erkrankung, nach der Dunkelheit. Du brauchst einen kleinen Restfunken an Lebensfreude; an Ja, um wieder zurückzukehren. Nur nicht mehr als du, sondern als das eigentlich DU, als dass du immer schon gedacht warst. Dazu in einem der nächsten Beiträge mehr!
Geht’s net a bissl logischer?
….fragte mich mein überaus engagierter und kompetenter WKO-Rechtsberater, als ich ihn betreffend Markenschutz zu „Lady Cupcake“ befragte. Tja, weil es für mich nichts logischeres gibt, als meine hier veröffentlichten Texte unter diesem Kunstnamen zu veröffentlichen: Nein, es gibt keinen eindeutigeren Namen, der das besser veranschaulichen könnte, was ich vorhabe. Und ich mag es, bekannte Assoziationen in neue Bedeutungskontexte zu packen. Das impliziert zwar die Gefahr einer Ent-täuschung (vgl. „Wo gibt es hier in diesem Blog endlich die Cupcake-Rezepte?“), setzt also die große Erwartungshaltung voraus, es handle sich bei diesem Blog um einen Foodblog mit lauter Rezeptesammlungen. Im Leben gibt’s auch nicht immer das, was man erwartet. Kann gut gehen oder auch nicht. Wir werden sehen. Beziehungsweise: Du wirst es mir schon sagen, oder? Ich gehe das Risiko dieses Missverständnisses ein, entschuldige mich bei allen zuckereuphorisch-vorfreudig-speichelbefüllten Mündern und wünsche viel Spaß beim Lesen.