Photo: Theresa Pewal Artist Portraits
Zu oft habe ich ihn gesucht und vermisst. Diesen Helden. Den Guru, den ich paralysiert anbeten kann. Der Chef/ die Arbeitskollegin/ der Freund/ die Partnerin/ die EnergetikerIn oder der spirituelle Wegweiser. Lauter Menschen, die das Gefühl vermitteln sollten, besonders zu sein. Doch da ist er wieder. Dieser Mangel. Dieser fade Geschmack im Alltag, während ich eigentlich leckere Eiscreme esse, Zeit mit lieben Menschen verbringe, einen Spaziergang in traumhafter Natur verbringe. Es ist die eigene Verbitterung, die Mund, Kopf und Herz geschmacklos erreicht. Ich hab ihn so oft gesucht. Den Menschen, der mir sagt was zu tun ist, weil ich selbst nicht genau weiss, wie ich den Bauplan für mein Lebensglück niederschreiben soll. Ich war oft enttäuscht von PolitikerInnen, ChefInnen, Wirtschaftsträgern, Religionsgemeinschaften, bis ich gemerkt habe, dass es nur einen einzigen Menschen gibt, der – weltweit – für mein Lebensglück verantwortlich ist. Und, dass dieser Held den ich suche gar nicht so weit weg sein muss. Gar nicht so arg entfernt im Außen. Es muss auch kein medial weit in alle Ecken und Enden der Welt hinausgetragener Held sein á la Mutter Theresa oder Mahatma Gandhi. Auch wenn es schön wäre, einen so edlen Menschen zu kennen oder selbst einer zu sein. Ich muss ja nicht gleich größenwahnsinnig sein mit dem Heldentum. Das geht auch im kleinen Kreise. Nein, es sind die feinen, tinzig winzigen Momente und Handlungen im Alltag, die besonders sind. Es sind die Menschen, die unter gar nicht so komischen Lebensumständen die maximale Freude entfachen. In sich selbst und in ihren Mitmenschen. Es sind die Menschen nebenan, die mit € 600,- Mini-Einkommen einen zauberhafteren Mikrokosmos für sich und ihre Familie gestalten können und die lauschigsten Hausparties mit den besten Gesprächen schmeißen. Es sind die Menschen an der Supermarktkasse, die trotz 11,5 h Schichten mit ihrem Lächeln pure Freude übertragen können. Es ist die Mutter mit zwei mehrfach beeinträchtigten Kindern, die durch die Liebe zu eben denselben und der Natur alles schaffen kann. Manchmal bin sogar ich selbst dieser Held. Ja und manchmal – so verrückt das für dich (jetzt noch) klingen mag – bist du selbst dieser Held. Du merkst es nur (noch) nicht. Du bist besonders. Genau jetzt in diesem gewöhnlichen Alltagsmoment. Schau genau hin, Spür hinein. Atme ein – atme aus. Feiere den Augenblick.
Lies in dieser Rubrik mehr über die AlltagsheldInnen, die mir in meinem Leben so begegnen. Es gelingt immer wieder, sie vor die Kamera oder das Audio-Aufnahmegerät zu locken!
*Mit der männlichen Formulierung ist die weibliche mit bedacht.