Photo by the incredible Christine Kostner
Wann kommt dieser verdammte scheiß Lift? Der Schweiß steht mir auf der Stirn, die Knie zittern, mein Blick wandert pseudo-interessiert an Leuchtkegeln und sonstiger Design-Ausführung der Personenlift Front aufgeregt im Zickzack nach oben, dann wieder runter. Verdammt! Die Blicke kreuzen sich mit der heißen Brünetten neben mit. Die mit dem C-Körbchen im kleinen Schwarzen mit dem tiefen Dekolleté. Ich bin happy mit meinem Körper. Wirklich! Mit mir in Frieden seit Jahren. Aber bei musternden Blicken – komprimiert ohne Ausweg scheinend – komme selbst ich ins schwitzen. Der Mund wird trocken. Wieder beäuge ich die Beleuchtung und den Lift. Total interessiert. Volles Verständnis über architektonische und bauphysikalische Grundprinzipien dieses Personentransportmittels heuchelnd. Wo ich doch so ein Fan von Liften bin. Und von Patanostern. Der Lift kommt. Perfekt! Denkste! Der Innenbereich ist komplett verspiegelt. An allen Ecken und Kanten reflektieren ihr und mein Körper. Unser Blicke treffen sich im Spiegel, fetzen aber gleich wieder in unterschiedliche Richtungen. Wie zwei Billardkugeln nach dem Aufprall.
Ihre Nase: Haltungsnote 10.6, hält sie sie doch mindestens 20 Grad höher als ich meine.
Ihre Attitude: Haltungsnote – 12.0.
Alter? Ernsthaft? Muss dieses sich-gegenseitig-mustern sein? Ich selbst, auch von Natur aus Augentier, kann mir ein unreifes Gegenmustern nicht verkneifen. Blöd angeglotzt werden und das dann nonverbal unkommentiert stehen lassen? No way! Miststück! Miststücke! Beide!
Photo by the incredible Christine Kostner
Wir Frauen sind das Problem
…zumindest sind wir tendenziell schon talentierter als Männer, uns in dieser und ähnlicher Millisekunden im Alltag eines zu konstruieren. Wechselseitig. Erfolgreich. Leider. Entschuldige dieses Generalisieren. Es ist mir nur schon zu oft selbst passiert, oder beim Beäugen zweier anderer Ladies ins Auge gestochen, was in verbalen Würgereiz mündete. Ich mag diese Eigenschaft nicht. Weder an mir selbst, noch an anderen. Was wir ablehnen bedarf aber besonderer Beachtung und hemmungslos schmerzhafter Ehrlichkeit. Ich bewerte. Du bewertest. Wir tun das ständig. Unsere Augen nehmen wahr, übertragen Reize an unser Hirn. Dort laufen kognitive Prozesse ab, teils aufgrund unseres Wissens, andererseits aufgrund von Erfahrungen; sprich von Gesehenem. Es passiert so automatisch wie atmen. Daher bleibe ich beim wir. Wir sind darin begabt, uns gegenseitig ein Problem auf die Nase oder den vergleichsweise kleineren Busen; den größeren/ kleineren Hintern, die anhand optischer Kriterien für Hieb- und Stichfest befundene Minderbegabung (w-t-f?) oder auf die bis zum Anschlag in hot pants gequetschte und so die Oberschenkel-Mondlandschaft stärkere Bein-Betonung zu binden.
Du bist das Miststück!
Sorry! Aber wenn du es auch wagst, mal eine Sekunde lang ehrlich zu sein, dann findest du diesen Anteil womöglich auch in dir! Zumindest behaupte ich das mal! Nicht wegen der Schlagzeile, die die Reichweite steigert, oder den Google Algorithmus irritiert, sodass ich auf der ultimativen-black-list aufscheine. Mich kostet diese Ehrlichkeit gerade viel Überwindung. Und Schweiß. Und ein bisschen weiche Knie. Diesmal ohne vollbusige Brünette in der Nähe. Im Laufe meiner Sozialisation war ich der Meinung, ich müsse auch so agieren. Wie ein Miststück. Es ist halt normal. Ist es nicht!! Das weiß ich heute! Zum Glück! Das heißt aber nicht, dass ich es nicht trotzdem tue. Ich bin auch ein Miststück. Manchmal. ABER: Ich erwische mich wenigstens dabei! Und darin sehe ich den Ausweg. Eines Tages zumindest. Das Erkennen dieses Musters ist schon mal der Anfang einer langen, langen Reise hin zu Wertschätzung, denn über -freiheit wage ich kaum zu schreiben. „Du musst dich doch nicht vergleichen. Jeder Mensch ist einzigartig auf dieser Welt. Du bist vollkommen. Der liebe Herrgott hat dich genau so gewollt. Bla bla bla“, so höre ich die zwar lieb gemeinten, dennoch mit meinen damalig zarten 17 Lebensjahren für kompletten Bullshit befundenen Zeilen des HBLA Reli-Lehrers im Ohr nachhallen. Ja eh lieb von ihm. Aber unbewusst ist unbewusst. Real zu pubertieren ist echt hart. Bitch ist bitch! So unterliegen wir lange Zeit unseres Lebens eigenen und gruppendynamisch gewachsenen Mustern.
Es liegt wohl in der Natur des Menschen, stets das nächst beste Angebot abzuchecken. Immer besser, immer heißer, gebärfreudigeres Becken, voller Busen, tolles Haar und schöne, gerade Zähne weisen insgesamt auf Gesundheit und entsprechende Genetik zur hemmungslosen Fortpflanzung und langfristigen Arterhaltung hin. Das betrifft Männer wie Frauen. Wobei Frauen an Männern noch Kriterien hinzufügen wie Einkommen, hierarchische Rangordnung im Job oder dichter Haarwuchs am Hinterkopf auch mit fortschreitendem Alter. Das bessere Angebot steht immer links und rechts von dir und mir. Aber wir bleiben wir. Und unser Angebot ist begrenzt. Wie die Auswahl an der Käsetheke. Irgendwann ist Schluss. Das Repertoire reicht von milden Gouda bis hart grenzwertigem Edelschimmelkäse. Da ist er wieder, der Würgereiz! Du und ich wir sind da irgendwo mitten drin. Einer steht bestimmt auf unseren Reifegrad, die Optik, den heftigen Geschmack, die schrille Aufmachung. Viele andere nicht. Was soll’s? Du bist nicht auf dieser Welt um jeden Geschmack zu treffen. Ist auch unmöglich. Wichtig ist, dass du dir schmeckst wie du bist.
Photo by the incredible Christine Kostner
Mein Umgang mit dem inneren Miststück?
1. Ehrlich zugeben und eingestehen, dass ich mich wie ein Miststück verhalte! Immer! Egal wie peinlich und dumm ich mir selbst dabei vorkomme!
2. Mich weder dafür verurteilen, noch geißeln!
3. Menschen, egal welchen Geschlechts, Komplimente machen, anstatt mich im Neid zu suhlen, bis ich gelb im Gesicht anlaufe! Das macht die Menschen glücklich und lässt mich im anderen die Schönheit erkennen. Und sie ihm/ ihr auch zugestehen!
Die meisten Menschen – wildfremde sind’s oft – sind sehr überrascht und tun sich schwer Komplimente anzunehmen. Wenn ich mich abwende, um den Weg aus dem Lift zu beschreiten oder endlich aus der unangenehmen Situation zu gelangen, nehme ich im Augenwinkel fast immer ein sanftes Lächeln wahr. Es ist so leicht Schönheit zu erkennen, aber unsagbar schwierig sie auch zuzuerkennen, ohne parallel die eigenen Komplexe zu füttern. Es ist so leicht, dass sich die Menschen um mich und dich herum freuen. Es braucht Überwindung, um den Menschen ihre Schönheit mitzuteilen. Erkenne das Miststück in dir! Lass es (auch) leben! Sag ihm aber mal einfach, dass es die Gosch’n halten darf, während es den Regenbogen-Mist deiner Oberstübchen-Einhörner aus dem phantastischen Hirnwix-Stall misten darf. Da hat es Zeit zum Nachdenken. Da kann es ruhig werden; runterkommen. Was Handwerkliches hat noch immer geholfen, um wieder Fuß zu fassen, nach bitchigen Höhenflügen wie diesen. Liebevoll wohl bemerkt! Neid ist der Motor deines Miststückes. Neid ist ein menschliches Gefühl. Alle Gefühle, die Menschen so fühlen können, dürfen auch Teil von dir sein! Aber du entscheidest wann und in welchem Umfang das Miststück zum Spielen raus darf oder anders gesagt wann, wie lang und mit welchen Sorten deine Käsetheke prall gefüllt ist!
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Wie geht’s dir mit Neid? Hast du dich schon mal wie ein Miststück gefühlt? Wie gehst du damit um? Fällt es dir leicht drüber nachzudenken? Und: Hast du bitte auch eine ehrliche Szene vor Augen, die du gerne teilen würdest? Ich bin gespannt!
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